Von der Fahrradstadt in den Sunshine State
Sein Ausbildungsweg beginnt in Münster, wo er zunächst eine Tischlerlehre absolviert. Anschließend studiert Kampmann Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Münster, wo der Beton ein fester Bestandteil in seiner Karriere wird. Sein Diplom mit Schwerpunkt im Konstruktiven Ingenieurbau erreicht er über eine Forschungsarbeit, in der er die „Bestimmung von selbstverdichtenden Betonmischungen auf der Grundlage von Rohmaterialeigenschaften“ möglich macht.
Anstatt in der Fahrradstadt zu bleiben, zieht es den Diplom-Ingenieur nach Florida, den sogenannten Sunshine State. An der Florida State University macht Kampmann einen Master of Science im Bauingenieurwesen. In seiner Masterarbeit beschäftigt er sich mit den charakteristischen Eigenschaften von Florida Beton – einer bestimmten Betonmischung – für die Einarbeitung in lokale Normungen bzw. den Einsatz in Fahrbahndecken.
Forscher und Leiter
Seine Dissertation bringt Raphael Kampmann nicht vom vorbereiteten Weg ab: er bleibt im Sunshine State und die Passion für die Betontechnologie versiegt nicht. An der Florida State University schreibt Kampmann seine Doktorarbeit zum Thema „Der Einfluss der Kompressionsschnittstelle auf das Versagensverhalten und den Maßstabseinfluss von Betonprüfkörpern“.
Die Spezialisierung auf Bruchmechanik von Betonbaustoffen begleitet den Ingenieur auch in seine weitere Tätigkeit als Laborleiter von vier Forschungseinrichtungen, die gemeinsam das „Civil Laboratory for Construction Material“ bilden. Hier sammelt Kampmann weitreichende Erfahrungen in der Zertifizierung von Bauprodukten, in der Materialforschung, Bauteilprüfung sowie der Laborleitung- und organisation. In Lübeck sieht der Ingenieur: „(…) die Gelegenheit meine angewandte wissenschaftliche Karriere in den Bereichen der Baustoffentwicklung und Materialforschung weiter auszuprägen (…)“
Auf die Zusammensetzung kommt es an
Raphael Kampmann ist nicht nur ein leidenschaftlicher Forscher, sondern auch Lehrer. Als Student, Doktorand, Gastprofessor, Assistent-Professor und Associate Professor hat er lehrreiche Jahre in der Wissensvermittlung verbracht. Durch seine Lehrtätigkeiten entwickelte Kampmann Kurse und Studienmaterialien für die er digitale Methoden und Laborkurse weitreichend einsetzte. „Heute können schwierige Konzepte der räumlichen Mathematik und Physik in einfacher Weise auf visuellem Weg dargestellt werden“, sagt Kampmann zu seinen Lehrmethoden. „Geeignete E-Learning Techniken ermöglichen es mir, Ideen und Hintergründe effektiv zu kommunizieren.“
„Best Teacher ever“
Um ihr Wissen nachhaltig zu festigen, ist für Studierende die Praxis ein weiterer wichtiger Lehrbaustein. „Nur durch eigenständiges Erarbeiten und Erfahren, können Inhalte dauerhaft begriffen werden“ so Kampmann. Es sei ihm eine Freude seine Studierenden auf praxisbezogene Laborexperimente vorzubereiten. „Mir geht das Herz auf, wenn ich sie dabei beobachte, wie sie ihr Wissen anwenden (…). Keine Vorlesung kann so viel Aufmerksamkeit erwecken wie ein gut vorbereitetes Laborexperiment (…)“ beschreibt der Ingenieur seine Lehrerfahrungen. Noch wichtiger sei jedoch für ihn die Philosophie von Bram Stoker: „We learn from failure, not from success!“ Seinen Studierenden versuche er zu vermitteln: „Mit jedem Fehler lernt ihr dazu, seht es nicht als Scheitern an, sondern als Erfolg.“
Sein Engagement für Studierende zahlte sich bereits aus. Raphael Kampmann erhielt insgesamt neun Lehrpreise in sieben Jahren, darunter den „Distinguished Teaching Award“ der Florida State University. Zudem ist er von der American Society of Civil Engineers zum „Young Engineer of the Year“ gewählt worden. Seine Studierenden beschreiben ihn als zwar sehr strengen und fordernden aber auch als „Best Teacher ever.“
Begeistert über seine neue Tätigkeit als Professor an der TH Lübeck sagt Kampmann: „Ich bin mir sicher, dass die Ingenieurinnen und Ingenieure von Morgen unsere Gesellschaft weiter gestalten werden und unser Gemeinwesen durch die Entwicklung und Verbesserung von Baustoffen, Bauelementen und modernen Tragwerken bereichern. Es ist mir eine absolute Freude, das zukünftige Ingenieurwesen hierbei als Professor zu begleiten und zu prägen.“
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