B. Braun, ergänzte Prof. Dr. Alexander Schachtrupp, Chief Medical Officer und Senior Vice President Medical Scientific Affairs, müsse sich für die Zusammenarbeit mit kleineren Unternehmen öffnen, müsse ihnen die Möglichkeit geben, sich und ihre Ideen auszuprobieren. Aber: „Innovation kann auch in einer komplexen Organisation entstehen.“
So wurde bei B. Braun unter dem Titel „Daheim“ ein Produkt &Service entwickelt, das mithilfe einer digitalen Unterstützungsplattform weitaus mehr Patienten als heute die sichere Hämodialyse im eigenen Zuhause ermöglichen soll. Das Unternehmen übernimmt dabei alle nicht-medizinischen Aufgaben – von der Installation der Geräte über die kontinuierliche Versorgung mit Verbrauchsmaterialien bis zum Datenaustausch mit dem behandelnden Arzt. Die Versorgung von Patienten in der Intensivpflege verbessern soll das Projekt „Fluid Balancing“. Es geht darum, verschiedene Daten zu Infusionen und Körperflüssigkeiten zusammenzuführen und übersichtlich auf Endgeräten darzustellen – und den Ärzten damit eine bessere Entscheidungsgrundlage an die Hand zu geben. Bislang stehen diese Daten trotz ihrer enormen Bedeutung für das Patientenwohl nur isoliert zur Verfügung.
Derartige Marktlücken hatten auch die Teilnehmer des Accelerator-Programms im Visier. Unterstützt von B. Braun-Coaches, betrieben sie in den vergangenen Monaten intensive Marktforschung, schärften ihre Geschäftspläne und konnten den rund 150 Besuchern des „Demo Days“ nun ihre Prototypen präsentieren. Nicht größer als ein Smartphone ist das Gerät von BOCA Health aus Berlin und Mailand, mit dem Dialysepatienten ihren Körperwasseranteil selbst überwachen, um einer gefährlichen Über- oder Dehydrierung rechtzeitig entgegenwirken zu können. Ebenfalls ganz einfach zu bedienen ist das Hilfsmittel, das Bluedrop Medical aus Galway in Irland für Diabetiker geschaffen hat: Ein täglicher Zehn-Sekunden-Scan der Fußtemperaturen reicht aus, um dem Risiko des sogenannten Diabetischen Fußes vorzubeugen – nicht rechtzeitig bemerkt, können diese schlecht heilenden Wunden bis zur Amputation führen.
Admetsys aus Boston (USA) hat ein System entwickelt, das nach Operationen vollautomatisiert für den lebenswichtigen Ausgleich des Blutzuckerspiegels sorgt. Derzeit geschieht das noch aufwendig und fehleranfällig von Hand. Und Recare aus Berlin schließlich nutzt künstliche Intelligenz für ein effizientes Entlassungsmanagement in Kliniken: Die Software findet automatisch passende Anbieter für die Nachversorgung eines Patienten. Ob und wie B. Braun mit dem einen oder anderen Start-Up auch künftig zusammenarbeiten wird, steht jedoch noch nicht fest: „In den nächsten zwei Monaten“, kündigte Vorstandsmitglied Markus Strotmann an, „werden wir über mögliche Kooperationen entscheiden.“
Auch Alexander Katzung, Vice President Acceleration & Innovation bei B. Braun, warf zum Ende der Veranstaltung einen Blick Richtung Zukunft: „Mit einem zweiten weltweiten Call für Startups und B. Braun-Mitarbeiter werden wir den erfolgreich gestarteten Accelerator zukünftig weiterführen“ so Katzung. Zusammen mit dem Berliner „Pitch Doctor“ Christoph Sollich hatte er den „Demo Day“ moderiert, der mit einem Blick über den Tellerrand begann: Hyperloop-Gründer Dirk Ahlborn erklärte, wie er mit Magnetschwebebahnen in Vakuumröhren die Mobilität revolutionieren will, und diskutierte mit anderen prominenten Unternehmensgründern unter dem Motto „Mut zur Verantwortung, Mut zum Handeln“.
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