Sanitätshäuser und orthopädietechnische Werkstätten: überlebenswichtig
Als „überlebenswichtig“ bezeichnete der Bundesminister für Gesundheit, Prof. Dr. Karl Lauterbach, in seiner virtuellen Eröffnungsrede die Versorgungsleistungen von Sanitätshäusern und orthopädietechnischen Werkstätten: „Ich nutze die Gelegenheit gerne, um Ihnen allen dafür Danke zu sagen, dass Sie die Versorgung unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten haben.“ Auch für die Hilfsmittelbranche sei die Pandemie ein Schrittmacher in Sachen Digitalisierung gewesen, so Prof. Dr. Karl Lauterbach weiter. „Herstellungsprozesse und Produkte selbst werden digitaler. Das kommt der Präzision und Individualität der Hilfsmittel zugute. Es kann die Produkte schließlich auch kostengünstiger machen“, meinte der Bundesgesundheitsminister. Die Hilfsmittelbranche bewege sich an der Schnittstelle von Mensch zu Technik. Technik, die den Menschen hilft, ihre Fähigkeiten zu erhalten oder wieder herzustellen. Hilfsmittel ermöglichen Menschen mit körperlichen Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe. Der demographische Wandel, die zunehmende Verbreitung chronischer Erkrankungen, die steigenden Anforderungen an die selbstbestimmten Lebensformen auch im Alter und bei Behinderung – das alles seien Vorzeichen für den großen Bedarf an Hilfsmitteln. „Dieser Bedarf wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weltweit dynamisch zunehmen. Die Hilfsmittelversorgung ist ein elementarer Baustein für eine inklusive Gesellschaft“, erklärte der Minister weiter. „Kurzum, Ihre Kreativität und Ihr Einsatz sind sehr gefragt. Sicher werden auch von der diesmaligen OTWorld wieder wertvolle Impulse ausgehen.“
Internationaler Leuchtturm
Alf Reuter bedankte sich anschließend beim Bundesgesundheitsminister nicht nur für sein Grußwort: „Da geht mein Dank raus, dass die Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine so schnell ging. Wenn wir ukrainische Patienten in unsere Häuser bekommen, können wir schnell versorgen. Dafür ein großes Dankeschön!“ Für die Weiterentwicklung der Hilfsmittelversorgung sei die Unterstützung durch die Politik elementar, betonte der BIV-OT-Präsident. Die bekam die Branche auch durch Oberbürgermeister Burkhard Jung, der ebenfalls an der Eröffnung teilnahm. Ihre Freude über die beginnende OTWorld äußerten zudem die Veranstalter, Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe: „Es ist eine Riesenfreude, Sie alle hier begrüßen zu dürfen, und es hier in den nächsten Tagen einen internationalen persönlichen Austausch geben wird.“ Die OTWorld sei für die Branche der internationale Leuchtturm, meinte Alf Reuter: „Hier ist die Chance die Produkte genau anzugucken und sich im Kongress zu informieren.“
In der von Henning Quanz moderierten Gesprächsrunde äußerten sich die Teilnehmer über den Widerspruch zwischen dem Krieg in Europa und dem internationalen Austausch in Leipzig.
Brücken bauen
„Natürlich ist es spannend, zu sehen, was in den letzten vier Jahren weltweit entwickelt wurde“, meinte Claude Tardiff, Präsident der International Society of Prosthetics and Orthoticcs (ISPO). „Man darf allerdings nicht vergessen, dass Millionen von Menschen während der Pandemie nicht medizinisch betreut werden konnten. Und nun haben wir zwei Flugstunden entfernt einen Krieg und viele Flüchtlinge in Europa. Wir müssen jetzt absichern, dass die Menschen in der Ukraine versorgt werden können. Wir kennen keine genauen Zahlen, wie viele Menschen mit Hilfsmitteln wie Prothesen, Orthesen oder Rollstühlen versorgt werden müssen.“ Von der Messe wolle er eine Botschaft für den Frieden in der Welt aussenden, sagte Kongresspräsident Prof. Martin Engelhardt vom Klinikum Osnabrück. „Welten verbinden in der spannungsgeladenen Zeit, ist zunächst einmal eine Verpflichtung, Brücken zu bauen für den Frieden. Dazu kann eine OTWorld mit ihrem Motto Welten verbinden beitragen. Jetzt ginge es auch darum, Völker zu verbinden.“ Schon im Namen OTWorld stecke drin, dass die Branche international sehen und lernen will, ergänzte Kongresspräsident Merkur Alimusaj. „Im Fach geht es darum, Menschen zu unterstützen. Nicht einfach ein Business. Wir müssen uns respektvoll Gedanken machen, wie wir volkswirtschaftlich und intellektuell die Hilfsmittelversorgung in Zukunft gestalten wollen und dürfen das Handwerk dabei nicht vergessen.“
René Baumgartner Preis an Prof. Dr. med. Heinrich Heß und Klaus-Jürgen Lotz vergeben
Welten verbinden – dieses Motto der diesmaligen OTWorld hat Prof. René Baumgartner wie kaum einer der Branche gelebt. Der 1930 in der Schweiz geborene Mediziner gilt als der Brückenbauer in der Orthopädie und Orthopädie-Technik. Nach ihm wurde der Ehrenpreis der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Hilfsmittelversorgung (DGIHV) benannt, der im Rahmen der OTWorld-Eröffnung erstmals vergeben wurde. Im Beisein von Tochter Colette Baumgartner wurden Klaus-Jürgen Lotz, Ehrenpräsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik, sowie Prof. Dr. med. Heinrich Heß, der Sportmediziner war von 1974 bis 1996 Arzt der deutschen Fußballnationalmannschaft für ihre herausragenden Leistungen in der technischen und medizinischen Orthopädie mit dem Rene Baumgartner Preis geehrt. Unter dem Applaus der 600 Gäste überreichten die Laudatoren Prof. Wolfram Mittelmeier von der Uniklinik Rostock und Vorsitzender der DGIHV sowie Alf Reuter die Ehrenpreise.
Zum Abschluss legte Prof. Bertolt Meyer, Prof. für Wirtschaftspsychologie an der TU Chemnitz und DJ am Pult auf.
Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband des orthopädietechnischen Handwerks etwa 2.500 Sanitätshäuser und orthopädietechnische Werkstätten mit mehr als 40.000 Beschäftigten. Jährlich versorgen die angeschlossenen Häuser mehr als 25 Millionen Patienten mit Hilfsmitteln. Der BIV-OT steht in der Verantwortung des deutschen Gesundheitswesens und engagiert sich für die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Versorgungsformen.
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