Der Preis ist die erste und einzige Auszeichnung, die auf internationaler Ebene Gesetze würdigt, welche bessere Lebensbedingungen heutiger und zukünftiger Generationen fördern. Dieses Jahr wurden insgesamt 55 Gesetze aus 36 Ländern nominiert. Eine internationale Expert:innenjury tagte virtuell, um über die Top-Kandidaten zu beraten. Die folgenden Instrumente sind in diesem Jahr in die engere Wahl gekommen (nach Kategorie):
Chemikalien über den gesamten Lebenszyklus
- Indien, Rajasthan: Pneumokoniose-Politik, einschließlich Erkennung, Prävention, Kontrolle und Rehabilitation von Silikose (2019)
- Kirgisistan: Beschluss Nr. 43 über die Genehmigung des Einstufungssystems für Chemikalien und Vorschriften zur Gefahrenkennzeichnung – Kennzeichnung und Sicherheitsdatenblatt (2015)
- Republik Korea: Gesetz über chemische Konsumgüter und die Sicherheit von Bioziden (2018)
- Schweden, Stockholm Landkreis: Ausstiegsliste für umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalien (2012-2016, geändert 2017-2021)
- USA, Massachusetts: Gesetz zur Reduzierung der Nutzung toxischer Stoffe (TURA, 1989, geändert 2006)
Hochgefährliche Pflanzenschutzmittel (Highly Hazardous Pesticides)
- Kuba: Programm für den agrarökologischen Pflanzenschutz (MAP, 1993) und Nationaler Aktionsplan für Ernährungssicherheit (Plan SAN, 2020)
- Dänemark: Pflanzenschutz-Aktionspläne (PAP, 2013-2021) und Bio-Aktionspläne zur Förderung der ökologischen Erzeugung (OAP, 2011-2020)
- Sri Lanka: Pflanzenschutzmittelkontrollgesetz Nr. 33 (1980, geändert 1994, 2011, 2020) und Nationale Politik und Aktionsplan zur Prävention von Selbstmord (1997)
Blei in Farben
- Äthiopien: Kontrollverordnung für Blei in Farben Nr. 429 (2018)
- Philippinen: Chemische Kontrollverordnung für Blei und Bleiverbindungen (CCO, 2013-24)
Arzneimittelrückstände in der Umwelt
- Kolumbien: Beschluss Nr. 371 zur Merkmalsfestlegung von Managementplänen bezüglich der Rückgabe pharmazeutischer Produkte und abgelaufenen Arzneimitteln (2009)
- Niederlande: Umsetzungsprogramm des Kettenansatzes für Arzneimittelrückstände im Wasser (2018-2022).
Die Gewinner werden im Juli 2021 bekannt gegeben. Am 6. Juli 2021 werden wir die Gewinnergesetze des Future Policy Award 2021 auf einer hochrangigen, virtuellen Preisverleihung auszeichnen.
Der Future Policy Award wird vom World Future Council organisiert und dieses Jahr in Partnerschaft mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), dem Strategischen Ansatz zum Internationalen Chemikalienmanagement (SAICM), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dem Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR) und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) verliehen.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzte, dass im Jahr 2016 die Belastung mit bestimmten Chemikalien 1,6 Millionen Menschenleben gekostet hat(1). Die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von schädlichen Chemikalien und Abfällen sind zunehmend besorgniserregend(2): zu ihnen zählen verschiedene Formen von Krebs, Fruchtbarkeitsstörungen, Lernbehinderungen und andere negative Gesundheitsauswirkungen. Die Kosten durch neurologische Verhaltensstörungen, die durch die Belastung mit bestimmten Chemikalien verursacht werden, werden allein in der Europäischen Union auf mehr als 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt.(3)
Derzeit gibt es weltweit schätzungsweise über 140.000 vom Menschen hergestellte Chemikalien(4). Obwohl viele dieser Chemikalien im Handel erhältlich sind, wurden viele von ihnen nie umfassend auf ihre Sicherheit getestet. Besonders problematisch sind Chemikalien, die in unsere Umwelt gelangen – in Gewässer, Boden oder Luft, in die Nahrungskette oder ins Trinkwasser – oder die sich in unserem Körper oder anderen Organismen anreichern. Gefährliche Chemikalien, darunter polychlorierte Biphenyle (PCBs), Phthalate, Schwermetalle wie Blei, Pflanzenschutzmittel und persistente pharmazeutische Schadstoffe, können die Gesundheit von Menschen, Fauna, Flora und Ökosystemen unumkehrbar schädigen.
