Nach der Begrüßung durch Kreislandwirt Andreas Kornmann und aktuellen Informationen aus dem Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum (AWLR) sowie dem Amt für Veterinärwesen, Verbraucherschutz und Ordnungsangelegenheiten (AVVO), informierte Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, zur aktuellen Agrar- und Verbandspolitik vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. Der Agraringenieur aus Waldeck-Sachsenhausen in Nordhessen bewirtschaftet dort gemeinsam mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb.
Auch Dr. Jens Mischak, Erster Kreisbeigeordneter und zuständiger Dezernent, ging in seinem Grußwort unter anderem auf den Ukraine-Krieg ein und forderte außerdem verlässliche und zeitnahe Regelungen in Bezug auf die nationale Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Denn schließlich gehe es auch um Versorgungssicherheit für Deutschland, die auch Landtagsabgeordneter Michael Ruhl thematisierte. Denn neben Dürrejahren und der Corona-Pandemie zeigen nun auch unterbrochene Lieferketten ihre Auswirkungen.
Die GAP, der Ukraine-Krieg und die Ernährungssicherung – waren ebenso die bestimmenden Themen des Hauptvortrags vom hessischen Bauernpräsidenten Schmal. Denn den Vogelsberger Landwirten erwachsen dadurch große Herausforderungen. Denn die Umsetzung der GAP in den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU weiche teils gravierend voneinander ab. Ein Landwirt in Frankreich beispielsweise müsse weit niedrigere Anforderungen erfüllen, um im Vergleich zu einem Landwirt im Vogelsberg weit höhere Förderungen zu erhalten. Hinzu komme ein erheblicher bürokratischer Mehraufwand, der in der Praxis oft nur schwer umzusetzen sei. Immer öfter werde auch diskutiert, ob denn eine umfangreiche und von strengen Vorgaben bestimmte Antragsstellung überhaupt noch Sinn mache, wenn die Förderung teilweise um die Hälfte niedriger ausfalle. Auch sei die GAP, die nach zwei Übergangsjahren zum 1. Januar 2023 starten soll, noch nicht finalisiert. Der Strategieplan aus Berlin ist aktuell noch in Brüssel bei der EU-Kommission zur Genehmigung. Erst danach geht der Plan über Berlin in die Hauptstädte der Bundesländer. Viele Landwirte gehen im Juni und Juli in die Anbauplanung für das kommende Jahr – ohne (finanzielle) Planungssicherheit durch die noch immer fehlenden Richtlinien der GAP berge das viele Risiken. Durch den Ukraine-Krieg ohnehin stark in Mitleidenschaft gezogene Lieferketten sorgten ebenso wie die Preisentwicklungen beispielsweise beim Treibstoff oder beim Mineraldünger für Ungewissheit. Als Mitbewerber in einer globalisierten Welt müssten sich Vogelsberger Landwirte auch diesen Herausforderungen stellen – und Karsten Schmal stellt dort bewusst die Frage in Richtung Berlin, ob wir uns die Stilllegung von Flächen und die Nichtnutzung ökologischer Vorrangflächen (ÖVF) weiterhin leisten können und wollen, wenn an anderer Stelle Nahrungsmittelengpässe drohen.
Nach Auffassung Schmals verkenne die Bundespolitik den Ernst der Lage, denn durch die Verwerfungen in den weltweiten Rohstoffströmen seien weitere Preissteigerungen die Folge – die die Landwirtschaft am Ende an die Verbraucher weitergeben müsse. Adäquate Lösungen, wie etwa die Nutzung von ÖVF, Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, zur Kostendämpfung und zur sicheren Versorgung mit dringend nötigen Roh- und Betriebsstoffen stünden dringend an, so Schmal.
Zum Ende seines Beitrags betonte Schmal seine Zuversicht, denn Landwirtschaft und auch die Landwirte hätten sich schon immer weiterentwickelt, und würden das auch weiterhin tun. Sich hinzustellen und zu sagen, vor 100 Jahren war alles besser, helfe nicht weiter, man müsse nach vorne schauen – denn die Zeit ist nicht zurückzudrehen.
Informationen aus der Kreisverwaltung
Anja Püchner, Leiterin des AWLR, berichtete gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Ronny Mohr zu aktuellen Themen aus der Behörde. Neben den Wahlen zum Gebietsagrarausschuss, waren Antragsstellungsverfahren und Förderprogramme, die GAP, und der Entwurf des Regionalplans Mittelhessen Thema. Vor dem Hintergrund der Antragsstellung verwies Ronny Mohr besonders auf die bald anstehenden Ausschlussfristen.
Für das AVVO informierte Dr. Robert Riße zur aktuellen Lage bei der Afrikanischen Schweinepest, die sich zurzeit vor allem im Osten der Republik langsam aber stetig ausbreite. Zwar sei Hessen – bis auf den Landkreis Fulda – frei von der sogenannten Bovinen Virusdiarrhoe (BVD), doch seien auch dort weiterhin Vorgaben einzuhalten. Das gelte auch für die Blauzungenkrankheit. Denn sogenannte Restriktionszonen fallen in südwestliche Teile Hessens, für die besondere Bestimmungen bei der Verbringung von Tieren gelten. Abschließend ging er nochmal auf die Maßnahmen zum Schutz von Geflügelbeständen vor der Vogelgrippe ein.
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