Ehemalige Kindersoldaten im Irak brauchen eine Perspektive

Kinder im Irak konnten in ihrer Kindheit bisher kaum Frieden erleben. Die Jahrzehnte andauernde Konfliktsituation, die Eroberung und Besatzung durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) in den Jahren 2014 bis 2017 und die noch heute fragile Situation im Land hinterlassen tiefe Spuren. Der Islamische Staat (IS) hatte im Irak über tausend Kinder als Soldat*innen rekrutiert. Sie mussten Selbstmordattentate durchführen, an Kampfhandlungen teilnehmen, Sprengkörper bauen und deponieren. Sie dienten als Spione oder standen Wache. Heute leiden diese Kinder unter den Folgen dieser gravierenden Kinderrechtsverletzungen, sind traumatisiert, oftmals heimatlos und ohne Dokumente, werden stigmatisiert und diskriminiert. Viele dieser Kinder müssen sogar Gefängnisstrafen verbüßen: Ende 2019 wurden 981 Inhaftierungen von Kindern im Irak aufgrund ihrer (vermeintlichen) Verbindung zu bewaffneten Gruppen dokumentiert. Daten können jedoch oft nicht überprüft werden und die tatsächliche Zahl wird weitaus höher geschätzt. Am diesjährigen Red Hand Day weist das »Deutsche Bündnis Kindersoldaten« auf die Situation dieser Kinder hin.

»Vom IS rekrutierte Kinder sind Opfer, nicht Täter«, so Thomas Berthold, Kinderrechtsexperte bei terre des hommes und Sprecher des Bündnisses. »Sie brauchen Schutz, Rehabilitierung und Perspektiven, um ihren Weg in eine gewaltfeie Zukunft zu finden. Kriminalisierung und Haft helfen nicht weiter und wirken einem Friedensprozess im Irak entgegen. Denn die Gewalterfahrung setzt sich fort und die Kinder lernen, dass es für sie keine Zukunft gibt.«

Im heute veröffentlichten Positionspapier »Eine verlorene Generation?« fordert das Bündnis die Bundesregierung dazu auf, Reintegration und gezielte Schutz-, Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen für ehemalige Kindersoldat*innen im Irak stärker zu fördern.

Weltweit werden in bewaffneten Konflikten etwa 250.000 Kinder als Soldaten und Soldatinnen eingesetzt. »In vielen Ländern rekrutieren sowohl nichtstaatliche Rebellengruppen als auch reguläre Armeen Kinder und Jugendliche«, erklärte Frank Mischo, Kindernothilfe-Experte und ebenfalls Sprecher des Bündnisses. »Wir fordern die Bundesregierung auf, sich gegen die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen einzusetzen, Exporte von Kleinwaffen zu stoppen und Minderjährigen, die vor Zwangsrekrutierung fliehen, Schutz und Asyl zu gewähren.«

Jedes Jahr am »Red Hand Day« ruft das Deutsche Bündnis Kindersoldaten gemeinsam mit zahlreichen Organisationen auf der ganzen Welt zu Aktionen mit dem Symbol der roten Hand auf. Bisher haben mehr als 400.000 Menschen in über 50 Ländern mit ihrem Handabdruck gegen den Missbrauch von Kindern als Soldat*innen protestiert. Aufgrund der Corona-Pandemie finden die Red Hand Day-Aktivitäten in diesem Jahr digital statt: Unter dem Hashtag #RedHandDay wird gefordert: Stoppt den Einsatz von Kindern als Soldat*innen!

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