Sinfonisches aus Wien und Katalonien, Bremen und Florenz
Die Wiener Philharmoniker, die wenige Tage vor dem ersten Lockdown im März 2020 in der Elbphilharmonie noch ihren Zyklus mit den neun Beethoven-Sinfonien unter Andris Nelsons hatten vollenden können, kehren zum Monatsanfang mit einem französisch inspirierten Programm in den Großen Saal zurück. Gautier Capuçon, Celliste extraordinaire, spielt das Dvořák-Konzert, anschließend leitet der französisch-armenische Dirigent Alain Altinoglu das Orchester durch César Francks d-Moll-Sinfonie (2.10. Elbphilharmonie).
Jordi Savalls erst sehnsüchtig erwarteter und dann wegen Corona mehrfach verschobener Beethoven-Zyklus in der Laeiszhalle lässt sich auf absehbare Zeit leider nicht mehr in Gänze realisieren. Bei insgesamt drei Konzertterminen erklingen immerhin vier der neun Sinfonien unter Savalls Leitung – zweimal die Nummern 6 und 7, einmal die Achte und Neunte (10./17.10. Laeiszhalle).
Unter dem verheißungsvollen Titel »Haydn, the Shakespeare of Music« bringt Paavo Järvi, Chefdirigent der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, mit seinem Orchester drei Sinfonien des Begründers der Wiener Klassik zur Aufführung – nicht zuletzt um zu zeigen, dass die allzu gemütvolle Zuschreibung, »Papa Haydn« sei ein zwar enorm fleißiger, aber nur mäßig origineller Sinfoniker gewesen, an der Realität des Oeuvres weit vorbeigeht. Järvi pflegt seine Passion für Haydn von Kindesbeinen an, schließlich hat schon sein Vater Neeme Järvi als Dirigent in Estland den Meister aus Esterház stets in hohen Ehren gehalten und seine Musik vielfach aufgeführt. Volkslieder aus Haydns Kindheit flankieren das Programm (17.10. Elbphilharmonie).
Der legendäre Dirigent Zubin Mehta beschließt den schon allein in Sachen Gastorchester üppigen Erntemonat Oktober mit einem zweitägigen Gastspiel am Pult des Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino. Im ersten Programm präsentiert Mehta, dessen Saal-Debüt mit besonderer Vorfreude und Spannung erwartet wird, mit den Florentinern die Sensations-Sopranistin Asmik Grigorian als Solistin bei den Drei Bruchstücken für Gesang mit Orchester aus der Oper »Wozzeck« von Alban Berg, anschließend spielen sie Schuberts Große C-Dur-Sinfonie. Tags darauf stehen zwei weitere ausgesprochene Spätwerke auf dem Programm: das Adagio aus Mahlers Sinfonie Nr. 10 sowie Bruckners Neunte Sinfonie (30./31. Oktober).
Brandneues aus Donaueschingen zum 100. Geburtstag und Amazonen-Gesänge aus Paris
Zwölf Jahre lang war Sylvain Cambreling, heute Chefdirigent der Symphoniker Hamburg, in selber Funktion beim Symphonieorchester des SWR Baden-Baden und Freiburg tätig. Insofern hat auch er an jener 100-jährigen Geschichte Anteil, die das Musikfestival Donaueschingen in diesem Jahr feiert, denn etliche der dort uraufgeführten Werke hob das Orchester des Südwestfunks aus der Taufe. Jahrzehntelang galt es als das versierteste Spezialorchester für Neue Musik weltweit. Mit dem SWR Symphonieorchester, dem Chorwerk Ruhr, dem SWR Vokalensemble Stuttgart sowie exzellenten Gesangssolisten führt Cambreling nun kurz nach der Uraufführung in Donaueschingen Francesco Filideis »The Red Death« auf, vom Komponisten selbst »eine Passion« genannt. Das Werk ist inspiriert von unseren Seuchenzeiten, Edgar Allan Poes Novelle »Der rote Tod« sowie dem »Purgatorium« aus Dante Alighieris »Göttlicher Komödie« (20.10., Elbphilharmonie).
Ein festlich-berauschendes, rund um starke Frauen gestricktes Programm aus italienischen und französischen Barockarien hat das Jupiter Ensemble aus Paris mit der jungen Top-Mezzosopranistin Lea Desandre erarbeitet. Die Franzosen bringen »Amazones« zum Auftakt der diesjährigen Abo-Reihe »Das Alte Werk« prunkvoll in der Laeiszhalle zur Aufführung (18.10.).
Und eine weitere spannende französische Sopranistin ist in einem Liederabend mit rein französischem Repertoire zu erleben: Sabine Devieilhe, begleitet vom ebenfalls französischen Meisterpianisten Alexandre Tharaud, befasst sich mit Liedern von Debussy, Fauré und Poulenc (6.10. Elbphilharmonie, Kleiner Saal).
Portrait Florian Boesch: Erstes Bild
Die HamburgMusik liefert im Laufe dieser Saison fünf fein ausgearbeitete Programmskizzen rund um den Bassbariton Florian Boesch, aus deren Zusammenschau sich am Ende ein Portrait des musikalisch so vielschichtig agierenden österreichischen Meisterinterpreten zusammensetzen lässt. Den Anfang macht ein Projekt, bei dem er mit Musikern des Artemis Quartetts, der Cellistin Julia Hagen und dem Pianisten Alexander Lonquich das Terrain für Kammermusik und Lied sondiert. Das Programm befindet sich noch in der Entstehung (22.10., Elbphilharmonie, Kleiner Saal).
