Rund 50 Segler der 4,88 Meter langen Trapezjolle Contender aus fünf Nationen bereiten sich bei ihrer Pre-Euro auf die Europameisterschaft vor, die nach zwei Tagen Vermessung vom 6. bis 10. Juli ausgesegelt wird. Die Pre-Euro dient sowohl für die Segler als auch für die Wettfahrtleitung als Test-Event, um sich mit dem Revier und den Gegebenheiten vertraut zu machen. Ein Aberglaube der Segler ist, dass wer die Pre-Euro gewinnt, nicht Europameister werden kann. Dies ist der Grund, warum die meisten Segler beim Zieldurchgang vorrausichtlich am Ziel vorbeifahren werden, anstatt es zu durchfahren.
Richtig spannend wird es dann ab dem 6. Juli, wenn um 12 Uhr der erste Start der Europameisterschaft ansteht. Die Veranstaltung war zunächst als Weltmeisterschaft angesetzt, doch die Pandemie verhinderte die Einreise zu vieler internationaler Aktiver. „Vielleicht wird es ja ein Weltmeister der Herzen“, bringt es Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen auf den Punkt. Das Starterfeld der EM kann sich sehen lassen. 86 Meldungen aus sieben Nationen liegen vor, darunter viele Hochkaräter, viel Routine und der Neueinsteiger des Jahres.
Der Einsteiger des Jahres ist André Budzien. Der 58-jährige Schweriner hamsterte seine Erfolge bisher im Finn und in der OK-Jolle. Vor Warnemünde tritt der amtierende OK-Jollen-Weltmeister zu seiner ersten Regatta im Contender an. „Geradeaus segeln und halsen geht, Probleme habe ich noch bei den Wenden“, so der Routinier, der das Revier vor Warnemünde wie seine Westentasche kennt und hier 2018 seinen dritten OK-Jollen-WM-Titel gewann. Und dieser Titel wiegt schwer, verwies Budzien doch keinen Geringeren als den Schweden Frederik Lööf auf den Silberrang, der im Finn und Star an sechs Olympischen Spiele teilgenommen und drei Medaillen gewonnen hatte.
Nun folgt der Versuch in der ungewohnten Trapezjolle, die 2,5 Quadratmeter mehr Segelfläche als die OK-Jolle bietet und im Trapez gesegelt wird. „Es ist ein reiner Spaßausflug. Ich habe Urlaub und will hier lernen“, so Budzien, der ursprünglich Richtung Gardasee zur OK-WM gereist wäre. Doch die fiel Corona zum Opfer.
Ganze zehn Trainingseinheiten hat der 58-Jährige in dem neuen Gefährt absolviert. Budzien hat den Contender von Bootsbauer Karsten Kraus aus Osdorf, der ihm nach dem WM-Titel eine neue OK-Jolle gebaut hatte und ihn so ganz nebenbei dazu überredete, es doch einmal im Contender zu versuchen. Dass es gleich die EM werden würde, war so nicht geplant.
Vor Warnemünde bekommt es der Schweriner auch mit sechs weiblichen Seglern im Feld der 86 Starter zu tun. Eigentlich wäre es noch eine Frau mehr gewesen, hätte eine Knieoperation es zugelassen: Christiane Giefers, die 2005 vom 505er in den Contender umgestiegen ist. Die einzige Frau, die bei der WM 2019 für Deutschland am Start war, schwärmt von der 50 Jahre alten Jolle. „Es ist eine sehr anspruchsvolle Einhand-Trapez-Jolle, bezahlbar, und die Klasse zeichnet sich durch eine enorme Kameradschaft aus“, so Giefers. Natürlich wäre sie auf ihrem Revier, das sie als das schönste in Deutschland bezeichnet, gern dabei gewesen, aber das neue künstliche Kniegelenk fordert noch etwas Geduld. So wird sie das Geschehen vom Motorboot aus verfolgen.
Die Liste der Favoriten für die EM ist lang. Von den Routiniers Jan von der Bank (Kiel), Weltmeister 2005, und dem Dänen Soren Dulong Andreasen, Weltmeister 2013 und Europameister 2014, über den Bremer Christoph Homeier, den Vizeweltmeister von 2019, Markus Meisenbacher (Hemelingen) bis Dirk Müller (Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen“) reicht die Liste, in der einer nicht fehlen darf: der amtierende Weltmeister Max Billerbeck. Der 35-Jährige wurde 2019 von den Lesern der Segler-Zeitung/Segelreporter zum Segler des Jahres gewählt. 25 Prozent der rund 67.000 Stimmen gingen an den Weltmeister vom Wassersportverein Kollmar. Und auch wenn es nicht zu einer WM-Titelverteidigung kommen kann: Ein EM-Titel fehlt noch in Billerbecks Sammlung.
Die Frauen dürften bei der EM-Entscheidung keine Rolle spielen. „Die Männer haben schon einen Größen- und Gewichtsvorteil“, so Christiane Giefers, die sich dennoch in der Männer-dominierten Klasse wohlfühlt: „Hier hilft Dir ein Weltmeister beim Bootstrimm, und es gibt keinen Zickenkrieg.“
Die erste große Contender-Veranstaltung nach zwei Jahren Pandemie-Pause ist ein Höhepunkt der 83. Warnemünder Woche, die mit vier Deutschen Meisterschaften, dem Laser Europa Cup und der Langstrecke „Rund Bornholm“ aber noch einige weitere Höhepunkte zu bieten hat. Hermann Hell
Ausblick auf das Landprogramm:Warnemünde kommt in Sommerfeststimmung
Am Freitag, 3. Juli wird die 83. Warnemünder Woche eingeläutet. Zwar noch nicht offiziell, denn das geschieht am nächsten Tag mit der Eröffnungsfeier ab 14 Uhr auf der Bühne im Kurhausgarten, doch auch der sogenannte „Tag vor der Woche“ gehört fest ins Programm.
Ab 10 Uhr öffnen die beiden Bummelmeilen am Alten Strom und auf der Seepromenade. Dann laden die rund 50 Stände der Händler zum Essen und Trinken, zum Einkaufen oder einfach zum Flanieren ein.
Den musikalischen Startschuss für die Warnemünder Woche markiert das Bundespolizeiorchester Berlin, das ab 13 Uhr auf der Bühne im Kurhausgarten sein Können darbietet. Der Eintritt ist, wie bei allen Konzerten während der Warnemünder Woche, im Kurhausgarten frei. Das 45-köpfige Orchester spielt zwei Stunden lang virtuos aus seinem umfangreichen Repertoire. Ingeborg Regenthal vom Warnemünde Verein, der das Landprogramm organisiert, sagt: „Wir sind froh, dass wir trotz Schwierigkeiten ein rundes Programm auf die Beine stellen konnten.“ Auch Matthias Fromm, Tourismusdirektor von Rostock und Warnemünde freut sich, dass es nun mit der 83. Warnemünder Woche losgeht: „Endlich kehrt das Leben nach Warnemünde zurück!“
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Wer segelt wann:
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Das Landprogramm:
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Weitere Informationen zum Sommerfest:
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Hinweise für eine sichere Veranstaltung:
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