„No Deal ist keine Option“

Brexit und kein Ende – auch für die Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/rhein-Sieg. „Die Verunsicherung ist auch bei unseren Unternehmen spürbar“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille nach einer Informationsveranstaltung zum Brexit mit der Deutsch-Britischen IHK. „Das Brexit-Abkommen wird definitiv mehr als einen Versuch im Parlament erfordern, um eine Chance zu haben“, erläuterte Dr. Ulrich Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Britischen IHK just zu dem Zeitpunkt, als Theresa May die Verschiebung der Brexit-Abstimmung im Britischen Unterhaus bekannt gab. Für IHK-Hauptgeschäftsführer Hille ist klar: „Ein „No-Deal-Brexit“ ist keine Option für die Unternehmen. Insofern begrüßen wir die Vertagung der Abstimmung im Unterhaus.“

„Das Drama um den Brexit wird auch 2019 anhalten und bis ein endgültiges, abschließendes Abkommen ausgehandelt wurde, werden sicherlich weitere fünf bis sieben Jahre vergehen“ ergänzt Hoppe. Es würde sicherlich weitere Ansatzpunkte geben, um einen Hard-Brexit im nächsten Jahr hinauszuzögern oder um ihn gar komplett zu verhindern. Dennoch sollten und müssen die Unternehmen sich auf den Ausstieg der Briten aus der EU vorbereiten – sei es nun mit oder auch ohne ein Abkommen.

Zur Vorbereitung zählen beispielsweise die Analyse der Lieferketten, die Berücksichtigung der Zolltarife zumindest beim Import, die Prüfung von Präferenzabkommen bezüglich der Einhaltung von Ursprungsregeln oder die Anpassung der Lagerhaltungskapazitäten. „Unternehmen müssen sich auch auf eine höhere Volatilität des Wechselkurses einstellen, mögliche Zertifizierungen  berücksichtigen und selbstredend zuallererst bestehende Verträge und Klauseln insbesondere längerfristiger Verträge kontrollieren“, so IHK-Außenhandelsexperte Armin Heider.

Die operationalen Anforderungen beim Im- und Export thematisierte Petra Hombach-Müller, Brexit-Beauftragte des Hauptzollamtes Köln, bei der IHK-Veranstaltung und gab selbst für den Fall eines Hard-Brexit grünes Licht. Das Zollamt sei vorbereitet, die IT-Kapazitäten des Atlas-Systems wurden angepasst und künftige Ein-und Ausfuhranmeldungen in das Vereinigte Königreich im System hinterlegt. Beim deutschen Zoll werde es in der Abfertigung kein Nadelöhr geben, auch zusätzliches Personal werde bereits beschafft.

Übereinstimmend ließen die Referenten verlauten, dass ihrer Ansicht nach die wahren Probleme im Transportwesen und der Warenkontrolle liegen werden. Kilometerlange Warteschlangen und sehr lange Abfertigungszeiten werden zumindest zu Beginn der Austrittszeit eine harte Bewährungsprobe an Speditionen und deren Fahrer legen. „In einer Branche, wo heute schon Fahrermangel besteht, werden die Speditionen Fahrten in das VK nur zu deutlich höheren Konditionen anbieten können – wenn sie die Insel denn überhaupt noch anfahren möchten“, kommentierte Dr. Hoppe.

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