Coronapandemie kehrt nach Süd- und Südostasien zurück

Verschiedene Länder Süd- und Südostasiens werden von der schwersten Corona-Welle seit Ausbruch der Pandemie vor über einem Jahr getroffen. Indien ist das asiatische Epizentrum mit hohen sechsstelligen Fallzahlen und tausenden Toten täglich. In weiten Teilen des Landes wurden Ausgangssperren und andere Maßnahmen verhängt.

Auch andere Staaten in der Region haben Eindämmungsmaßnahmen ergriffen. Neben ausgeprägten Infektionsspitzen auf den Philippinen und in Indonesien gibt es in geringerem Maße auch wieder Anstiege der Fallzahlen in Malaysia und Pakistan. Auch Laos und Kambodscha verzeichnen neue Fälle, wo die Pandemie im Jahr 2020 fast nicht aufgetreten ist.

Obwohl die aufstrebende asiatische Wirtschaft im vergangenen Jahr ihre erste Rezession seit 60 Jahren verzeichnete (-1 %), war sie die mit Abstand widerstandsfähigste der Welt. Dies war auf eine schnell weitgehend eingedämmte Coronapandemie zurückzuführen. Da das Virus sehr resistent ist und Mutationen bildet, erfordert die Bekämpfung ständige Vorsicht. Dies ist eine bitte Lehre für die indische Regierung. Tatsächlich ist Indien nur zwei Monate, nachdem Minsiterpräsident Modi den Sieg über das Virus verkündet hatte, zu einem medizinischen Katastrophengebiet geworden. Die Länderanalysten des Kreditversicherers Credendo befürchten, dass auch in Ländern wie Bangladesch und Pakistan die Zahlen deutlich steigen könnten. Auch auf die Philippinen und Indonesien blicken sie mit Sorge. Die Intensität dieser Welle erklären sich die Experten mit neuen ansteckenden Virusvarianten und einer Lockerung der Eindämmungsregelungen – zum Beispiel bei einem überfüllten religiösen Festival vor wenigen Wochen in Indien.

Vielleicht verleiht die jüngste Entwicklung den langsamen Impfplänen eine neue Dynamik. Mit Ausnhame von Bhutan, den Malediven und Singapur ist die durchschnittliche Impfrate mit der ersten Dosis sehr niedrig und liegt in Asien insgesamt bei etwa 5 %. Gründe sind Versorgungsprobleme möglicherweise auch die positiven Erfahrungen in der Bekämpfung des Virus im vergangenen Jahr. Immerhin betrug die Impfrate Mitte April in Indien bereits 8 % und in China sogar 15 %. In den kommenden Monaten erwarten die Credendo-Analysten starke Anstiege. Hinter den beiden Riesenländern weisen Kambodscha und Indonesien die besten Impffortschritte auf. In Myanmar wird die Impfung durch die politischen Unruhen und die wirtschaftliche Krise zusätzlich behindert.

Die Welle tritt zu einem Zeitpunkt auf, zu dem sich die Wirtschaft in der Region nachhaltig erholt. Die Aussichten für das reale BIP-Wachstum liegen bei starken 8,5 %. Die Exporte des verarbeitenden Gewerbes (angetrieben durch die globale und chinesische Nachfrage) und öffentliche Ausgaben bleiben die Hauptwachstumstreiber. Der Anstieg der Coronainfektionszahlen stellt jedoch ein Risiko für diese Entwicklung dar, insbesondere wenn über einen längeren Zeitraum Eindämmungsmaßnahmen ergriffen werden müssen und das Impftempo nicht deutlich steigt. Darüber hinaus weisen die Credendo-Analysten auf Störungen in den globalen Lieferketten hin, insbesonderen bei Halbleitern, die im Laufe des Jahres anhalten dürften.

Auch der Tourismussektor leidet nach wie vor unter der Pandemie. Hierunter leiden insbesondere die Malediven, Sri Lanka, Thailand und Malaysia.

Die Länderrisikoeinstufungen sieht Credendo trotz der jüngsten Entwicklungen als recht stabil an aufgrund der guten Fundamentaldaten in der Region. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert werden müssen. 

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