Albaniens Premierminister geht in dritte Amtszeit

Der amtierende Premierminister Edi Rama hat die Parlamentswahlen in Albanien am 25. April gewonnen. Seine Sozialistische Partei (PS) erhielt etwa 48,7 % der Stimmen. Er kann somit in seine dritte Amtszeit gehen. Die größte Oppositionspartei, die Demokratische Partei (DP), kam auf knapp 40 % der Stimmen. 

Vor und während der Coronapandemie hat Albanien anhaltende Proteste gegen die Regierung und politische Instabilität erlebt. Der Kreditversicherer Credendo sieht nun in den Ergebnissen – einerseits Bestätigung des Regierungschefs, andererseits eine starke große Oppositionspartei – positive Auswirkungen auf die politische Stabilität und die Demokratie. Ausländische Investitionen in die Infrastruktur (Tourismus, Energie und Verkehr) dürften angekurbelt werden und es könnte den Beginn des EU-Beitrittsprozesses positiv beeinflussen, der im Frühjahr 2020 genehmigt wurde und bis Ende 2021 beginnen dürfte. Bislang wurden die Verhandlungen durch die Coronakrise, langsame Justizreformen und Kritik der EU an mangelnder Freiheit der Medien und Demokratiedefiziten gehemmt. Nun werden Fortschritte bei der Justizreform erwartet. 

Ramas Wiederwahl erfolgt in einem Umfeld verbesserter medizinischer Lage und wirtschaftlicher Erholung. Die Inzidenz ist niedrig, was auf eine gute Tourismussaison hoffen lässt. 15 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Albaniens stammten vor Corona aus dem Tourismus und sogar über 35 % der Leistungsbilanzeinnahmen. Wichtig ist der Impffortschritt. Ende Mai waren 17 % der albanischen Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Dies ist etwa die Hälfte des europäischen Durchschnittswerts. Zugang zum Digitalen Grünen Zertifikat der EU könnte Einreisen erleichtern. Die Grenzen für US-Besucher wurden bereits wieder geöffnet und Beschränkungen gegenüber dem Nachbarn Kosovo aufgehoben. Die Credendo-Analysten erwarten aber, dass die Unsicherheit über den Fortgang der Pandemie den Tourismus und die Wirtschaft insgesamt im laufenden Jahr weiterhin belasten wird.

Der IWF prognostiziert für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum um 5 %, nachdem es 2020 um 3,5 % zurückgegangen war. Gründe waren die Coronakrise und ein Erdbeben im November. Die Regierung hatte vor den Wahlen die öffentlichen Ausgaben erhöht. Zudem erholen sich wichtige Exportmärkte wie Italien, Überweisungen von Arbeitern im Ausland tragen über 17 % zu den Leistungsbilanzeinnahmen bei und stützen den privaten Konsum. Das Leistungsbilanzdefizit war 2020 von 20 % auf über 30 % gestiegen, das Staatsdefizit sprang von 2 % auf 6,7 % des BIP, was Albaniens bislang höchste Staatsverschuldung in diesem Jahrhundert von 76 % zur Folge hatte. 

Credendo erwartet, dass das Zwillingsdefizit in einem günstigen Coronaszenario mittelfristig auf das Vorpandemieniveau sinkt, während die Staatsverschuldung langsam sinken wird. 

Auf dieser Basis sieht der Kreditversicherer mit einem leicht positiven Ausblick auf das zweite Halbjahr 2021. Derzeit sieht Credendo Albaniens kurzfristiges politisches Risiko in der Kategorie 4 von 7 und das Geschäftsumfeldrisiko in Kategorie F (auf der Skala A bis G). 

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