Klarer Schluss für den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board Frank Lenz: „Nach wie vor bestimmen die großen Genossenschaftsmolkereien mit geringer Wertschöpfung die Milchauszahlungspreise, als ‚Messlatte‘ für die Molkereien mit besserer Wirtschaftlichkeit. Die Tragweite dieser nicht ganz neuen Erkenntnis ist existenziell, aber eben nur für die Bäuerinnen und Bauern! Es gibt keinen Wettbewerb um Milch, und deshalb zahlen die Molkereien mit hohen Wertschöpfungen denselben Milchpreis an ihre Lieferanten wie die Molkereien, die eine niedrige Wertschöpfung erreichen. Von einem funktionierenden Markt mit Chancengleichheit für alle Teilnehmer kann nicht die Rede sein.“
In der aktualisierten Studie sind auch die Krisenjahre 2015/2016 enthalten. Die Erkenntnis aus diesen Zahlen erschüttert Lenz ganz besonders: „Für die Molkereien gibt es keine Milchkrise! Ganz im Gegenteil, viele Molkereien konnten, weil der Einkauf von Milch so günstig war, ihre Nettowertschöpfung in diesem Zeitraum erhöhen. Alle Molkereien – auch die Genossenschaften – haben in der Zeit, als es den Bäuerinnen und Bauern an den Kragen ging, beträchtliche Rücklagen gebildet. Sie haben in keinster Weise dazu beigetragen, die existenzbedrohende Lage auf den Höfen zu entschärfen. Das gilt insbesondere für die genossenschaftlichen Molkereien. Dass die Genossen einen maßgeblichen Einfluss auf „Ihre“ Molkereien haben, ist ein Märchen!“
Zudem wird deutlich: Export ist kein Garant für eine hohe Wertschöpfung. Lenz hierzu: „Wenn überschüssige Milchmengen über Massenprodukte auf dem Weltmarkt entsorgt werden, kann dies nur zu einer geringen Wertschöpfung führen. Das sieht bei höher verarbeiteten Produkten ganz anders aus. Es kommt also vielmehr darauf an, WAS exportiert wird. Allerdings gilt auch hier: Die Milcherzeuger/innen sind nicht an einer höheren Wertschöpfung beteiligt.“
Dazu formuliert Lenz die Lösungsschritte der MEG Milch Board: „Andienungspflicht und Abnahmegarantien der Genossenschaftsmolkereien sorgen dafür, dass der Wettbewerb um die Milch ausgeschaltet ist. Es ist längst überfällig und politisch möglich, dieses Relikt, das mit der Quote hätte abgeschafft werden müssen, durch Milchkaufverträge zu ersetzen. Milchkaufverträge sind genauso bindend wie die Andienungspflicht und Abnahmegarantie, bieten den Vertragspartnern jedoch weitaus mehr Planungssicherheit, weil Preis, Zeitraum, Menge und Qualität konkret geregelt sind.
Eine Bündelung der Milchmenge vor den Molkereien bietet die Chance für kraftvolle Verhandlungen. Allerdings ist es Aufgabe der Bäuerinnen und Bauern, dass diese Bündelung nicht nur Vertrauen schafft, sondern vor allen Dingen hohe Milchpreise durchsetzt. Das ist ein Weg, der ganz ohne den zahnlosen Tiger ‚UTP Richtlinie‘ eine faire Verteilung der Wertschöpfung – und zwar in der gesamten Lieferkette – möglich macht.“
Erst wenn diese Maßnahmen umgesetzt sind, kann Lenz zufolge von Markt gesprochen werden: „Chancen und Risiken sind dann unter den Markteilnehmern gleich verteilt. Innovation könnte auch auf den Bauernhöfen stattfinden. Molkereien mit niedriger Wertschöpfung müssten Anstrengungen unternehmen, diese zu verbessern, und was den Milchpreis angeht – der würde steigen!“
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