DB Regio betreibt auch über das Jahr 2023 hinaus den dieselbetriebenen Expressverkehr in Oberfranken und angrenzenden Regionen in Mittelfranken und der Oberpfalz. Den Zuschlag im Vergabeverfahren Expressverkehr Nordostbayern erteilte gestern die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert. Der Vertrag läuft von Dezember 2023 bis voraussichtlich Dezember 2030, mit Verlängerungsoptionen von bis zu zwei Jahren. Nach Auslauf des Vertrages ist eine Vergabe mit neuen Fahrzeugen vorgesehen, da die heutigen Triebzüge dann 25 bis 30 Jahre im Einsatz waren und das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Die Entscheidung für DB Regio fiel im Rahmen einer Direktvergabe. Andere Unternehmen hatten zuvor die Möglichkeit, ihr Interesse an dem Netz zu bekunden. Der Grund für die Direktvergabe ohne wettbewerbliches Verfahren: Nur DB Regio verfügt über Neigetechnikfahrzeuge, die für das Netz geeignet sind.
Das bestehende Fahrplankonzept bleibt im Wesentlichen erhalten. „Die Fahrgäste können sich dennoch auf etliche Verbesserungen freuen“, sagt Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. „Die BEG bestellt gut acht Prozent mehr Verkehrsleistung, insbesondere im Abendverkehr und für zusätzliche Direktverbindungen. Außerdem werden die aktuellen Fahrzeuge modernisiert, bevor sie ab Ende 2023 weiterhin zum Einsatz kommen.“
Die Nachfrage im Netz hat sich insgesamt positiv entwickelt. Mit einem Plus von rund 90 Prozent in den vergangenen zehn Jahren legte beispielsweise die Zahl der Fahrgäste auf der Strecke Nürnberg – Bayreuth überdurchschnittlich zu. Im Abschnitt Nürnberg – Pegnitz gab es sogar eine Steigerung um 150 Prozent; dort fahren mittlerweile rund 5.300 Fahrgäste pro Werktag.
Weniger Taktlücken, mehr Direktverbindungen
Die Ausweitung des Angebots im Netz Expressverkehr Nordostbayern um rund 0,7 Millionen auf circa 8,6 Millionen Zugkilometer pro Jahr dient vor allem dazu, Taktlücken zu schließen und ein möglichst flächendeckendes Grundangebot im Stundentakt zu erreichen. Dabei geht es insbesondere um zusätzliche Züge am Abend auf den Strecken Nürnberg – Bayreuth – Hof, Nürnberg – Amberg – Regensburg und Nürnberg – Weiden – Neustadt (Waldnaab). Auf der nachfragestarken Strecke Nürnberg – Bayreuth wird Ende 2023 der Halbstundentakt auch an Wochenenden eingeführt.
Fahrgäste profitieren ab Ende 2023 außerdem von stündlichen Direktverbindungen Nürnberg – Cheb (Eger). Heute verkehren die Direktzüge zwischen den beiden Städten lediglich alle zwei Stunden. In der Stunde dazwischen ist derzeit noch ein Umstieg in Marktredwitz erforderlich. Neu ist auch alle zwei Stunden eine schnelle Direktverbindung Bayreuth – Coburg, mit Anschluss an die ICEs Richtung Erfurt und Berlin, ab 2024 auch an die geplante RE-Linie über die Schnellfahrstrecke nach Erfurt. Heute gibt es zwischen Bayreuth und Coburg lediglich RB-Direktzüge, die an allen Stationen halten. Im schnelleren RE-Verkehr ist heute noch ein Umstieg in Lichtenfels erforderlich.
Bestandsfahrzeuge werden modernisiert
Für die Linien im Netz Expressverkehr Nordostbayern schreibt die BEG bereits seit den 1990er Jahren überwiegend Neigetechnikzüge vor und ermöglicht damit auf den meist kurvenreichen Strecken kürzere Reisezeiten als mit konventionellen Triebzügen. DB Regio wird deshalb mit Beginn des neuen Vertrags im Dezember 2023 weiterhin die Neigetechnik-Triebzüge der Baureihe VT 612 einsetzen, die bereits heute auf fast allen Strecken im Netz unterwegs sind. Allerdings wird die Fahrzeugflotte modernisiert. Die Züge werden optisch aufgefrischt, erhalten WLAN, eine Videoüberwachung und Monitore für ein verbessertes Fahrgastinformationssystem. Mit Klimaanlagen sind die Fahrzeuge bereits ausgestattet. Außerdem wird ein automatisches Fahrgastzählsystem eingebaut. Damit erhalten DB Regio und die BEG Informationen über die Auslastung jedes einzelnen Zuges, DB Regio kann in Abstimmung mit der BEG bei Bedarf das Angebot entsprechend anpassen. Heute wird die Nachfrage in diesem Netz nur über stichprobenartige Erhebungen mit Zählpersonal ermittelt.
Stationäre Hublifte für mobilitätseingeschränkte Personen
Die Neigetechnikfahrzeuge haben aus technischen Gründen einen hohen Wagenboden. Beim Zustieg sind daher mehrere Stufen zu überwinden. Die BEG fordert deshalb an den wichtigsten Stationen im Netz stationäre Hublifte, mit deren Hilfe Rollstuhlfahrer ins Fahrzeug gelangen können. Heute sind im Netz bereits elf Bahnhöfe mit Hubliften ausgestattet. An weiteren neun Stationen, deren Bahnsteige stufenfrei erreichbar sind, muss DB Regio zusätzliche Hublifte anbieten: Dies sind Burgkunstadt, Creußen, Hartmannshof, Maxhütte-Haidhof, Neuhaus (Pegnitz), Regenstauf, Sulzbach-Rosenberg, Trebgast und Vilseck. An weiteren fünf Stationen, die in den nächsten Jahren barrierefrei ausgebaut werden, müssen Hublifte aufgestellt werden, sobald der Ausbau abgeschlossen ist: Bad Staffelstein, Kirchenlaibach, Münchberg, Neuenmarkt-Wirsberg und Pegnitz.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung. Die Aufträge für Verkehrsleistungen werden in Wettbewerbsverfahren vergeben. Den Zuschlag erhält jeweils das Verkehrsunternehmen, welches das insgesamt wirtschaftlichste, also das qualitativ und preislich beste Angebot abgibt. Als Folge des Wettbewerbs zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen konnte die BEG in den letzten Jahren nicht nur das Fahrplanangebot, sondern auch Qualitätsmerkmale wie Komfort und Fahrgastinformation ständig verbessern. Große Erfolge waren unter anderem die Einführung des Bayern-Takts – ein Stundentakt für fast ganz Bayern – sowie des Bayern-Tickets.
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