„Die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung ist in weiten Teilen der Wirtschaft erloschen“, resümiert Jaeckel die Stimmung in der nord-westfälischen Wirtschaft. Dabei ist die Lageeinschätzung „noch auf vergleichsweise hohem Niveau“, wie der IHK-Hauptgeschäftsführer mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage betont. Für fast 40 Prozent ist die aktuelle Geschäftslage gut, nur jeder elfte Betrieb bewertet sie als schlecht.
Ein umgekehrtes Stimmungsbild zeigt sich bei den Aussichten für die regionale Wirtschaft. Denn 39 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten verschlechtert. Nur nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren war der Anteil der Pessimisten mit 52 Prozent noch höher. Lediglich jedes zehnte Unternehmen rechnet noch mit einer positiven Entwicklung seiner Geschäftslage.
Entsprechend fällt der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die Beurteilung von Lage und Erwartungen der Unternehmen in einem Wert ausdrückt, auf 96 Punkte. Das sind 26 Punkte weniger als zum Jahresbeginn und „ein neuer Tiefstand, der sich deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts bewegt“, unterstrich der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Für über 83 Prozent der Unternehmen sind die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise momentan das zentrale Problem für ihre Geschäftsentwicklung. In der Industrie sogar für über 97 Prozent der Betriebe. „Das kaum mehr zu kalkulierende Kostenrisiko hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht“, warnt Jaeckel. Um den Kostendruck zu mindern und die Versorgung zu sichern, hält er es für wichtig, die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren und die Zusammenhänge aufzuzeigen: „Je weniger Gas in den Haushalten jetzt verbraucht wird, desto kleiner wird die Versorgungslücke im nächsten Winter.“ Damit steige die Aussicht, dass im Falle eines Lieferstopps oder Embargos die Bevölkerung weiter versorgt und, so Jaeckel, „auch die Wirtschaft keinen dauerhaften Schaden nimmt.“
Mittlerweile sind fast alle Betriebe von massiven Kostenerhöhungen betroffen, sowohl beim Einkauf von Energie (86 Prozent der Unternehmen) wie auch in vergleichbarem Umfang beim Einkauf von Waren (83 Prozent), wobei in der Industrie ausnahmslos alle Unternehmen betroffen sind (100 Prozent).
Jeder zweite Betrieb hat die Kostenerhöhungen seinerseits bereits an die Kundschaft weitergegeben. Ein weiteres Drittel beabsichtigt dies in absehbarer Zeit. Nur ein kleinerer Anteil (sechs Prozent) kann seine Kostensteigerungen offenbar nicht weiterreichen.
Die von mittelständischen Familienunternehmen geprägte Wirtschaft in Nord-Westfalen plant aber offensichtlich schon über den erwarteten Abschwung hinaus. Denn die Bereitschaft, zu investieren und Mitarbeiter einzustellen, ist trotz der Zukunftssorgen fast unverändert hoch. Ähnlich wie zu Beginn des Jahres will fast jedes dritte Unternehmen das Investitionsbudget sogar erhöhen, rund die Hälfte will zumindest das Niveau halten: „Aber die größeren Unternehmen sind zurückhaltender“, betont Jaeckel ein Detailergebnis der Umfrage.
Ein ähnlicher Befund zeigt sich bei der Beschäftigung. „Dass der Fachkräftemangel im Ranking der Konjunkturrisiken von dem noch drängenderen Problem steigender Energie- und Rohstoffkosten vom ersten Platz verdrängt worden ist, ändert nichts am Ausmaß des Problems, das uns tagtäglich von den Unternehmen geschildert wird“, berichtet der IHK-Hauptgeschäftsführer. So wundert es ihn nicht, dass mehr als jedes vierte Unternehmen den Personalbestand weiter aufstocken will, 57 Prozent ihn zumindest stabil halten wollen. „Es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich nicht in absehbarer Zeit zumindest das Tempo beim Beschäftigungsaufbau verlangsamt“, so Jaeckel abschließend.
Internettipp:
Sämtliche Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Internet unter: www.ihk-nw.de/konjunktur
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