"Wir sind superglücklich und es geht uns allen gut!" berichtete die junge Mutter, Lara Müller-Maron (25) heute Vormittag nach ihrer anstrengenden und aufregenden Nacht: Ihr kleiner Sohn Bosse kam in den frühen Morgenstunden des Ostersonntages am 4.4. um 4.02 Uhr an Bord des Seenotrettungskreuzers PIDDER LÜNG zur Welt. Vater Teunis Maron konnte seine Frau unerwartet mit seinem Sohn am Morgen auf Sylt wieder in Empfang nehmen. Er dankte ausdrücklich der Hebamme sowie den Rettungssanitätern und den Seenotrettern von der PIDDER LÜNG für die Unterstützung und Betreuung seiner Frau und seines Sohnes.
Die Seenotretter waren um zwei Uhr nachts geweckt worden. Eine hochschwangere Sylterin müsse zur Entbindung ans Festland gebracht werden. Ein Hubschrauber konnte nicht fliegen. Geplant war, die werdende Mutter im dänischen Havneby an einen Rettungswagen zu übergeben. Von dort sollte sie nach Flensburg in die Klinik gebracht werden. Doch bereits auf der knapp 25-minütigen Überfahrt deutete sich an, dass dazu die Zeit nicht mehr ausreichen würde.
Die Leinen der PIDDER LÜNG waren in Havneby gerade fest, als um 4.02 Uhr an Bord ein gesunder Junge zur Welt kam. Hebamme Cornelia von Böhlen ist froh über den guten Verlauf. "Das Kind kam deutlich vor dem Geburtstermin zur Welt. Seit es keine Geburtsklinik mehr auf Sylt gibt, wird empfohlen, dass Schwangere zwei Wochen vor dem errechneten Termin die Insel verlassen, aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen", berichtete sie. Mit zwei weiteren Hebammen steht sie über den Hebammen-Notruf auf der Insel Sylt für Schwangere zur Verfügung. Über die Situation an Bord des Seenotrettungskreuzers war Cornelia von Böhlen voll des Lobes: "Das war eine ganz tolle, ruhige Stimmung an Bord."
Der am Hafen bereits wartende Rettungswagen aus Flensburg wurde nicht mehr benötigt – Mutter und Kind ging es so gut, dass nach etwa einer Stunde alle gemeinsam die Rückreise nach List per Seenotrettungskreuzer antreten konnten.
Die Seenotretter Holger Speck, Gerhard Reinfeld und Christopher Kölln freuen sich ebenfalls, dass alles gut verlaufen ist. "Ich hatte unterwegs schon den Eindruck, dass das nicht mehr lange dauert", sagte der diensthabende Vormann Holger Speck, selbst Vater von drei Töchtern, der gleich neben dem kleinen Hospitalbereich auf der Brücke stand und den Seenotrettungskreuzer nach Havneby steuerte. Eine Geburt an Bord der PIDDER LÜNG war auch für ihn aufregend.
Auch wenn die Seenotretter grundsätzlich darauf vorbereitet sind, medizinische Notfälle an Bord zu versorgen, so sind Geburten an Bord selten. Das letzte Mal war dies vor knapp zehn Jahren der Fall. Damals kam auf dem Seenotrettungskreuzer der Station Amrum ein Junge zur Welt.
Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 55 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze, koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre). Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen über 85.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.
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