Auf der 70. Jahrestagung des American College of Cardiology (ACC.21) wurden neue Daten aus der Studie RIVA-DM zur Anwendung des oralen Faktor-Xa-Inhibitors Rivaroxaban (Xarelto®) im klinischen Alltag vorgestellt. Sie zeigen, dass Rivaroxaban bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und gleichzeitig bestehendem Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Warfarin gefäßbedingte Todesfälle reduziert, wobei gleichzeitig auch Krankenhauseinweisungen wegen schwerer Blutungskomplikationen unter Xarelto seltener vorkommen. Der Kongress ACC.21 findet vom 15. bis 17. Mai 2021 virtuell statt.
Die jetzt publizierten Daten ergänzen die Ergebnisse früherer Analysen derselben Studie (RIVA-DM), die im April auf dem Kongress der European Heart Rhythm Association (EHRA) vorgestellt wurden. Hier zeigte sich, dass Komplikationen der Nieren, der Gliedmaßen und der Augen (einschließlich Blutungen) sowie Todesfälle unter Rivaroxaban in derselben Patientenpopulation seltener auftraten. In der RIVA-DM-Studie wurden elektronische Krankenakten von etwa 116.000 Patienten in den USA über einen Zeitraum von mehreren Jahren ausgewertet.
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ist das Risiko für nicht-valvuläres Vorhofflimmern um 49 % höher als bei Menschen ohne diese Stoffwechselkrankheit. Rund ein Drittel der Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern leidet auch unter Typ-2-Diabetes. Außerdem liegt das Risiko für Schlaganfälle und systemische Embolien bzw. vaskuläre Todesfälle bei Typ-2-Diabetikern mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern fünfmal höher als bei Patienten ohne Diabetes, aber mit derselben Form des Vorhofflimmerns. Schätzungen zufolge beläuft sich die Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes weltweit auf etwa 462 Millionen, rund sechs Prozent der Weltbevölkerung.
Die RIVA-DM-Studie wurde durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Rivaroxaban bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Warfarin unter Alltagsbedingungen zu untersuchen. Die Studie konzentrierte sich auf eine Reihe wichtiger Endpunkte wie das Risiko gefäßbedingter Todesfälle, Krankenhauseinweisungen aufgrund von Blutungskomplikationen, Schlaganfällen, Nierenerkrankungen sowie Komplikationen an den Gliedmaßen.
Die neuen Analysen zeigen, dass Rivaroxaban das Risiko vaskulärer Todesfälle sowie weiterer bedeutender Komplikationen signifikant stärker senken konnte als Warfarin. Krankenhauseinweisungen aufgrund von schweren oder klinisch relevanten Blutungen jeder Art waren unter Rivaroxaban seltener als unter Warfarin.
Insgesamt drei Analysen der RIVA-DM–Studie wurden publiziert.(1)
„Wenn Typ-2-Diabetiker ein Vorhofflimmern entwickeln, stellt das für sie ein erhebliches Risiko dar“, sagte Dr. Michael Devoy, Chief Medical Officer und Leiter Medical Affairs and Pharmacovigilance der Division Pharma der Bayer AG. „Die Daten unterstreichen das konsistente Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil von Rivaroxaban bei der Behandlung dieser Patienten und sind eine Bestätigung für diese Therapie.“
Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern erhalten üblicherweise entweder einen nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Gerinnungshemmer (NOAK) wie Rivaroxaban oder einen Vitamin-K-Antagonisten (VKA) wie Warfarin zur Vorbeugung von Schlaganfällen. Die NOAK können das Risiko für Blutgerinnsel mit den daraus resultierenden gesundheitlichen Konsequenzen (Krankheit und Tod) bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern signifikant vermindern.
Über die Analysen
Craig I. Coleman et al., Thromboembolism, Bleeding and Vascular Death in Nonvalvular Atrial Fibrillation Patients with Type 2 Diabetes Receiving Rivaroxaban or Warfarin: An Analysis of Electronic Health Records
Thromboembolien, Blutungen und vaskuläre Todesfälle bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes unter Rivaroxaban oder Warfarin: Eine Analyse elektronischer Krankenakten
In dieser Studie wurden mithilfe des Optum®-Systems anonymisierte elektronische Krankenakten aus den USA aus dem Zeitraum 11/2011–12/2019 analysiert. Die Patienten hatten nicht-valvuläres Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes und waren neu auf Rivaroxaban oder Warfarin eingestellt worden. Die Studie untersuchte die Inzidenzraten des kombinierten Endpunktes Schlaganfall oder systemische Embolie (SSE) und vaskulärer Todesfall und zudem Krankenhauseinweisungen wegen schwerer oder nicht schwerer, jedoch klinisch relevanter Blutung, außerdem wurden die Raten der individuellen Endpunkte einzeln ausgewertet.
