Manet und Astruc. Künstlerfreunde

Der weltberühmte Maler Édouard Manet gilt als einer der Väter des Impressionismus, der malende Kunstkritiker Zacharie Astruc ist heute hingegen weitgehend unbekannt. Ihre ungewöhnliche Freundschaft steht nun erstmals im Mittelpunkt einer Ausstellung. „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (ab 23. Oktober 2021) veranschaulicht darüber hinaus mit Werken von Zeitgenossen wie Claude Monet, Henri Fantin-Latour und Pierre-Auguste Renoir den damaligen künstlerischen Kontext in Paris. Damit setzt die Kunsthalle Bremen die Reihe großer Ausstellungen zu französischen Malern des 19. Jahrhunderts wie van Gogh, Claude Monet, Gustave Caillebotte und Émile Bernard fort.

Ausgangspunkt der Ausstellung „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (23. Oktober 2021 bis 27. Februar 2022) ist eines der bedeutendsten Meisterwerke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen: Das „Bildnis des Zacharie Astruc“ von Édouard Manet, das mehr als ein Porträt ist. Es ist ein Freundschaftsbild und ein ästhetisches Manifest. Das Bild versammelt alle Themen, mit denen sich Manet und Astruc intensiv beschäftigt haben, insbesondere Spanien und die Inspiration durch Diego Velázquez und Francisco de Goya, aber auch die japanische Kunst.

Die Ausstellung untersucht eben jene Themen und präsentiert eindrucksvolle, weltberühmte Meisterwerke Manets zusammen mit nahezu unbekannten Aquarellen und Skulpturen von Astruc. Erstmals wird der Dialog zwischen dem einzigartigen Maler Manet und der facettenreichen Persönlichkeit Zacharie Astruc verfolgt. Bis heute kennt man Astruc vor allem als Autor. Er war der erste Kritiker, der Manets Skandalbild „Das Frühstück im Grünen“ verteidigte. In Bremen wird er erstmals als Maler und Bildhauer vorgestellt.

Zudem werden ihre freundschaftlichen Beziehungen zu Künstlern und Kritikern wie etwa Félix Bracquemond, Henri Fantin-Latour, Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Émile Zola sichtbar. Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet das großformatige Gruppenporträt „Ein Atelier in Batignolles“ von Henri Fantin-Latour, das als Leihgabe aus dem Pariser Musée d’Orsay gezeigt wird. Es versammelt fortschrittliche Künstler jener Zeit um Manet, der an der Staffelei sitzt und das Porträt Astrucs malt. Das ambitionierte Gemälde Fantin-Latours unterstreicht die besondere Bedeutung des Bremer Astruc-Porträts und veranschaulicht zugleich das freundschaftliche Netzwerk der beiden.

Ein zentrales Kapitel der Ausstellung ist die Spanienfaszination der beiden Künstler. Ihr Briefwechsel, der im Katalog zur Ausstellung erstmals auf Deutsch veröffentlicht wird, bildet dafür eine wichtige Grundlage. So verfasst Astruc für Manet eine Art Spanienreiseführer. Er beschreibt detailliert eine Route mit Städten, Museen, Hotels und Cafés. Ihre Bewunderung für die Kultur Spaniens, für die Malerei von Diego Velázquez und Francisco de Goya, für Gitarrenmusik und Stierkampf, spielt in den Kunstwerken von Manet und Astruc eine wichtige Rolle, was in der Ausstellung anhand von internationalen Leihgaben zu sehen ist: Neben dem berühmten „Gitarrenspieler“ aus dem Metropolitan Museum in New York werden von Manet auch das „Spanische Ballett“ und ein „Stierkampf“ präsentiert.

Pariser Intellektuelle: Freundschaft und Netzwerk

Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist das Porträt des Schriftstellers Émile Zola aus dem Musée d’Orsay. Das großformatige Gemälde kann als eine Art Schwesterstück zum „Bildnis des Zacharie Astruc“ verstanden werden, denn es hat eine grundsätzlich ähnliche Konzeption von Figur und Attributen, unterscheidet sich aber durch die plakativere Bildsprache. Mit dem Porträt revanchierte sich der Maler bei dem Kritiker und Schriftsteller: Zola hatte Manets skandalträchtiges Gemälde „Olympia“ verteidigt und so war Manets Porträt von Zola ein Dank für die öffentliche Würdigung seiner Kunst.