„Von Armutsbekämpfung über sauberes Wasser bis hin zum Schutz der Landökosysteme: Chemikaliensicherheit berührt viele, wenn nicht alle Nachhaltigkeitsziele der UN“, stellt Dr. Lilian Busse, amtierende Vizepräsidentin und Fachbereichsleiterin „Gesundheitlicher Umweltschutz und Schutz der Ökosysteme“ des Umweltbundesamts (UBA), heraus. „Wir haben es mit einer komplexen Herausforderung zu tun. Um diese intelligent und nachhaltig zu bewältigen, braucht es unbedingt gute Gesetze. Viele Top-Kandidaten für den diesjährigen Future Policy Award setzen zu diesem kritischen Thema konkrete und wirksame Maßnahmen um. Das ist sehr wichtig und inspirierend.“
„Der unsachgemäße Umgang mit Chemikalien und Abfällen erzeugt einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Es sind dringend regulatorische Maßnahmen erforderlich, um Steuergelder zu sparen und die Gesundheit und kritische Umweltressourcen zu schützen, zumal die chemische Industrie voraussichtlich wachsen wird", sagt Masamichi Kono, stellvertretender Generalsekretär der OECD. „wir brauchen ehrgeizige und wirkungsvolle politische Maßnahmen, wie die, die für den Future Policy Award 2021 in die engere Wahl gekommen sind, um die Vergiftung der Menschen und des Planeten zu stoppen und den Weg zu einer nachhaltigen Chemie zu beschreiten.“
Gefährliche chemische Belastungen in der Arbeitsumgebung sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Arbeitnehmer:innen sind in der Regel über längere Zeiträume höheren Dosen von Chemikalien Zeiträume ausgesetzt, was ihr Risiko für erhebliche gesundheitliche Folgen erhöht. Gute politische Maßnahmen in der Arbeitswelt sind notwendig, und der Future Policy Award 2021 hebt Beispiele hervor, wie wir die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und den vernünftigen Umgang mit Chemikalien und Abfall weltweit weiter fördern können. Guy Ryder, Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), stellt fest: „Es ist unsere Pflicht, das Recht auf eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung für alle arbeitenden Menschen zu bekräftigen.“
„Jeden Tag werden unsere Rechte durch die Belastung mit giftigen Chemikalien und Umweltverschmutzung verletzt. Insbesondere Kinder sind davon unverhältnismäßig stark betroffen", sagt Alexandra Wandel, Direktorin des World Future Council. „Zum Schutz heutiger und zukünftiger Generationen ist es absolut entscheidend, dass der Schutz vor gefährlichen Chemikalien eine Priorität für alle relevanten Akteure wird. Wir sind stolz, wirksame politische Maßnahmen in diesem Bereich auf die Weltbühne zu bringen.“
Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Fußnoten
(1) WHO (2016). Public health impact of chemicals: knowns and unknowns. https://www.who.int/….
(2) WHO. Providing information on the health effect of chemicals. https://www.who.int/….
(3) UNEP (2019). Global Chemicals Outlook II Summary for Policymakers: From Legacies to Innovative Solutions-Implementing the 2030 Agenda for Sustainable Development. https://www.unep.org/….
(4) Landrigan, P.J. & Fuller, R. (2018). The Impact of Pollution on Planetary Health: Emergence of an Underappreciated Risk Factor. UNEP: Perspectives; Issue No. 29. https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/22416/Perspective_No_29_web.pdf?sequence=1&isAllowed=y.
Über den Future Policy Award
Jedes Jahr werden die wirkungsvollsten politischen Maßnahmen zur Bewältigung der dringlichsten Herausforderungen der Menschheit durch den Future Policy Award ausgezeichnet. Der Future Policy Award ist die erste und einzige globale Auszeichnung, die Gesetze aufgrund ihrer Wirksamkeit für heutige und zukünftige Generationen würdigt. Das Ziel der Auszeichnung ist es, die weltweite Aufmerksamkeit auf vorbildliche Gesetze zu lenken und somit politisches Handeln voranzutreiben. Seit 2010 vergibt der World Future Council diesen Preis in Zusammenarbeit mit UN-Organisationen und der IPU.
Über die Topkandidaten des Future Policy Award 2021
www.worldfuturecouncil.org/chemikalien
www.worldfuturecouncil.org/ueber-die-top-kandidaten-FPA-2021
Der World Future Council (WFC) verfolgt das Ziel, unseren Kindern und Enkeln einen gesunden, nachhaltigen Planeten mit gerechten und friedlichen Gesellschaften zu übergeben. Um dies zu erreichen, identifizieren, entwickeln, beleuchten und verbreiten wir zukunftsgerechte Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Menschheit und fördern deren Umsetzung weltweit. Der Rat besteht aus 50 internationalen Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kultur. Jakob von Uexküll, der Gründer des Alternativen Nobelpreises, hat den World Future Council 2007 ins Leben gerufen. Wir sind als gemeinnützige Stiftung in Hamburg registriert und finanzieren unsere Arbeit über Spenden und institutionelle Partnerschaften.
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