32.078 der Studienpatienten waren auf Rivaroxaban eingestellt, 83.971 auf Warfarin. Unter Rivaroxaban war das Risiko für SSE oder vaskulären Todesfall niedriger als unter Warfarin (3,79 vs. 4,19; HR=0,91, 95%KI=0,88–0,95). Dies war hauptsächlich auf die Verminderung vaskulärer Todesfälle zurückzuführen (2,81 vs. 3,18, HR=0,90, 95%KI=0,86–0,95) sowie auf die Verminderung der systemischen Embolien (0,13 vs. 0,16; HR=0,82, 95%KI=0,66–1,02).
Krankenhauseinweisungen wegen schwerer Blutungen oder klinisch relevanter nicht schwerer Blutungen traten unter Rivaroxaban seltener auf als unter Warfarin (2,17 vs. 2,31; HR=0,94, 95%KI=0,89–0,99) – zurückzuführen u.a. auf verminderte Raten an kritischen Organblutungen einschließlich intrakranieller Blutungen (0,35 vs. 0,54; HR=0.63, 95%KI=0.55–0.72). Diese Ergebnisse zur Sicherheit treffen auch auf die beiden folgenden Analysen zu.
Die Schlussfolgerung der Studie lautet: Bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes ist die Behandlung mit Rivaroxaban im Vergleich zu der mit Warfarin mit einer etwa 10-prozentigen Verminderung des Risikos für vaskuläre Todesfälle assoziiert, bei gleichzeitig verminderter Zahl an Krankenhauseinweisungen wegen Blutungskomplikationen.
Olivia S. Costa et al., Ophthalmic complications in patients with nonvalvular atrial fibrillation and type 2 diabetes prescribed rivaroxaban or warfarin
Komplikationen am Auge bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes unter Rivaroxaban oder Warfarin
In dieser Studie wurden mithilfe des Optum®-Systems anonymisierte elektronische Krankenakten aus dem Zeitraum 11/2010–3/2020 analysiert. Untersucht wurden ophthalmologische Komplikationen bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes, die zur Prävention von Schlaganfällen entweder mit Rivaroxaban oder mit Warfarin behandelt wurden. Eingeschlossen wurden erwachsene Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes, die erstmals auf Rivaroxaban oder Warfarin eingestellt wurden. Der primäre Endpunkt der Studie war die Inzidenzrate jeglicher Komplikationen am Auge einschließlich nicht-traumatischer Blutungen (choroidale Blutungen, Blutungen im Auge bzw. im Glaskörper), aber auch diabetischer Retinopathien. Augenblutungen aufgrund von Verletzungen (Hyphäma, orbitale Blutungen) wurden aus der Analyse ausgeschlossen. In der Studie wurden die Daten von 26.537 Patienten unter Rivaroxaban und von 61.690 Patienten unter Warfarin ausgewertet. Das durchschnittliche Alter der Patienten lag bei 69±9 Jahren, der CHA2DS2VASc-Score war 4,1±1,5 und der HASBLED-Score bei 1,5±0,9.
Unter Rivaroxaban zeigte sich eine 15-prozentige Verminderung (95%KI=8-21%) des relativen Risikos für jegliche Komplikationen am Auge (Inzidenzraten= 1,25 vs. 1,46%/Jahr). Dies war sowohl auf eine Verminderung der Blutungsraten am Auge zurück zu führen (HR=0,80, 95%KI=0,63–1,00) als auch auf eine Verminderung der diabetischen Retinopathien (HR=0,85, 95%KI=0,79–0,93).
Olivia S. Costa et al., Kidney, Limb and Ophthalmic Complications, and Death in Patients with Nonvalvular Atrial Fibrillation and Type 2 Diabetes Treated Prescribed Rivaroxaban or Warfarin: An Electronic Health Record Analysis
Komplikationen an Nieren, Gliedmaßen und Augen sowie Todesfälle bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes unter Rivaroxaban oder Warfarin: Eine Analyse elektronischer Krankenakten
In dieser Studie wurden mithilfe des Optum®-Systems anonymisierte elektronische Krankenakten aus dem Zeitraum 11/2010–12/2019 analysiert. Untersucht wurden die Komplikationsraten an Nieren, Gliedmaßen und Augen sowie Todesfälle bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes, die zur Prävention eines Schlaganfalls erstmals entweder Rivaroxaban oder Warfarin verschrieben bekommen hatten. Der kombinierte Endpunkt umfasste eine >40% Verminderung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) im Vergleich zum Ausgangswert, eine GFR<15 ml/Minute/1,73 m2, die Notwendigkeit einer Dialyse oder Nierentransplantation, die Notwendigkeit einer Revaskularisierung oder großen Amputation, eine diabetische Retinopathie oder den Tod. Insgesamt wurden in der Studie die Daten von 24.912 Patienten unter Rivaroxaban und von 58.270 Patienten unter Warfarin analysiert.
