Solidarität mit indigener Bevölkerung Westpapuas

Eine indonesische Delegation der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) besucht vom 2. bis 9. Februar 2022 die Evangelisch-Reformierte Kirche in Papua (Gereja Kristen Injili Di Tanah Papua, GKI-TP). Angesichts der andauernden Menschenrechtsverletzungen in der östlichsten Provinz Indonesiens, sieht sich eine 18-köpfige Delegation zu einem Solidaritätsbesuch bei der Mitgliedskirche der VEM in Westpapua veranlasst. Zur Delegation gehören Kirchenleiter*innen der VEM-Mitglieder aus Sumatra, Java, Nias und Kalimantan sowie der Moderator der VEM und die Vize-Moderatorin der Region Asien mit den Mitarbeitenden des Regionalbüros Asien der VEM und Vertreter*innen des Indonesischen Rates der Kirchen (PGI).

Kirchen ermutigen zum Frieden in Westpapua

Auslöser des Besuchs sind die zunehmenden Fälle von Gewalt bis hin zu Ermordungen durch staatliche Sicherheitskräfte in Papua, denen vor allem Angehörige der Zivilgesellschaft, wie Pastor Jeremy Zanambani im September 2020, zum Opfer fallen. Der Mörder des Theologen aus Papua wurde zwar aufgrund der Ermittlungen eines „Joint Fact Finding Team“ gefasst und verurteilt, nach letzten Informationen der Papua-Kirche wurde das Urteil aber nicht öffentlich gemacht.

Die durch Gewalt und Diskriminierung geprägte Lage im äußersten Osten des Inselstaates hat den Indonesischen Rat der Kirchen in der Vergangenheit mehrfach dazu bewogen, sich mit schriftlichen Erklärungen wiederholt für die Durchsetzung der Menschenrechte und von Gerechtigkeit in Westpapua einzusetzen. Darin wird die Regierung in Jakarta aufgefordert, einen Friedensdialog mit den Befreiungsgruppen vor Ort zu führen, um die Gewalt staatlicher Sicherheitskräfte gegenüber der indigenen Bevölkerung in Papua zu beenden. Die indonesische Regierung hat auf die Forderungen der Kirchen bislang nicht reagiert.

„Der von der indonesischen Regierung verfolgte Sicherheitsansatz wird den Konflikt in Papua nicht lösen. Vielmehr würde er die Liste der Gewalttaten in Papua verlängern. Schon jetzt haben Tausende Menschen, die den Konflikt nicht nachvollziehen können, ihre Heimat verlassen und müssen nun als Flüchtlinge in Zelten, Sammelunterkünften oder im Wald leben. Die Mitgliedskirchen der VEM in Indonesien wollen im Namen der Menschlichkeit ihre Solidarität zum Ausdruck bringen und ihren Beitrag zu Papua als Land des Friedens leisten“, so Irma Simanjuntak, Advocacy-Beraterin der VEM in der Region Asien.

Suche nach ausgewogenen Informationen über politische Hintergründe

In Ermangelung einer objektiven Berichterstattung durch eine unabhängige indonesische Presse wollen sich die Mitglieder der Delegation ein eigenes Bild von der Lage vor Ort verschaffen und die VEM-Mitgliedskirche in spiritueller, theologischer und ökumenischer Hinsicht unterstützen. Es ist deshalb kein Zufall, dass der Solidaritätsbesuch auf den Jahrestag der Ankunft der deutschen Missionare Carl Wilhelm Ottow und Johann Gottlob Geissler am 5. Februar 1855 in der Nähe der Hafenstadt Manokwari im Norden der Insel fällt. Der Jahrestag ist ein offizieller Feiertag in Westpapua.

Nach Auffassung der Kirche GKI-TP sind vor allem die jüngsten Autonomiebestimmungen „ein integraler Bestandteil einer Politik, die auf systematischem Rassismus basiert" und die ihrer Ansicht nach dem Zweck dienen, "das Land der Papuas zu besetzen und zu kontrollieren“. Hintergrund dieser Politik sind vor allem wirtschaftliche Interessen mit der Gewinnung von Bodenschätzen wie Gold, Kupfer und Erdöl in Westpapua durch indonesische und ausländische Firmen.

Bereits 2019 führte die VEM gemeinsam mit dem Weltkirchenrat (WCC) und der Christlichen Konferenz Asiens (CCA) einen internationalen Delegationsbesuch nach Indonesien und Papua durch. „Der Solidaritätsbesuch der Kirchen in Indonesien ist ein weiterer wichtiger Schritt, um den Schwestern und Brüdern, die um Hilfe rufen, zur Seite zu stehen und die Verbundenheit durch die Begegnung vor Ort sichtbar werden zu lassen“, so Dr. Jochen Motte, Mitglied des Vorstands und zuständig für die Menschenrechtsarbeit der VEM. Vor dem Hintergrund des Besuches in 2019 haben auch die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche von Westfalen auf ihren Landessynoden 2020 und 2021 ihre Sorge über die Situation in Papua und ihre Solidarität mit den Glaubensgeschwistern dort zum Ausdruck gebracht.

VEM-Schwerpunkt Menschenrechtsarbeit

Eines der fünf Hauptarbeitsfelder der VEM ist die Verteidigung von Menschenrechten. Die VEM unterstützt dabei Initiativen zur friedlichen Lösung von Konflikten durch Bildungsarbeit, Vernetzung, Entwicklung sowie durch den Austausch und die Weitergabe von Informationen für eine erfolgreiche Interessenvertretung. Diese Aktivitäten werden von den Mitgliedern der VEM untereinander sichtbar unterstützt. Der Solidaritätsbesuch steht auch im Einklang mit der aktuellen Menschenrechtsaktion der VEM, die sich in Afrika, Asien und Deutschland auf unterschiedliche Weise gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung richtet.

Die fortlaufende Berichterstattung über den Solidaritätsbesuch in Westpapua wird auf der Website der VEM veröffentlicht.

Über Vereinte Evangelische Mission (VEM)

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.

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