Zerrissen zwischen den Kulturen
Frisch erschienen ist das Buch des 1972 im heutigen Bosnien-Herzegowina geborenen und bereits 2020 verstorbenen Autors Bekim Sejranović, dessen Werk bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Der autobiographische Roman Ein schönerer Schluss erzählt die Geschichte eines Bosniers, der sich, um dem Militärdienst zu entgehen, nach Oslo absetzt und dort Universitätslektor und Norwegisch-Lehrer wird – ein balkanisches Schlitzohr im überzivilisierten Norwegen, ewig auf der Flucht vor sich selbst, vor einer festen Bindung, ein Zerrissener zwischen den Kulturen und Traditionen.
Bekim Sejranović: Ein schönerer Schluss
Folio Verlag, 1. Februar 2022, übersetzt von Klaus Detlef Olof
Brillante Studie der politischen Verhältnisse
Der albanische Schriftsteller und Regisseur Stefan Çapaliku wurde bei internationalen Theaterfestivals bereits vielfach ausgezeichnet. Nun darf sich das deutschsprachige Lesepublikum auf seinen neuen Roman Jeder wird verrückt auf seine Art freuen. Çapaliku wirft hier einen bissigen Blick auf das Leben im kommunistisch regierten Albanien. Der Roman spielt in Çapalikus Heimatstadt Shkodër, wo der Autor 1965 geboren wurde. Vor der Machtergreifung der Kommunisten ein bedeutendes Kultur- und Handelszentrum, verfällt die Stadt unter den neuen Herrschern zunehmend. Stefan Çapaliku schildert aus Sicht eines Heranwachsenden seine Nachbarschaft, seine Stadt und deren Kultur und Traditionen und legt nicht nur das einzigartige Gewebe aus venezianischen, osmanischen, österreichischen und albanisch-bürgerlichen Traditionen frei. Anhand fein gezeichneter Figuren und mit oftmals ironisch-sarkastischem Duktus liefert er zugleich eine brillante Studie der politischen Verhältnisse und einer archaischen Familienstruktur, an der alle politischen Zwänge scheinbar abprallen.
Stefan Çapaliku: Jeder wird verrückt auf seine Art
Transit Verlag, 21. Februar 2022, übersetzt von Zuzana Finger
Gesellschaft unter dem Brennglas
Auch der mehrfach preisgekrönte Schriftsteller und Dramaturg Stefan Bošković, geboren 1983 in Podgorica, legt mit seinem neuen Werk Der Minister einen politischen Roman vor: Neun Tage im Leben des montenegrinischen Kulturministers Valentino Kovačević im Spannungsfeld zwischen beruflicher Perspektive in Brüssel und dunklen Mächten patriarchaler und kirchlicher Vetternwirtschaft leuchten zahlreiche Facetten in Montenegros Gesellschaft gnadenlos aus. Angelegt als groteske, filmisch inszenierte Satire, thematisiert das Buch den politischen und sozialen Wandel des Landes und die Kluft zwischen seiner politischen Elite und seinen Bürgern. Für die komplexe Erzählung über Status, Macht und Politik, die am 1. März 2022 im eta Verlag erscheint, erhielt Stefan Bošković 2020 den Literaturpreis der Europäischen Union.
Stefan Bošković: Der Minister
eta Verlag, 1. März 2022, übersetzt von Elvira Veselinović
Reise ins Gestern, Heute und Morgen
Einem internationalen Publikum bekannt wurde der bulgarische Schriftsteller Georgi Gospodinov 1999 mit seinem ersten Werk, dem Natürlichen Roman, der in 23 Sprachen übersetzt wurde. Nun legt der 1965 in Jambol geborene Autor, der 2021 den Usedomer Literaturpreis erhielt, mit Zeitzuflucht seinen neuen Roman in deutscher Übersetzung vor. Und der hat es in sich: Gaustine, ein Flaneur und Zeitreisender, eröffnet in Zürich eine „Klinik für die Vergangenheit“. Hier können Alzheimer-Kranke durch die Stockwerke wandeln, die unterschiedlichen Jahrzehnte lebendig werden lassen und den Patienten in ihren verblassenden Erinnerungen Trost spenden. Doch dann wollen plötzlich immer mehr gesunde Menschen in die Klinik aufgenommen werden und den Schrecken der Gegenwart hinter sich lassen. Gospodinov spielt in seinem Roman lustvoll und mit überbordender Fantasie mit den Grenzen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Georgi Gospodinov: Zeitzuflucht
Aufbau Verlag, 14. März 2022, übersetzt von Alexander Sitzmann
Psychogramm einer Affäre
Die slowenische Autorin und Redakteurin Ana Schnabl (geboren 1985 in Ljubljana) nimmt ihre Leser:innen ebenfalls mit auf eine Zeitreise, und zwar in die 1980er Jahre kurz vor dem Zerfall Jugoslawiens. Ihr eindringlicher Debütroman Meisterwerk ist deshalb Liebesgeschichte und Politthriller zugleich: Adam ist Literaturprofessor, brennt für Sloweniens Unabhängigkeit und versucht sich wieder als Schriftsteller. Ana ist Lektorin, Informantin des Geheimdienstes, und soll Adams Manuskript „Das Meisterwerk" bearbeiten. Bald schon überschreiten die beiden verheirateten Protagonist:innen die Grenzen ihrer beruflichen Beziehung und verwickeln sich in eine intensive Liebesbeziehung. Schnabls eindringliches Psychogramm spielt vor dem Hintergrund der Katastrophe, auf die Jugoslawien nach Titos Tod zusteuert.
Ana Schnabl: Meisterwerk
Folio Verlag, 15. März 2022, übersetzt von Klaus Detlef Olof
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