Eigenes Finanzwissen top, Kinder flop

Wenn junge Erwachsene selbstständig werden und ihre eigenen finanziellen Entscheidungen treffen, ist das für viele Eltern die Stunde der Wahrheit: Wie gut schlägt sich der Nachwuchs? Können die eigenen Kinder mit Geld umgehen? Wo brauchen sie noch Unterstützung? Und wie zufrieden sind die Eltern letztendlich mit ihrer Gelderziehung? Das Umfrageinstitut Kantar hat im Auftrag des Beratungsdienstes Geld und Haushalt 1.400 Eltern mit Kindern zwischen 16 und 25 Jahren dazu befragt. Die Umfrage wurde im Februar 2022 bundesweit repräsentativ durchgeführt.

Eltern stellen ihren Kindern schlechtes Zeugnis bei Finanzwissen aus

Demnach geben sich Eltern bei der Finanzerziehung ihrer Kinder durchschnittlich eine zwei minus. Allerdings schätzen sie das Interesse und auch die Kompetenz ihres eigenen Nachwuchses wesentlich geringer ein als bei sich selbst: Rund die Hälfte der Eltern bewerten ihr Finanzwissen mit gut oder sehr gut, nur ein Viertel traut das den eigenen Kindern zu. Dem anderen Elternteil wird – besonders von den Männern – ebenfalls wesentlich weniger Interesse und Wissen in Finanzfragen bescheinigt. In Familien, die die eigene finanzielle Situation eher schlecht einschätzen, wird auch das eigene Finanzwissen negativer bewertet.

Geldgespräche in der Familie sind kein Tabu

Wie man mit Geld umgeht, ist stark von der Herkunftsfamilie geprägt. Dementsprechend sehen die Befragten die Hauptverantwortung für die Gelderziehung in der eigenen Familie – nur 14 Prozent der Eltern sehen die Schule als prägend für die Finanzbildung ihrer Kinder. Influencer, Blogger oder Medien haben aus Sicht der Eltern einen eher geringen Einfluss. Geldgespräche sind innerhalb der Familie kein Tabu, in drei Viertel aller Fälle sind sich die Eltern auch grundsätzlich einig beim Umgang mit Geld – mit Ausnahme der getrennt oder geschiedenen Eltern oder Alleinerziehenden.

Offenbar sind die wirtschaftlichen Verhältnisse und größere Konsumausgaben häufig Anlass, mit dem Nachwuchs ein grundsätzliches Gespräch über Geld zu führen. In fast 60 Prozent der Familien, die ihre finanzielle Situation eher schlecht bewerten, führt das Thema zu Konflikten.

Sparsamkeit ist wichtigste Tugend

Den meisten Eltern ist es wichtig, ihren Kindern Sparsamkeit und einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu vermitteln. Geldgeschäfte mit Konto und Karte sind für rund 80 Prozent der 16- bis 25-Jährigen auch ohne Hilfe der Eltern kein Problem. Komplexere Finanzprodukte wie Sparanlagen oder Wertpapiere werden von den Heranwachsenden deutlich seltener genutzt. Dabei – und auch bei Behördenanträgen zu BaföG oder Wohngeld – ist die Hilfestellung der Eltern häufig nötig.

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