Insgesamt 100 Stunden hatten die Handwerker für die fachpraktische Prüfung Zeit. Als Hauptaufgabe musste ein individuelles Möbelstück angefertigt werden. Ein vor dem Prüfungsausschuss vorgelegter Entwurf und ein 30-minütiges Fachgespräch entschieden, ob etwa eine Kommode, ein Nachtschrank oder ein Tisch den Anforderungen eines Gesellenstücks entspricht. Danach konnten die angehenden Tischler anhand einer Zeichnung, einer erstellten Materialliste und einem Arbeitsablaufplan an die Umsetzung gehen. Eine weitere Arbeitsprobe rundete die praktische Prüfung ab.
Besonders punkten konnten dabei Timo Uphoff aus Upgant-Schott mit seinem TV-Board und Birgit Hermann aus Weener mit ihrem Lowboard. „Timo hat wirklich eine tolle Leistung hingelegt“, lobte Uwe Herzich. Dieser erlernte zunächst den Beruf zum Fachpraktiker für Holzbearbeitung an der Kreisvolkshochschule Norden in Kooperation mit der Tischlerei Grziska und Barkhoff in Marienhafe. Es ist eine geförderte Ausbildung, in der praktische Inhalte stärker gewichtet und die Fachtheorie reduziert wird. Nach dem Abschluss sattelt er dann noch die um ein Jahr verkürzte Ausbildung zum Tischler oben auf, „und das richtig gut“, gratulierte Herzich dem jungen Mann, der von der Firma übernommen wurde.
Birgit Hermann aus Weener legte die Prüfungen als Beste ab und erfüllte sich mit 55 Jahren einen Kindheitstraum. „Ich bin zwischen Sägespänen aufgewachsen“, erzählt die Frau, die einer alten Schreinerfamilie entstammt. Ihr Vater habe als Tischlermeister eine Schreinerei am Niederrhein betrieben. Allerdings durfte sie sich als Jugendliche ihren Berufswunsch von ihrem Elternhaus aus nicht erfüllen. Heute arbeitet die gelernte Fremdsprachenkauffrau als selbstständige Übersetzerin. „Mein Traum, Tischlerin zu werden, hat mich mein ganzes Leben lang nicht losgelassen“, erzählt sie. Umschulungen hätte sie nie in Anspruch nehmen können. „Und in meinem Alter bin ich nicht auf die Idee gekommen, mir einen Ausbildungsplatz zu suchen“, erklärt sie weiter. Also schloss Birgit Hermann mit dem Berufsfortbildungswerk (bfw) in Leer einen Vertrag in Teilzeit ab. Die Ausbildungskosten und ihren Lebensunterhalt finanzierte sie mit der Übersetzung von niederländischen Schriftstücken. „Das war eine anstrengende Zeit, besonders in den letzten Wochen. Aber es hat sich gelohnt“, sagt sie. Für die Zukunft plant sie, ihr Drechsler-Unternehmen, welches sie Ende 2019 gründete, weiter auszubauen. Auf einer Drechslerbank, die sie von ihrem Vater geerbt hat, stellt sie kleine Schreibgeräte her. Ihre Kenntnisse verfeinerte sie über die Jahre in Kursen unter anderem bei der Auricher Drechslermeisterin Hella Heigel. Allerdings sei das eher ein Nebenerwerb. Ein Traum wäre es, eine Anstellung als Tischlerin zu finden: „Das wäre wirklich super!“
Die Tischlerausbildung haben bestanden:
Michael á Tellinghusen aus Emden und Birgit Hermann aus Weener (beide Berufsfortbildungswerk Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB GmbH (bfw), Leer); Milan Justin Eggers-Nielsen aus Südbrookmerland (Trump Fertigungs- und Vertriebsgesellschaft mbH, Südbrookmerland); Tim Frerichs aus Wiesmoor (E. und H. Brunken GmbH & Co. KG, Varel); Jelto Harms aus Aurich (Grone Schulen Niedersachsen GmbH , Aurich); Henry Alexander Heidenreich aus Langeoog (Bootsbauermeister Helge Bents, Langeoog); Luca Holtz aus Holtland (Pannhusen und Rademacher GmbH, Moormerland); Sebastian Osterkamp aus Wittmund (Tischlerei Koopmann GmbH, Wittmund); Timo Uphoff aus Upgant-Schott (Kreisvolkshochschule Norden gGmbH, Norden).
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