Jahressitzung der adventistischen Weltkirchenleitung im Zeichen der Corona-Pandemie

Vom 7.–13. Oktober traf sich der Exekutivausschuss der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung, GK) der Siebenten-Tags-Adventisten zu seiner Jahressitzung. Das Gremium ist die höchste Entscheidungsinstanz der Kirche zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Weltsynoden (GK-Vollversammlungen), ihm gehören rund 300 Kirchenleiter, Leitende kirchlicher Institutionen und Laienmitglieder aus aller Welt an. Die diesjährige Jahressitzung (Annual Council) stand inhaltlich und formal unter dem Eindruck der weltweiten Corona-Pandemie und fand als Hybrid-Veranstaltung statt.

Herausforderungen durch die Corona-Pandemie

Erton Köhler, Exekutivsekretär der Weltkirchenleitung, berichtete über die Herausforderungen der Corona-Pandemie für die weltweite adventistische Kirche. So seien, konservativ geschätzt, mindestens 17.000 Kirchenmitglieder an COVID-19 verstorben, darunter 773 hauptamtliche Mitarbeiter und Pensionäre.

Die Pandemie habe sich auch auf die Art und Weise ausgewirkt, wie Adventisten das Evangelium verkünden und wie sie sich um bedürftige Menschen kümmern, sagte Köhler. Gleichzeitig habe die Pandemie die soziale Resilienz gestärkt und half den Gemeinden, ihre Arbeitsweise zu ändern. So konnte im Jahr 2020 trotz umfangreicher Corona-bedingter Beschränkungen 1.736 neue Gemeinden gegründet werden. 781.389 Menschen wurden getauft und schlossen sich der adventistischen Kirche an. Die Siebenten-Tags-Adventisten taufen nur Erwachsene und Jugendliche aufgrund ihrer Entscheidung zum Glauben. Köhler erwähnte die adventistischen Krankenhäuser, die vielerorts „in vorderster Front im Kampf gegen die Pandemie“ gestanden hätten. Auch habe die adventistische Hilfsorganisation ADRA die Zahl ihrer Projekte im Jahr 2020 von 1.184 auf 1.506 gegenüber dem Vorjahr steigern können und unterstützte dadurch 20 Millionen Menschen (gegenüber 14 Millionen im Vorjahr). 422 dieser Projekte hingen direkt mit der Pandemie zusammen.

Das adventistische Schulwesen war in vielen Ländern durch die Pandemie betroffen und musste zeitweilig auf digitalen Unterricht umstellen und zum Teil eigenständig digitale Lernplattformen entwickeln. In der Medienarbeit der Kirche habe die Pandemie zu einem starken Wachstum digitaler Angebote geführt. Auch örtliche Kirchengemeinden entwickelten digitale Angebote oder andere kreative Lösungen, wie z. B. Drive-in-Kirchen, bei denen die Besucher mit ihren Autos auf einen großen Parkplatz fahren und dort im Auto sitzend am Gottesdienst teilnehmen. Köhler betonte jedoch, dass trotz all dieser Veränderungen und der zunehmenden Rolle der sozialen Medien im Leben der örtlichen Kirchengemeinden der persönliche Austausch wichtig sei und nicht ersetzt werden sollte. „Die Technologie ist gekommen, um im Leben der Kirche zu bleiben, aber nicht, um das Leben der Kirche zu ersetzen“, sagte er.

Kirchenfinanzen wieder im Aufwärtstrend

Der Finanzvorstand der Weltkirchenleitung, Paul Douglas, stellte in seinem Bericht fest, dass es im Jahr 2021 mit den Spendeneinnahmen wieder aufwärts gehe. So liege das Spendenaufkommen im August dieses Jahres um 14,2 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Ausgaben sanken hingegen gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozent, was zum Großteil auf die Verringerung von Reisetätigkeiten zurückzuführen sei, so Douglas. Gleichwohl sei der Haushalt der Weltkirchenleitung für das kommende Jahr konservativ aufgestellt, er geht von einem negativen Saldo (mehr Ausgaben als Einnahmen) von 16,4 Millionen US-Dollar aus. Diese Summe sei jedoch deutlich niedriger, als zunächst prognostiziert, so Douglas.

Gesundheit ohne Freiheit?

Weitere Punkte auf der Sitzungsordnung waren zahlreiche Änderungen von Verwaltungsvorschriften und Tätigkeitsberichte von kirchlichen Abteilungen und Institutionen. In diesem Kontext trug die Abteilung für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit (Department of Public Affairs and Religious Liberty – PARL) folgende Liste mit Gedankenanstößen vor:

  • Kann es mentale Gesundheit ohne die Freiheit des Geistes geben?
  • Kann es moralische Gesundheit ohne ein freies Gewissen geben, das sich von der Wahrheit und dem höchsten Gut leiten lässt, wie es in Gottes Offenbarung in der Heiligen Schrift zum Ausdruck kommt?
  • Kann es emotionale Gesundheit geben ohne die Freiheit von Angst, ohne die Freiheit von emotionalen Verletzungen, ohne die Freiheit von Traumatisierungen?
  • Kann es geistliche Gesundheit inmitten von Zwang, Manipulation und Bedrohung geben?
  • Kann es gesellschaftliche Gesundheit geben ohne die Freiheit von Diskriminierung und Kriminalisierung, weil man etwas anderes glaubt?
  • Kann es Gerechtigkeit geben, wenn das Zentrum der moralischen Bewertung, das menschliche Gewissen, unterdrückt wird?
  • Kann es Rechtschaffenheit geben, wenn das menschliche Gewissen und der freie Wille unterdrückt, erstickt oder gefesselt werden?

„Die Kirche nicht wie ein Unternehmen leiten“

In weiteren Sitzungen kamen theologische Überlegungen und Fragen der konfessionellen Identität zur Sprache. Der Präsident der Weltkirchenleitung, Ted Wilson, appellierte an die Anwesenden, an der Autorität der Bibel, der deutlichen Verkündigung der Wiederkunft Christi und an der adventistischen Lebensweise festzuhalten. Exekutivsekretär Erton Köhler ermahnte abschließend, die Kirche nicht wie ein Unternehmen, sondern als eine geistliche Gemeinschaft zu leiten und trotz aller notwendigen Management-Tätigkeiten die Priorität auf die Förderung des religiösen Lebens und der Verkündigung zu legen.

Alle Präsentationen und Beiträge der Jahressitzung der Weltkirchenleitung sind schriftlich oder als Video einsehbar: https://executivecommittee.adventist.org/blog/2021/10/09/21ac-presentations/

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