Das Spiel mit dem vertauschten Buchstaben hat die Jury der Schlagzeile des Jahres überzeugt. „Wenn ein Gefühl des Unverständnisses und der Ohnmacht so prägnant dargestellt werden kann, dann zeigt das: Es geht nicht nur um eine reine Nachricht, sondern auch darum, den Leser bzw. Hörer direkt greifen zu können und ihn für ein hartes, schwieriges Thema zu begeistern“, so Jury-Sprecher Krämer.
Platz 2 ging an „Österreich nach dem Kurz-Schluss“ (Welt am Sonntag, 5.12.2021). Hier gefiel der Jury vor allem die Umdeutung eines bekannten Wortes, das durch eine Trennung eine politische Brisanz darstellte (Rücktritt des österreichischen Kanzlers Kurz). Knapp dahinter mit nur einem Punkt Abstand wählte die Jury die Schlagzeile „Kapitolverbrechen“ (Süddeutsche Zeitung, 8.1.2021). „Der Sturm auf das Kapitol war ein gravierender Angriff auf eine demokratische Wahl“, resümiert Krämer, „ein wortwörtliches Kapitalverbrechen an einem Staat als solchen.“
Den 4. Platz teilen sich „Die Aufschneider“ (Cicero, 19.2.2021) und „Testlos glücklich“ (Augsburger Allgemeine, 23.6.2021) – beides Schlagzeilen, die sich mit dem Thema Corona beschäftigen, das auch 2021 die Medienlandschaft dominiert hat. Und auch Platz 5 reiht sich in die Thematik ein: „Spritztour nach Moskau“ (Stern, 17.4.2021) begleitet einen Mann, der wegen des Impfstoffmangels Anfang 2021 in Deutschland nach Moskau reist, um sich dort impfen zu lassen.
Obwohl die Corona-Pandemie das vorherrschende Thema der Medien in diesem Land war, war sie bei den Vorschlägen zur Schlagzeile des Jahres 2021 eher unterrepräsentiert: Nur 13 der eingegangenen 80 Vorschläge hatten damit zu tun. „Die Menschen sehnen sich nach zwei Jahren Pandemie wieder nach mehr Normalität – vermutlich waren die Schlagzeilen, die unseren Einsendern auffielen, deswegen eher auf andere Themen bezogen“, spekuliert Krämer.
Die Aktion „Schlagzeile des Jahres“ gibt es seit 2010, der erste Sieger war damals „Krieger, denk mal!“ Die Jury bestand in diesem Jahr aus dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, Prof. Walter Krämer, dem Tübinger Rhetorikprofessor Gerd Ueding, der Germanistin Stephanie Zabel aus der Geschäftsstelle des VDS, dem Journalisten und Schriftsteller Harald Martenstein sowie dem Sprachwissenschaftler Horst Haider Munske. Die ersten 20 Plätze der eingereichten Schlagzeilen gibt es auf www.vds-ev.de.
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