Im Superwahljahr 2021 werden viele junge Menschen zum ersten Mal eine politische Wahlentscheidung treffen. Entschieden werden diese Wahlen heute in einer medialen Öffentlichkeit, in der Falschmeldungen, populistische Narrative und Verschwörungserzählungen immer mehr zu Gefahren für demokratische Prozesse werden. Mangelnde Kompetenzen im Umgang mit diesen Phänomenen befeuern Misstrauen gegenüber Politik, Wissenschaft und Journalismus und stärken letztendlich antidemokratische Kräfte. Wichtig ist deshalb, dass Jugendliche als die Wählerschaft von morgen schon früh lernen, Informationen kompetent zu bewerten und einzuordnen und sich eine auf Fakten beruhende politische Meinung zu bilden.
Neben der Ausbildung persönlicher Meinungen in lebensweltlichen Fragen ist die politische Meinungsbildung für Jugendliche die Voraussetzung für demokratische Teilhabe. Sie trägt zur Festigung weltanschaulicher Positionen bei und führt perspektivisch zu informierten und durchdachten Wahlentscheidungen. Dazu gehört die Beurteilung von Wahlprogrammen, die Einschätzung medialer Äußerungen von Politiker:innen und die Einordnung von Nachrichten und Medienberichten zu politischen Fragen wie auch entsprechender Meinungsäußerungen im Internet.
In dem Handbuch aus der klicksafe-Reihe „Ethik macht klick“ wird anhand einer Roadmap erläutert, wie Meinungsbildung mit einer funktionierenden Demokratie zusammenhängen, welche Gefahr von Desinformation ausgeht und welche Fähigkeiten Jugendliche brauchen, um sich verlässlich eine (politische) Meinung zu bilden und diese auch vertreten zu können. Diese Sachinformationen werden ergänzt durch zwölf Praxisprojekte mit Arbeitsblättern für den Einsatz im Unterricht. Mithilfe der Arbeitsblätter lernen Schüler:innen Falschnachrichten und Verschwörungserzählungen zu erkennen, die Glaubwürdigkeit von (Online-)Quellen zu bewerten, Fakten von Meinungen zu trennen und sich so eine fundierte Meinung zu bilden und für diese fair und respektvoll einzustehen.
Birgit Kimmel, Leiterin der EU-Initiative klicksafe: „Um aktiv und informiert am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben zu können, sollten Jugendliche ein Grundverständnis für die eigene Rolle in digitalen Öffentlichkeiten entwickeln können, die ihnen aufgrund der eigenen Reichweite und Vervielfältigungseffekten einen reflektierten Umgang mit Informationen abverlangt. Dazu zählt sowohl das Bewusstsein für die Existenz sowie die Wirkungsweise von Desinformation als auch der eigene kritische Umgang mit manipulativen Inhalten und Falschinformationen. Schüler:innen sollten darin gefördert und unterstützt werden, für die eigene Meinung einzustehen, auch gegen die eigene Peergroup, Eltern oder Lehrkräfte.“
Jugendliche befähigen, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen
Das interdisziplinäre Arbeitsmaterial vereint eine medienpädagogische und eine medienethische Perspektive auf das Thema Meinungsbildung. Entwickelt wurde es von der EU-Initiative klicksafe und dem Institut für Digitale Ethik (IDE) der Hochschule der Medien in Stuttgart. Die Bischöfliche Medienstiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart beteiligte sich an der Förderung des Projekts.
Professorin Petra Grimm, Leiterin des Instituts für Digitale Ethik (IDE) an der Hochschule der Medien Stuttgart: „Ein besonderes Anliegen des Handbuchs ist es, die Jugendlichen dabei zu unterstützen, eine Haltung zu entwickeln, die den Wert der Wahrheit schätzt. Ziel ist es, dass Jugendliche sich ihrer eigenen Verantwortung als Teil der Gesellschaft bewusstwerden. Sie sollen erkennen, warum es wichtig ist, Fakten von Meinungen zu unterscheiden, und welche Auswirkungen Falschinformationen auf die demokratische Gesellschaft haben. Wenn jeder Mensch seine eigenen Fakten hat und sich seine eigene Realität bastelt, dann kann man sich in einer Gesellschaft nicht mehr über Probleme verständigen und nach gemeinsamen Lösungen suchen.“
Das neue klicksafe-Handbuch richtet sich an Lehrkräfte und kann bei klicksafe bestellt und heruntergeladen werden: www.klicksafe.de/bestellung/ethik-macht-klick-meinungsbildung-in-der-digitalen-welt
klicksafe hat zum Ziel, die Online-Kompetenz der Menschen zu fördern und sie mit vielfältigen Angeboten beim kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu unterstützen. Die EU-Initiative ist politisch und wirtschaftlich unabhängig und wird in Deutschland von den Medienanstalten in Rheinland-Pfalz (Koordination) und in Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Auf der Website www.klicksafe.de finden Nutzer:innen eine Vielzahl von aktuellen Informationen, praktischen Tipps und Unterrichtsmaterial zu digitalen Diensten und Themen. Die Zielgruppen sind Lehrkräfte, Pädagog:innen, Eltern, Kinder, Jugendliche und Multiplikatoren. klicksafe ist das nationale, deutsche Awareness-Centre und wird gefördert durch das CEF Telecom Programm der Europäischen Union. Seit 2008 koordiniert klicksafe auch das Safer Internet Centre DE, dem die Internet-Hotlines von eco, FSM und jugendschutz.net sowie die Helpline Nummer gegen Kummer angehören.
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