Nicht übermorgen oder morgen, sondern heute, hier und jetzt müssen regionale Modelle entwickelt werden, die den massiven Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit und den Gesundheitstourismus entgegenwirken: So lautete die übereinstimmende Meinung der Expertinnen und Experten, die sich im Rahmen des dritten Jahresdialogs des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) zum Thema „Klimawandel und Gesundheitstourismus“ austauschten.
Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Klimawandel die Gesundheit der Menschen stark beeinflusst: „Er macht krank von Kopf bis Fuß“, warnte Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Leiterin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg. Häufigere Hitzewellen hätten immense Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, und auch Allergien würden künftig drastisch zunehmen. „Wir müssen anerkennen, dass der Klimawandel real ist und schon jetzt unsere Gesundheit beeinträchtigt“, betonte sie. „Oberstes Ziel muss es daher sein, eine gesunde Erde für gesunde Menschen zu schaffen.“
In dem vom BZT-Vorsitzenden Prof. Dr. Alfred Bauer moderierten virtuellen Austausch wies Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, in einem Einspieler auf viele zukunftsorientierte Projekte hin, die der Freistaat mit Blick auf den Klima- und Gesundheitsschutz unterstützt. Er nannte unter anderem die Green Hospital Plus Initiative, mit der Krankenhäuser langfristig Nachhaltigkeit im bayerischen Krankenhausalltag etablieren wollen.
Prof. Dr. Andreas Matzarakis, Wissenschaftlicher Leiter beim Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Deutscher Wetterdienst sowie Außerplanmäßiger Professor für Umweltmeteorologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, schilderte anhand konkreter Beispiele, welche Auswirkungen der Klimawandel auf den Gesundheitstourismus haben wird. Zugleich stellte er eine neue Methode zur Bewertung der Folgen des Klimawandels für Destinationen vor. In höhergelegenen, naturnahen Orten in Bayern sah Matzarakis auch Chancen durch den Klimawandel, sofern bereits vielfältige Sommer- und schneeunabhängige Winterangebote vorhanden sind. Zudem sei es wichtig, dass sich Orte vernetzen sowie Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen etablieren, umsetzen und evaluieren.
„Vor allem die zunehmende Trockenheit und Dürre bedrohen unsere natürlichen Ressourcen, die die Grundlage für die gesundheitstouristischen Angebote in Bayern sind“, bekräftigte Prof. Dr. Georg Christian Steckenbauer, Professor am European Campus Rottal-Inn der Technischen Hochschule Deggendorf. Nur unter Einbindung aller Stakeholder – Bevölkerung, Politik, Gesundheitsdienstleister, Eigentümer, Touristiker, Gäste, regionaler Handel, etc. – könnten regionale Modelle entwickelt werden, die den negativen Folgen des Klimawandels mit Blick auf Lebensqualität und Gesundheit entgegenwirken. Der Tourismus kann dabei eine Vorbildfunktion einnehmen. „Verhaltensänderungen können nicht durch rationale Argumente herbeigeführt werden, sondern nur mit Inszenierung im Sinne der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Lebensqualität.“ so Steckenbauer.
„Bei der Entwicklung von zukunftsträchtigen gesundheitstouristischen Angeboten ist es jedoch auch wichtig, dass die Bevölkerung ein Bewusstsein für die eigene Gesundheit entwickelt“, waren sich Max Hillmeier (Tourismusdirektor Bad Hindelang) und Heike Eggensberger (Geschäftsführerin Biohotel Eggensberger in Hopfen am See) in der abschließenden Diskussionsrunde einig. Dabei postulierte Hillmeier, dass Qualitätssicherung, Innovation und die wissenschaftliche Begleitung wesentlich für die Entwicklung evidenzbasierter, gesundheitstouristischer Angebote seien. Das Biohotel Eggensberger sieht sich in einer Vorbildrolle. Ziel des Hotels ist es, den Gästen Impulse mitzugeben, wie sie auch im Alltag die eigene Gesundheit stärken können, um sich gesundheitlich auf die Auswirkungen des Klimawandels einzustellen und die negativen Einflüsse zu minimieren.
Für Kurorte und Heilbäder sei es unabdingbar, das bereits vorhandene Wissen zu nutzen und ins Tun zu kommen, betonte das Plenum. Konkrete Ansatzpunkte, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen, sind eine nüchterne Bestandsanalyse, eine Definition von Alleinstellungsmerkmalen und eine transparente Kommunikation mit einfachen Beispielen für den Umgang mit dem Klimawandel unter Berücksichtigung der positiven und negativen Aspekte. Auch die Auseinandersetzung mit der begrenzten Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen bei gleichzeitig hoher Vulnerabilität werde zu einem Schlüsselfaktor, so die einhellige Meinung der Expertinnen und Experten beim dritten BZT-Jahresdialog 2022.
Alle Fachgespräche der diesjährigen BZT-Dialogreihe sind nach den jeweiligen Veranstaltungen unter https://bzt.bayern/jahresdialoge/ abrufbar.
Weitere Veranstaltungen zum Thema „Folgen des Klimawandels für den Tourismus“ im Rahmen der BZT-Jahresdialogreihe 2022 finden an folgenden Terminen statt:
11. Oktober 2022: Klimawandel und Winter(sport)tourismus
6. Dezember 2022: Klimawandel und Tourismuspolitik
Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein An-Institut der Hochschule Kempten. Es wurde im Zuge der neuen Tourismusinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gegründet und versteht sich als ein unabhängiger wissenschaftlicher Thinktank. Neben relevanten Forschungsprojekten initiiert und moderiert das BZT den praxisrelevanten Austausch zwischen Wissenschaftlern, Politikern und den verschiedenen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Dabei stehen die Vermittlung von Wissen, die Identifikation wichtiger Themen der bayerischen Tourismuswirtschaft, die Vernetzung der bayerischen Tourismusakteure und ein lösungsorientierter Diskurs zur Förderung, Optimierung und Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Tourismus im Fokus. Ziel des BZT ist die Förderung von Tourismuswissenschaft und -forschung sowie die Intensivierung des interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustauschs. https://bzt.bayern/
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