Pestizidindustrie: europäische Studie beziffert hohe Kosten für die Allgemeinheit

Anlässlich des heutigen weltweiten Tags gegen den Pestizideinsatz fordert das entwicklungspolitische INKOTA-netzwerk die designierte Bundesregierung auf, sich für eine umfassende Förderung von Agrarökologie statt industrieller Landwirtschaft und ein Exportstopp gefährlicher Pestizide einzusetzen. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie der französischen Organisationen BASIC, CCFD – Terre Solidaire und POLLINIS belegt die enormen gesellschaftlichen Kosten des Einsatzes chemischer Pestizide.

Die Studie „Pesticides – a model that’s costing us dearly“  kommt zu dem Ergebnis, dass der Pestizidsektor die Europäische Union im Jahr 2017 2,3 Milliarden Euro kostete – in Form von Steuererleichterungen, behördlicher Regulierung, Reinigung von kontaminierten Gewässern, Treibhausgasemissionen sowie medizinischer Behandlung von Landwirt*innen, die durch den Einsatz von Pestiziden erkrankten. Dieser Zahl stellen die Autor*innen 900 Millionen Euro Nettogewinne der Pestizidindustrie im selben Jahr gegenüber. 

„Es kann nicht sein, dass die Allgemeinheit für die Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide aufkommt und Konzerne wie Bayer und BASF ihre jährlichen Millionen-Gewinne einstreichen.“ Lena Luig, INKOTA-netzwerk

Lena Luig, Referentin für globale Landwirtschaft und Welternährung bei INKOTA, erklärt: „Es kann nicht sein, dass Konzerne wie Bayer und BASF jährlich Millionen Gewinne aus dem Pestizidgeschäft erzielen, während die Allgemeinheit für die Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide aufkommen muss.“ Um das von der Europäischen Kommission formulierte Ziel zu erreichen, den Pestizideinsatz in der EU zu halbieren, müssten unter anderem die EU-Agrargelder von industriell wirtschaftenden Betrieben hin zu agrarökologischen Systemen umgeschichtet werden – viel stärker als dies in der jüngst beschlossenen Reform vorgesehen ist.

Auch die gesundheitlichen und ökologischen Doppelstandards in der globalen Pestizidvermarktung werden in der Studie untersucht. „Mehr und mehr wertvolle Daten unterstützen, was INKOTA seit Jahren beklagt: Deutsche Konzerne wie Bayer und BASF machen enorme Gewinne auf Kosten der Gesellschaft und der Umwelt und exportieren sogar in Europa verbotene Pestizide nach Afrika, Asien und Lateinamerika“, stellt Lena Luig heraus.

INKOTA begrüßt, dass sich SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP  in ihrem Koalitionsvertrag auf ein Ende dieser Praxis und ein entsprechendes Exportverbot geeinigt haben. Darüber hinaus müsse sich die zukünftige Bundesregierung auch für ein europäisches Exportverbot einsetzen, wie es bereits in der EU-Chemikalienstrategie formuliert ist, und sich international für einen Ausstieg aus der Herstellung und dem Einsatz hochgefährlicher Pestizide stark machen.

Über den INKOTA-netzwerk e.V.

INKOTA hat gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Pestizid Aktions-Netzwerk und MISEREOR in den zwei Studien "Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF" und "Doppelstandards und Ackergifte von Bayer und BASF" gezeigt, wie die beiden deutschen Pestizidhersteller in Brasilien, Mexiko und Südafrika teils selbst Pestizide vermarktet, die in der EU verbotene Wirkstoffe enthalten, und teils verbotene Wirkstoffe herstellt, die dann von anderen Unternehmen verarbeitet und vermarktet werden. Im Rahmen der Kampagne "Giftexporte stoppen" hat INKOTA gemeinsam mit dem Pestizid Aktions-Netzwerk über 177.000 Unterschriften für ein Exportverbot von Pestiziden mit in der EU nicht genehmigten Wirkstoffen gesammelt. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist hierzu zu lesen: "Wir werden von den rechtlichen Möglichkeiten Gebrauch machen, den Export von bestimmten Pestiziden zu untersagen, die in der EU aus Gründen des Schutzes der menschlichen Gesundheit nicht zugelassen sind."

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