Japonismus

Japan war jahrhundertelang ein geschlossenes Land. Erst seit Mitte der 1850er Jahre öffnete es sich langsam dem Handel mit dem Westen.

Astruc war einer der ersten, der die faszinierende Schönheit japanischer Druckgraphik entdeckt hatte. Er sammelte japanische Holzschnitte und Kunstgewerbe und publizierte als erster in der französischen Presse darüber. Die Ausstellung vereint Bilder Manets und Astrucs, die Bezug auf die japanische Kultur und Gestaltungsprinzipien nehmen. Den Werken werden originale japanische Objekte gegenübergestellt.

Die Wiederentdeckung eines Bildhauers

Ab Ende der 1860er Jahre konzentrierte sich Zacharie Astruc zunehmend auf die Bildhauerei. Vor allem inspirierte ihn die spanische Kunst des 17. Jahrhunderts. Zugleich setzte er sich intensiv mit der Malerei Manets auseinander: Die Marmorfigur eines knienden Mönchs mit einem Totenschädel oder die Gipsbüste seiner Frau Ida im spanischen Kostüm zeigen verblüffende Ähnlichkeit mit Gemälden Manets. Die Mönchsskulptur wird zusammen mit anderen Arbeiten von Astruc exklusiv für die Ausstellung restauriert. 1881 schuf Astruc eine Büste des Künstlerfreundes Manet, der zwei Jahre später starb. Seine Skulptur ist eine späte „Antwort“ auf das Bremer Bildnis von Manet.

Erstmals ausgestellte Blumenstilleben

Während der letzten Jahre vor seinem frühen Tod 1883 malte Manet mit leichter Hand eine Reihe von Blumenstillleben. Mit wenigen, scheinbar flüchtigen Strichen skizziert er die Sträuße und stellt mit faszinierender Brillanz die Transparenz der Glasvasen und des Wassers dar, in dem die farbigen Blüten stehen. Astruc spezialisierte sich damals auf Blumenaquarelle, die manchen Bildern Manets verwandt sind. Vor allem aber schuf er überwältigende große Dekorationen mit riesigen Sträußen, die in Deutschland erstmals ausgestellt werden.

Details zur Ausstellung und zur Begleitausstellung „Goya und Manet. Revolutionäre Radierungen“:

Die Ausstellung „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (23. Oktober 2021 bis 27. Februar 2022) präsentiert über 120 Exponate. Darunter befinden sich unter anderem Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen und ein Paravent. Neben Meisterwerken von Édouard Manet und in Deutschland erstmals ausgestellten Gemälden, Aquarellen und Skulpturen von Zacharie Astruc werden auch Gemälde und Druckgraphiken von Zeitgenossen wie Edgar Degas, Henri Fantin-Latour, Alphonse Legros, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir präsentiert. Die Leihgaben kommen aus internationalen Museen wie dem Musée d’Orsay in Paris, der National Gallery in London, dem Metropolitan Museum in New York, der National Gallery of Art in Washington, D.C., dem Museum of Fine Arts in Boston und dem Art Institute of Chicago.

In der Begleitausstellung „Goya und Manet. Revolutionäre Radierungen“ (23. Oktober 2021 bis 27. Februar 2022) wird im Kupferstichkabinett der spanische Maler und Graphiker Francisco de Goya vorgestellt und mit ausgewählten Graphiken von Manet verglichen. Goya stellte eine wichtige Inspirationsquelle für Manet dar.

Katalog:

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Katalog im Deutschen Kunstverlag (deutsch, ISBN 978-3-422-98760-9) und im ECCH Verlag (englisch), über 320 Seiten, herausgegeben von Dorothee Hansen, mit Beiträgen von Jean-Paul Bouillon, Christine Demele, Sharon Flescher, Alice Gudera, Dorothee Hansen, Maren Hüppe, Gudrun Maurer, Édouard Papet und Samuel Rodary. € 34,- im Museumsshop, circa € 54,- im Buchhandel.

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