Mehrheit der Jugendlichen fehlt der Durchblick bei der Berufswahl

Die Mehrheit aller Jugendlichen (53 Prozent) findet sich in den vielfältigen Informationen zum Thema Berufswahl nur schwer zurecht. Nur 37 Prozent der Befragten schätzen die Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung als ausreichend ein. Für fast drei Viertel der Jugendlichen sind die Eltern die wichtigsten Unterstützer.

Wenn es um die Suche nach dem passenden Beruf geht, ist nur ein Viertel der Jugendlichen davon überzeugt, dass es genügend Informationen zur Berufswahl gibt, und man sich darin auch gut zurechtfindet. Demgegenüber sind 53 Prozent der Jugendlichen mit dem Informationsangebot überfordert. Immerhin weiß etwas mehr als jede:r zweite Jugendliche (56 Prozent) „sehr gut“ oder zumindest „eher gut“ über den angestrebten Beruf Bescheid. Dies sind die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, für die das Institut iconkids & youth bundesweit 1.666 Jugendliche befragt hat.

Die wichtigsten Informationsquellen sind immer noch Menschen 

Jugendliche sind bei der Berufsorientierung weniger digital orientiert als vermutet: Die wichtigsten Informationsquellen sind für die Hälfte der 14- bis 20-Jährigen (48 Prozent) Gespräche mit Lehrer:innen, Ausbilder:innen und Berufsberater:innen. Erst dann folgen mit 40 Prozent Informationen, die sie sich selbst anlesen und mit ebenfalls 40 Prozent Praktikumsplätze. „In der Corona-Krise wurde zu Recht eine zügige Digitalisierung der Berufsorientierung eingefordert“, sagt Ausbildungsexpertin Claudia Burkard. „Dabei dürfen wir aber nicht übersehen: die direkte Erfahrung und das persönliche Gespräch sind für viele Jugendliche immer noch essenziell. Jetzt, da wieder persönliche Kontakte möglich sind, müssen wieder mehr Praktika und Betriebskontakte stattfinden. Nur so bekommen die jungen Menschen ein realistisches Bild ihres zukünftigen Berufes.“

Eltern bleiben die wichtigsten Unterstützer

Die wichtigsten Unterstützer:innen bei der Berufswahl sind für drei Viertel (73 Prozent) der jungen Menschen nach wie vor die Eltern. Danach folgt die Schule bzw. Lehrer:innen mit 55 Prozent. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur landet hier mit 36 Prozent nur auf dem vierten Platz, noch hinter der Unterstützung durch das Internet (48 Prozent). 

Allerdings gibt es große Unterschiede. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung wurden nur 61 Prozent der Befragten von den Eltern unterstützt. Hier ist der Anteil derer, die sich durch die Berufsberatung der Arbeitsagentur unterstützt sehen, mit 51 Prozent deutlich höher. „Wenn Eltern bei der Berufswahl nicht helfen können, werden die Gesprächs- und Beratungsangebote der Schule und der Bundesagentur verstärkt genutzt“, betont Burkard. 

Auffällig ist auch, dass 25 Prozent der Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sagen, dass sie sich nicht gerne mit dem Thema Berufsorientierung beschäftigen. Der Durchschnitt aller Befragten liegt bei 17 Prozent. „Diejenigen Jugendlichen, die wenig positive Erfahrung mit Berufsorientierung gemacht haben, bewerten auch ihre überfachlichen Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Tatendrang und Selbstvertrauen kritischer. Angebote zur Berufsorientierung müssen daher vor allem die Motivation der Jugendlichen stärken und sie dabei unterstützen, sich selbstständig Informationen zu verschaffen und diese zu bewerten.” erklärt Burkard. 

BIZ-Portal der Bundesagentur am bekanntesten

Immerhin: Wo sie sich informieren können, wissen die allermeisten Jugendlichen. Das Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit, BIZ, kennen 65 Prozent der befragten Jugendlichen, dahinter folgt planet-beruf.de, ein digitales Angebot der Arbeitsagentur, mit 38 Prozent. An dritter Stelle folgen die Online-Portale der Industrie- und Handelskammern mit 31 Prozent. Außerdem kennen viele Jugendlichen noch die Angebote von berufswahlhelden.de, aubi-plus.de, berufenavi.de und stuzubi.de (23 bis 19 Prozent). 

Studie: Berufliche Orientierung im dritten Corona-Jahr

Zusatzinformationen

Das Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung eine repräsentative Untersuchung bei Jugendlichen durchgeführt. Befragt wurden 1.666 repräsentativ ausgewählte 14- bis 20-Jährige mittels Face-to-Face-Interviews in Privathaushalten in Deutschland. Die Daten wurden nach Schulbesuch, -abschluss und Verteilung in den Bundesländern gewichtet. Die Interviews wurden vom 28. Januar bis 6. März 2022 geführt.

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