Helles Schlafen, waches Träumen: Der »Reflektor Max Richter«
Mit »Sleep«, einer achtstündigen Komposition für guten Nachtschlaf, beginnt am 6. Oktober der »Reflektor Max Richter« – im Internet. Das einzigartige Werk für fünf Streicher, Klavier, Elektronik und Gesang eröffnet als ausschließlich per Live-Stream empfangbares Nachtkonzert aus der Elbphilharmonie eine viertägige Collage aus speziell für das Haus zusammengestellten Programmpunkten, die der deutsch-britische Komponistenstar Max Richter gemeinsam mit seiner Frau, der Videokünstlerin Yulia Mahr, kuratiert hat. Der Vorverkauf für den »Sleep«-Livestream beginnt am 20. September. Bitte beachten: Zum »Reflektor Max Richter« erscheint in Kürze eine separate Presseinformation.
Startschuss für Jazz Piano, Pianomania, Blind Date, Herbst-Debüts und Orgel pur
Vier bestens eingeführte Konzertreihen starten ebenfalls im Oktober: »Jazz Piano« bringt mit dem quirligen Jacky Terrasson und seinem Trio einen der allerersten Gäste der Serie ever zurück in die Laeiszhalle (2.10.). »Pianomania« im Kleinen Sal der Elbphilharmonie hebt mit einem Soloabend des jungen, sensiblen Virtuosen Federico Colli an, der sich ausschließlich pianistischen Fantasien von Komponisten von Händel bis Fazıl Say hingibt (23.10.). Zwei Tage später findet am selben Ort das erste der schwer beliebten, ominösen »Blind Date«-Konzerte der Saison statt, bei dem das Publikum bis Konzertbeginn nicht weiß, wer auf die Bühne kommen wird (25.10.). Und die Reihe mit illustren Orgelsolo-Abenden im Großen Saal startet mit einem Gastspiel des amerikanischen Top-Konzertsolisten Stephen Tharp, der sich knochenschwere Werke der beiden Franzosen Dupré und Demessieux aufs Notenpult legt (13.10.).
Eine neue, erst im September eröffnete Kammermusik-Nachwuchsreihe namens »Herbst-Debüts« bringt das aus vier jungen Frauen bestehende Quatuor Mona in die Elbphilharmonie (17.10., Kleiner Saal). Auch das Trio Catch um die Klarinettistin Boglárka Pecze ist nach längerer Zeit wieder in der Elbphilharmonie zu erleben, diesmal als Bestandteil der wagemutigen Abo-Reihe »State of the Art« (12.10., Kleiner Saal). Das in Hamburg beheimatete Decoder Ensemble feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einem »Laut und deutlich« getauften Festkonzert (29.10. Elbphilharmonie, Kleiner Saal).
Weltstars aus Übersee
À propos state of the art: Fans von Jazz im Großformat der Luxusklasse freuen sich auf die Wiederkehr des Jazz at Lincoln Center Orchestra um den Trompeter Wynton Marsalis, das am 4. Oktober seine Spielart der Improvisierten Musik in Vollendung vorführen wird, wiederum im Großen Saal der Elbphilharmonie.
Beim »Elbphilharmonie Sommer« im vergangenen August verzückte die brasilianische Song-Legende Caetano Veloso mit zwei fantastischen Solokonzerten das Publikum in der Elbphilharmonie. Nur ein paar Wochen später kommt auch Velosos Bruder im Geiste, der großartige Sänger, Gitarrist und Songschreiber Gilberto Gil, nach Hamburg zurück: Am 4. Oktober gastiert er mit drei seiner Familienmitglieder – diesmal in der Laeiszhalle.
Die weltberühmte US-Sopranistin Renée Fleming ist nur sehr selten auf europäischen Konzertpodien zu erleben. Umso beglückender, dass sie als Gast des NDR Elbphilharmonie Orchesters mit Olivier Messiaens »Poèmes pour Mi« in der Elbphilharmonie auftreten wird. Anschließend spielt das Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Alan Gilbert Bruckners 4. Sinfonie (14.10.).
Ein neues Werk von Steve Reich und zwei Powerfrauen
Die Colin Currie Group, der Welt kompetenteste Interpreten des Oeuvres von Steve Reich, kommt mit einem nagelneuen Werk des Meisters der Minimal Music aus den USA zurück in den Großen Saal der Elbphilharmonie: »Traveler’s Prayer« heißt das Stück, das Reich in Covid-Zeiten komponiert hat. Zudem bringen die Percussion-Experten um Colin Currie gemeinsam mit dem Gesangsensemble Synergy Vocals Reichs »Tehillim« zur Aufführung, ein Werk, mit dem der Komponist vor 40 Jahren begann, die eigene jüdische Identität in seiner Musik zu thematisieren (26.10., Großer Saal).
Mit einem spannungsreichen, kompromisslosen Duoprogramm setzen die Geigerin Patricia Kopatchinskaja und die Cellistin Sol Gabetta kurz vor Monatsende den Großen Saal der Elbphilharmonie unter Strom (29.10.). Tags darauf hat sich Igor Levit die 24 Präludien und Fugen von Schostakowitsch vorgenommen. Nachdem er seinen Beethoven-Zyklus in der Elbphilharmonie im Juli triumphal beendet hat, tritt er mit dem neuen Programm nun in der Laeiszhalle auf (30.10.).
Der Chor zur Welt, eines der fünf Mitmach-Ensembles der Elbphilharmonie, beendet sein langes Corona-bedingtes Schweigen durch zwei Konzerte am selben Abend im Kultur Palast Billstedt mit einer Reihe weit gereister Liebeslieder unter dem Titel »Von Samos nach Südafrika« (30.10.). Und das Funkelkonzert »KleinLAUT« lässt Kinder zwischen drei und fünf Jahren endlich wieder an speziell für sie konzipierter Live-Musik teilhaben (30./31.10, sechs Konzerte, Kaistudio).
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