Tarek Khodja, Personalberater bei inCare, hat mehrere Jahre in der Pflege gearbeitet. Über ein freiwilliges soziales Jahr und eine begonnene Ausbildung in der Krankenpflege erhielt der 22-Jährige erste Einblicke in die Branche. Seine Erfahrungen in der Pflege kommen ihm heute zugute. Er kennt die Vorteile und Herausforderungen als zum Teil sogar einziger Mann in den Pflegeteams. Wir stellen ihm die Fragen, die Sie einem Pfleger schon immer stellen wollten.
Wie fühlt es sich an, vorwiegend zwischen Frauen zu arbeiten?
In der Pflege machen wir keinen Unterschied. Die Freude auf eine neue Kraft, ob männlich oder weiblich, ist immer groß. Dafür ist der Personalmangel zu hoch – jeder ist im Team willkommen. Ich habe viel von berufserfahrenen Pflegerinnen gelernt und hatte nie Probleme im Arbeitsalltag. Männer mit einem anderen Frauen- und Rollenbild würden hiermit vielleicht anders umgehen. Dennoch gab es Situationen, in denen ich als Mann mehr gefragt war. Es waren Situationen, in denen eine andere Form von Autorität ausgestrahlt werden musste. Zum Beispiel, wenn es mal um schwierige Patienten ging, die die Anweisungen meiner Kolleginnen nicht annehmen wollten oder Angehörige, die laut wurden. Hier haben mich meine Kolleginnen um Hilfe bzw. Beistand gebeten. Das Vorurteil es würde Zickereien geben, wenn viele Frauen an einem Ort sind, kann ich nicht bestätigen. Es war immer sehr harmonisch und alle haben aufeinander geachtet.
Wie bist du zur Pflege gekommen?
Da mir der Anteil an rein medizinischen und anatomischen Aspekten in der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger zu hoch war, beschloss ich, mich voll und ganz auf die Pflege und den Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen zu konzentrieren. Also startete ich bei einem Zeitarbeitsunternehmen als Pflegehelfer und nahm viele unterschiedliche Einsätze in verschiedenen Einrichtungen und Abteilungen an. So übte ich zum einen klassische Pflegetätigkeiten in Altenheimen und Kliniken aus, wurde aber auch bei der Rekrutierung neuer Kolleginnen und Kollegen eingesetzt. Letzteres mache ich nun auch bei inCare als Personalberater. Dieser Job verbindet genau das, was ich gesucht habe. Ich habe viel mit Menschen zu tun und bin gleichzeitig im Pflegebereich. Meine Sorge ein kaufmännischer Job wäre langweilig, kann ich nun endgültig ablegen. Mit der Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann wurde ein Schuh draus. Durch die Kombination Personal und Pflege konnte ich mich weiterentwickeln und habe darin genau das gefunden, was ich mir für die Zukunft vorstelle.
Was hast du von deinem Job in der Pflege gelernt?
Wer einmal in der Pflege gearbeitet hat, sieht viele Dinge anders. Man lernt viel über sich selbst. Wächst mit seinen Aufgaben und reagiert auch in seinem Alltag hilfsbereiter. Der natürliche Instinkt, älteren Menschen seinen Platz in der Bahn anzubieten oder beim Tütentragen zu helfen, ist wie selbstverständlich da. Man achtet mehr aufeinander und pflegt ein harmonischeres Miteinander. Es bleibt eben nicht aus, dass Situationen die Pfleger berühren und emotional nahegehen: Ob ein Bewohner, den man lange betreut hat, im Sterben liegt, reanimiert werden muss oder man auf unvorhersehbare Schicksalsschläge reagieren muss, der Job ist anstrengend – körperlich, aber vor allem auch für Kopf und Herz. Es gibt Situationen, die mich emotional an meine Grenzen gebracht haben. In der jetzigen Position profitiere ich aber genau von diesen Erfahrungen aus der Praxis. Ich weiß, wovon die Mitarbeiter in der Zeitarbeit sprechen und verstehe ihre Bedürfnisse und Sorgen. Als Experte vom Fach werde ich ernster genommen und kann auch in die einzelne Aufgabenbereiche tief eintauchen und den Mitarbeitern beratend zur Seite stehen.
