„Wir wollen keine zusätzlichen Almosen vom Staat, sondern wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die uns wieder Luft für sinnvolle Investitionen geben“, fasst Georg Straller von der Bundesvertretung der Freien Bauern die Bedenken zusammen: „Eine neue Abgabe, wie auch immer sie finanziert wird, schwächt erfolgreiche Tierwohl-Siegel und Direktvermarkter, sie verzerrt den Wettbewerb zugunsten ohnehin schon kapitalstarker Betriebe, sie diskriminiert bäuerliche Tierhalter, die den Eigenanteil für größere Umbaumaßnahmen nicht aufbringen können oder wollen und schadet damit im Ergebnis den Tieren.“
Die von der Borchert-Kommission im Auftrag von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ausgearbeiteten Empfehlungen für den Umbau der Tierhaltung seien sehr theoretisch und würden Tierwohl auf technische Standards reduzieren, kritisiert Rainer Seidl, Vorsitzender von LSV Bayern: „Mindestens ebenso wichtig sind viele Bauern, die sich um die Tiere kümmern, weil sie ihnen gehören und sie sich deshalb verantwortlich fühlen.“ Ein mit Staatsgeldern und ständig steigenden Auflagen erzwungener Umbau würde aber bäuerliche Familienbetriebe vom Markt drängen und damit die wichtigste Voraussetzung für Tierwohl untergraben.
Mit aus einer Tierwohlsteuer gespeisten Fördermitteln seien für die Bauern erhebliche finanzielle Risiken und Abhängigkeiten verbunden, befürchtet BDM-Sprecher Hans Foldenauer: „Echte Fortschritte beim Tierwohl müssen sich aus der Tierhaltung erwirtschaften lassen.“ Das funktioniere nicht mit einem zeitlich begrenzten Umbauprogramm, sondern nur durch Stärkung der tierhaltenden Betriebe gegenüber den großen Molkerei- und Schlachthofkonzernen und Handelsketten sowie durch Schutz vor Billigimporten aus Übersee, wo Tierhaltung unter ganz anderen sozialen und ökologischen Standards stattfindet als in der Europäischen Union.
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