Mehr als 1000 Beschäftigte beteiligen sich am Warnstreik der Bildungsgewerkschaft

Erzieher:innen und weitere pädagogische Fachkräfte aus drei Bundesländern versammelten sich heute zu einer Streikkundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz in Leipzig. Die Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatten im Rahmen der Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, an denen sich mehr als 1000 Beschäftigte beteiligten. Nach Leipzig kamen Delegationen u.a. aus Chemnitz, Dresden, Leipzig, Halle, Dessau, Erfurt, Weimar und Gotha.

Uschi Kruse, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen: „Ich hoffe sehr, dass die Arbeitgeber die Signale der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ernst nehmen und ein annehmbares Angebot vorlegen. Unsere Gesellschaft braucht die Motivation der pädagogischen Fachkräfte. Wir alle haben ein Interesse daran, dass junge Menschen die Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst attraktiv finden und sich für sie entscheiden. Wir alle wollen gute Bildungsangebote – in kindgerechten Gruppen und mit genügend Zeit zur Vor- und Nachbereitung.”

In ihrer Auftaktrede machte Eva Gerth, Landesvorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, deutlich: „Unsere Tarifforderungen gehen nicht nur die Beschäftigten und ihre Arbeitgeber an. Wir sind hier, weil die Belastung steigt, weil ständig überdurchschnittliches Engagement von den Erzieher:innen und Sozialarbeiter:innen verlangt wird. Das kann auch der gesamten Gesellschaft nicht egal sein. Deshalb gehen von hier aus unsere Forderungen an die Arbeitgeber in den Kommunen, aber gleichzeitig auch an die Politik in den Ländern und im Bund. Und wenn es nicht gleich ein 100-Milliarden-Programm für Chancengleichheit in der Bildung ist, vielleicht würde es für den Anfang schon reichen, wenn für die Bildung mindestens genauso viel ausgegeben wird, wie für die Ausstattung der Bundeswehr.“

Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen, ergänzt: “Dies war ein Streik aus Verantwortung. Erzieher:innen arbeiten am Limit – oder schon darüber hinaus. Die Fachkräftesituation spitzt sich immer mehr zu: nicht besetzte Stellen, langzeiterkrankte Kolleg:innen, fehlende Qualifikation der wenigen Bewerber:innen. Je prekärer die Rahmenbedingungen, umso größer die Einschränkungen beim Bildungs- und Erziehungsauftrag. Die Arbeitgeber sind jetzt gefordert, diese Rahmenbedingungen für gute Bildung zu verbessern.”

Zum Hintergrund:
Die Gewerkschaften verhandeln seit dem 25. Februar 2022 mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über die Weiterentwicklung der Sonderregelungen und der Tätigkeitsmerkmale für den Sozial- und Erziehungsdienst im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD).
In bislang zwei Verhandlungsrunden haben die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt und zentrale Forderungen der Gewerkschaften zurückgewiesen. Insbesondere an Kitas, in der Sozialen Arbeit und in der Behindertenhilfe müssen die Arbeitsbedingungen attraktiver sein, um Fachkräfte zu gewinnen. Außerdem werden die aktuellen Bedingungen den steigenden Herausforderungen unserer Gesellschaft schon lange nicht mehr gerecht. Die Forderungen enthalten deshalb neben besserer Bezahlung auch Verbesserungen für Kita-Leitungen, Qualifizierung und genug Zeit für Tätigkeiten außerhalb der reinen Betreuungszeit.

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