Pflegen Männer anders als Frauen?
Vielleicht anders, aber weder besser noch schlechter. Das Wohl und die Gesundheit des Patienten stehen immer im Mittelpunkt – egal wer pflegt. Im Grunde kann man aber sagen: Alles steht und fällt mit dem Erstkontakt. Ist dieser positiv und tritt man den Bewohnern offen und herzlich gegenüber, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese die Pflege zulassen und auch gerne annehmen. Tatsächlich bin ich aber auch schon abgewiesen worden – aus persönlichen oder religiösen Gründen. Eine offene Grundeinstellung der Bewohner begünstigt die Pflege durch andersgeschlechtliche Pfleger, viele haben aber auch ihre Prinzipien, von denen sie nicht abweichen.
Müsste sich etwas ändern, damit mehr Männer in der Pflege arbeiten?
Konkrete Männervorbilder in der Pflege fehlen tatsächlich. So wie Jungs gerne Polizist werden möchten, steht für Frauen der Berufswunsch Krankenschwester im Fokus. Das liegt möglicherweise aber auch am fehlenden Kontakt zu Menschen, die in der Pflege tätig sind. Schließlich hat nicht jeder eine Person in seinem Umfeld, die den Beruf ausübt. Allein die Bezeichnung der „Schwester“ im alltäglichen Sprachgebrauch zeigt, dass der Job weiblich besetzt ist. Außerdem schreckt vor allem die Bezahlung ab. Daran müsste man wirklich etwas tun. So wichtig die Arbeit eines Arztes auch ist, der Job der Pfleger ist mindestens genauso relevant und sollte auch entsprechend vergütet werden. Denn gerade die Vor- und Nachversorgung trägt in vielen Fällen sogar mehr zur Genesung bei als die ärztliche Behandlung oder eine OP. Pflegekräfte geben den Patienten Mut, zaubern ihnen ein Lachen ins Gesicht und nehmen sich ihrer Sorgen und Ängste an. Das kann manchmal viel mehr bewirken als jedes Medikament.
Heldenhaft oder unmännlich? Wie reagiert der Freundes- und Bekanntenkreis auf die Berufswahl?
In meinem Umfeld war meine Berufswahl kein Thema – zumindest nicht im negativen Sinne. Das Klischee der Job als Pfleger wirke auf andere unmännlich, kann ich demnach nicht bestätigen. Vielmehr wurde mir Bewunderung entgegengebracht. Meistens hörte ich „das könnte ich nicht. Wahnsinn, dass du das machst“. Ich bekam in meiner Zeit als Pfleger immer viel Zuspruch und Respekt. Bei der Frage nach heldenhaft oder unmännlich, ist meine Antwort ganz klar heldenhaft. Ich empfehle jedem, der darüber nachdenkt, sich in der Pflege beruflich zu verwirklichen, einfach mal hinein zu schnuppern. Die meisten Ärzte sammeln ihre Erfahrungen zuerst in der Pflege. Sie fangen an der Basis an und lassen sich voll in den Alltag einbinden. Ich kenne wenige Ärzte, die nicht vorab einen Einblick in die Pflege hatten. Mit diesen Vorkenntnissen geht es dann entweder ins Studium oder es wird ein anderer Weg in eine höhere Position eingeschlagen.
Unter der Marke inCare bietet die Piening GmbH umfassende HR-Lösungen für Krankenhäuser, Altenheime und weitere Pflegeeinrichtungen. Mit neun Niederlassungen bietet inCare seine Dienstleistungen sowohl regional spezialisiert als auch bundesweit im Bereich Personalvermittlung und Reisepflege an.
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