Rettung für die kleine Anna

Beim Anblick der spielenden Kinder am Kickertisch ist die kleine Anna nicht zu halten, fröhlich stürmt die Zweijährige durch den Flur der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Clemenshospital auf die beiden zu und beobachtet gespannt das Treiben am Spieltisch. Ohne die hinter ihr liegenden komplizierten Operationen wäre daran wohl nicht zu denken gewesen, „Ohne die Eingriffe würde die kleine Anna vermutlich nicht mehr leben“, da sind sich Prof. Dr. Dr. Ulrich Meyer und Prof. Dr. Uta Schick einig. Das kleine Mädchen aus Moskau kam mit dem Pfeiffer-Syndrom auf die Welt, einer angeborenen schweren Fehlbildung des Schädels, die nur ein Mal bei 100.000 Geburten vorkommt.

„Durch die Verformung des Schädels konnte Anna kaum atmen, gleichzeitig zu atmen und zu essen war sogar unmöglich, darum wäre sie als Baby fast verhungert“, erinnert sich Meyer, Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Leiter der Kieferklinik Münster. Seine Kollegin Schick, Chefärztin der Klinik für Neurochirurgie des Clemenshospitals, berichtet, dass das junge Mädchen erst in der Kinderklinik unter der Leitung des Chefarztes Dr. Georg Hülskamp  aufgepäppelt werden musste, bevor an den aufwendigen und komplizierten Eingriff überhaupt zu denken gewesen wäre. Mit einem Luftröhrenschnitt und einer Magensonde, die durch die Bauchdecke gelegt wurde, mussten zunächst die Grundlagen geschaffen werden, damit das kleine Mädchen überhaupt OP-fähig wurde.

„Durch die Fehlbildung erhöht sich der Druck im Inneren des Schädels, mit einem dünnen Schlauch wird die überschüssige Flüssigkeit in den Bauchraum geleitet, ohne den Eingriff wäre es bald zu schweren Hirnschädigungen und zur Erblindung gekommen“, erklärt der neurochirurgische Oberarzt Dr. Bernd Hoffmann die ersten Schritte im Clemenshospital, einem Krankenhaus der Alexianer, das international bekannt ist für komplexe Eingriffe am Schädel wie bei der kleinen Anna Butning. „In Moskau wäre die operative Behandlung für Bürger, die nicht besonders privilegiert sind, nicht möglich gewesen. Auch in Deutschland ist die enge Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen wie bei uns sehr selten“, wie Prof. Schick betont.

In einer zweiten Operation wurde dann der deformierte Kopf des kleinen Mädchens vollkommen verändert, der Gesichtsknochen wurde vom Schädelknochen gelöst und nach vorne geholt, die Augenhöhlen wurden angepasst. Durch das schrittweise Drehen kleiner Schräubchen, die hinter Annas Ohren aus dem Kopf ragten, hat die Mutter des Mädchens den Gesichtsbereich über einen Zeitraum von drei Wochen jeden Tag ein wenig weiter nach vorne geschoben. „Jetzt haben wir die vielen Schrauben und Metallplatten aus dem Schädel entfernt, außerdem wird der Luftröhrenschnitt wieder verschlossen. Danach hat Anna mehrere Jahre Ruhe und kann sich ganz normal entwickeln, so wie jedes andere Kind“, freuen sich Meyer und Schick über den Erfolg der Operation.

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