Deutschland lindert Kriegsfolgen für Ukraine-Hochschulen

Eine deutsche Lernplattform im Internet soll ukrainischen Hochschulen helfen, ihren Lehrbetrieb trotz der kriegsbedingten Beeinträchtigungen zumindest online fortsetzen zu können. Wie das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) mitteilte, hat es dazu auf der eigenen Online-Plattform openHPI einen speziellen Lernkanal eingerichtet, der kostenlos zu nutzen ist. Unter https://open.hpi.de/ukraine könnten ukrainische Hochschul-Lehrkräfte ab sofort unkompliziert ihre Inhalte einstellen und mit ihren Studierenden in Verbindung bleiben, sagte HPI-Direktor Profesor Christoph Meinel.

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine müssten dort viele Hochschulangehörige entweder kämpfen, sich verstecken oder flüchten. "Sie können auf absehbare Zeit nicht an ihre Alma mater zurückkehren. Aber dank unserer Lernplattform-Technologie können wir die ukrainischen Lehrenden und Lernenden online vernetzt halten – egal, wo sie sich auch immer gerade befinden", erläuterte der Potsdamer Informatikwissenschaftler.

Ukrainische Dozierende können sogar übers Smartphone lehren

Sein Institut macht es mit dem speziellen Lehrkanal ukrainischen Hochschuldozierenden aller Fächer möglich, etwa per Smartphone oder Tablet aufgezeichnete Lehrvideos in ukrainischer Sprache über die Plattform https://open.hpi.de auszuspielen. Diese ist schnell erweiterbar, für den Gebrauch in Regionen mit unregelmäßiger Internetverbindung optimiert und gilt als krisenerprobt.

So nutzt zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation die Technologie des Instituts, um über OpenWHO blitzschnell aktuelle Covid-19-Kurse für medizinisches Personal in aller Welt anzubieten. Laut Meinel war es "technisch zu stemmen, dass sich seit Beginn der Coronavirus-Pandemie innerhalb weniger Wochen mehr als vier Millionen Menschen zusätzlich auf OpenWHO einschrieben und seitdem Lehrvideos anschauen und Lernmaterial bearbeiten".

Lehrinhalte stehen auch für die Offline-Nutzung zur Verfügung

Und so einfach können ukrainische Lehrkräfte den openHPI-Kanal nutzen:

Sie übermitteln in einem Online-Formular Angaben zu Person, Institution und Thema. Danach wird es ihnen ermöglicht, Lehrvideos oder andere Inhalte technisch bereitzustellen. Diese werden von HPI-Mitarbeitenden, die Ukrainisch sprechen, überprüft und anschließend online gestellt.

Die Lehrenden können die Links zu ihren Materialien mit den Studierenden teilen. Studierende sind in der Lage, im openHPI-Kanal gezielt nach den Lehrinhalten ihrer Dozenten zu suchen. Die Inhalte sind jederzeit herunterladbar und können zur späteren Offline-Nutzung auf Geräten gespeichert werden. Interessierte Lehrkräfte, die Anmeldedaten vorweisen können und über eine ausreichend stabile Internetverbindung verfügen, sollen nach einer Erprobungsphase ergänzend auch vollständige Onlinekurse einschließlich Prüfungen, Diskussionen in Online-Foren, Nutzung von Gruppenräumen und Leistungsbewertung anbieten können.

Ein separater openHPI-Kanal auch für Quantum Computing

Erst vor wenigen Tagen hatte das HPI einen weiteren Lernkanal auf seiner Plattform openHPI angekündigt: https://open.hpi.de/channels/quantum. Er soll ab 1. Juni mit offenen, kostenlosen Onlinekursen helfen, die Potenziale der Quantencomputer-Technologie in Deutschland schnell einem breiten Adressatenkreis bekanntzumachen. Die Bundesregierung fördert das Vorhaben über zunächst zwei Jahre mit rund einer dreiviertel Million Euro. Die für alle Interessierten zugänglichen Onlinekurse werden begleitet von Workshops und anderen Vernetzungsangeboten. Diese widmen sich innovativen Anwendungsmöglichkeiten durch Unternehmen.

Hintergrund zur Bildungsplattform openHPI

Seine interaktiven Kursangebote hat das Hasso-Plattner-Institut als Pionier unter den europäischen Wissenschafts-Institutionen am 5. September 2012 gestartet – auf der Internet-Plattform https://open.hpi.de. Diese bietet seitdem einen Gratis-Zugang zu aktuellem Hochschul-Wissen aus den sich schnell verändernden Gebieten der Informationstechnologie und Innovation. Das geschieht bislang hauptsächlich auf Deutsch und Englisch. Im Herbst 2017 hat openHPI aber erstmals auch die Online-Übersetzung und Untertitelung eines Kurses in elf Weltsprachen angeboten. Mittlerweile wurden auf openHPI mehr als eine Million Kurseinschreibungen registriert. Rund 300.000 Personen aus 180 Ländern gehören derzeit auf der Plattform zum festen Nutzerkreis. Er wächst täglich. Für besonders erfolgreiche Teilnehmer an seinen "Massive Open Online Courses", kurz MOOCs genannt, stellte das Institut bisher mehr als 120.000 Zertifikate aus. Das openHPI-Jahresprogramm umfasst zahlreiche Angebote für IT-Einsteiger und Experten. Auch die in der Vergangenheit angebotenen rund 80 Kurse können im Selbststudium nach wie vor genutzt werden – ebenfalls kostenfrei. Studierende können sich für das Absolvieren von openHPI-Kursen jetzt auch Leistungspunkte an ihrer Universität anrechnen lassen. Wer sich Videolektionen aus den Kursen unterwegs auch dann anschauen will, wenn keine Internetverbindung gewährleistet ist (etwa im Flugzeug), kann zudem die openHPI-App für Android-Mobilgeräte, iPhones oder iPads nutzen. Partnerplattformen, die mit derselben Lerntechnologie arbeiten, sind zum Beispiel openSAP und OpenWHO. Zudem kommt die HPI-Plattform beim KI-Campus und beim eGov-Campus zum Einsatz.

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