Rivaroxaban war im Vergleich zu Warfarin mit einem verminderten Risiko für den kombinierten Studienendpunkt assoziiert (minus 19,7 Ereignisse/1000 Personenjahre; HR=0,93, 95% KI=0,91 bis 0,95). Auch das relative Risiko für eine >40% Verminderung der eGFR im Vergleich zum Ausgangswert war unter Rivaroxaban signifikant reduziert, ebenso die Notwendigkeit einer Dialyse oder Nierentransplantation sowie die Notwendigkeit einer Revaskularisierung oder großen Amputation an den Gliedmaßen (HR jeweils 0,96, 95%KI=0,91–1,01; 0,81, 95%KI=0,72–0,90 und 0,85, 95%KI=0,76–0,94). Die Todesraten lagen unter Rivaroxaban niedriger als unter Warfarin (minus 10,3 Ereignisse/1000 Personenjahre; HR=0,92, 95%KI=0,89–0,95).
Schlussfolgerung: Rivaroxaban war bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes mit niedrigeren Raten an Komplikationen der Nieren und Gliedmaßen sowie Todesfällen assoziiert als Warfarin.
Über Rivaroxaban (Xarelto®)
Rivaroxaban ist unter den nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulantien (NOAK) das Medikament mit den meisten zugelassenen Indikationen. Rivaroxaban wird unter dem Markennamen Xarelto vermarktet. Im Bereich der venösen und arteriellen Thromboembolien (VAT) ist Xarelto in folgenden Indikationen zugelassen:
• Zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren
• Zur Behandlung von Lungenembolien (LE) (2) bei Erwachsenen
• Zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) bei Erwachsenen
• Zur Prävention wiederkehrender LE und TVT bei Erwachsenen
• Zur Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Hüftgelenksersatzoperation
• Zur Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Kniegelenksersatzoperation
• Zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse (kardiovaskuläre Sterblichkeit, Myokardinfarkt oder Schlaganfall) nach akutem Koronarsyndrom bei Patienten mit erhöhten kardialen Biomarkern ohne vorherigen Schlaganfall oder vorübergehende ischämische Attacke in Kombination entweder mit Acetylsalicylsäure oder mit Acetylsalicylsäure plus Clopidogrel oder Ticlopidin
• Zur Prophylaxe atherothrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder symptomatischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) und einem hohen Risiko für ischämische Ereignisse in Kombination mit Acetylsalicylsäure
• Zur Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE) sowie Prophylaxe von deren Rezidiven bei Reifgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie
Über alle Indikationen hinweg ist Xarelto in mehr als 130 Ländern zugelassen, wobei der Zulassungsstatus von Land zu Land variieren kann, und wurde seit der Zulassung 2008 mehr als 82 Millionen Patienten verschrieben.
Rivaroxaban wurde von Bayer erfunden und wird gemeinsam mit Janssen Research & Development, LLC entwickelt. Xarelto wird außerhalb der USA von Bayer und innerhalb der USA von Janssen Pharmaceuticals, Inc. vermarktet. Janssen Research & Development, LLC und Janssen Pharmaceuticals, Inc. sind Teil der Janssen Pharmaceutical Firmengruppe von Johnson & Johnson.
Gerinnungshemmende Arzneimittel sind hoch wirksame Medikamente, die zur Prävention oder Behandlung schwerer Erkrankungen und möglicherweise lebensbedrohlicher Krankheiten eingesetzt werden. Vor der Verschreibung eines Gerinnungshemmers sowie beim Fortsetzen der Therapie sollte der Arzt sorgfältig Nutzen und Risiko für den jeweiligen Patienten abwägen.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Xarelto hat eine hohe Priorität für Bayer. Das Unternehmen hat daher einen Verschreibungsleitfaden für Ärzte sowie einen Patientenratgeber zur Unterstützung von bewährten Praktiken entwickelt.
Weitere Informationen zu Thrombosen sind erhältlich unter www.thrombosisadviser.com.
Weitere Informationen zu Xarelto sind erhältlich unter www.xarelto.com.
(1) Auf der 70. Jahrestagung des American College of Cardiology 2021:
• Craig I. Coleman et al., Thromboembolism, Bleeding and Vascular Death in Nonvalvular Atrial Fibrillation Patients with Type 2 Diabetes Receiving Rivaroxaban or Warfarin: An Analysis of Electronic Health Records
Thromboembolien, Blutungen und vaskuläre Todesfälle bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes unter Rivaroxaban oder Warfarin: Eine Analyse elektronischer Krankenakten
Auf dem Kongress der European Heart Rhythm Association (EHRA) 2021:
• Oliva S. Costa et al.; Ophthalmic complications in patients with nonvalvular atrial fibrillation and type 2 diabetes prescribed rivaroxaban or warfarin
Komplikationen am Auge bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes unter Rivaroxaban oder Warfarin
• Olivia S. Costa et al., Kidney, Limb and Ophthalmic Complications, and Death in Patients with Nonvalvular Atrial Fibrillation and Type 2 Diabetes Prescribed Rivaroxaban or Warfarin: An Electronic Health Record Analysis
Komplikationen an Nieren, Gliedmaßen und Augen sowie Todesfälle bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes unter Rivaroxaban oder Warfarin: Eine Analyse elektronischer Krankenakten
(2) Nicht empfohlen bei Patienten mit einer LE, die hämodynamisch instabil sind od. eine Thrombolyse od. pulmonale Embolektomie benötigen.
Zukunftsgerichtete Aussagen
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