Der Jemen stehe durch einen jahrelangen Bürgerkrieg kurz vor dem humanitären Kollaps. Schon heute litten über die Hälfte der Bevölkerung unter Hunger, so Christian Molke, geschäftsführender Vorstand von ADRA Deutschland e.V. Durch die Einstufung der nordjemenitischen Ansar Allah, auch Huthi-Rebellen genannt, als Terrororganisation verschlimmere sich die Lage der Bevölkerung und der humanitären Helfer*innen. ADRA appelliere an die internationale Gemeinschaft und die neue US-Regierung, die humanitäre Hilfe nicht zu blockieren.
Die Situation im Jemen bleibe kritisch! Durch die Einstufung der Ansar Allah als ausländische Terrororganisation durch die Trump-Aministration spitze sich die Lage dramatisch zu. Die Einstufung erfolgte einen Tag vor der Amtsübernahme von Joe Biden, am 19. Januar. Nun seien Hilfsorganisationen von US-Sanktionen bedroht, wenn sie humanitäre Hilfe im Norden des Jemen leisteten. „Die Jemenitinnen und Jemeniten dürfen nicht als Spielball geostrategischer Interessen (Saudi-Arabien vs. Iran) oder für inneramerikanische Auseinandersetzung herhalten“, sagt Molke.
Schätzungsweise 16 Millionen Menschen litten unter Nahrungsmittelunsicherheit. Davon stehen etwa 50.000 Menschen direkt vor dem Hungertod, darunter auch Mütter mit ihren Neugeborenen. „Die Verhinderung einer großen Hungersnot ist jetzt oberste Priorität“, sagt Christian Molke.
Aufgrund fehlender Hilfsgüter, gefährlicher kriegerischer Auseinandersetzungen und ausländischer Machtinteressen werde der Jemenkrieg schon jetzt als „größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit“ bezeichnet (Sir Mark Andrew Lowcock, Leiter des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten). Trotz einer Geberkonferenz der Vereinten Nationen im letzten Jahr klaffe eine riesige finanzielle Lücke bei der Finanzierung der Hilfe. Entspannung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, den Großmächten hinter dem Stellvertreterkrieg im Jemen, sei nicht in Sicht.
Als eine der größten internationalen Organisationen, die Entwicklungs- und Nothilfeprogramme im Jemen durchführt, werde ADRA auch weiterhin die Bevölkerung des Jemen schützen. ADRA betreibt in dem Bürgerkriegsland u.a. Gesundheitseinrichtungen. Speziell für unterernährte Babys und Kleinkinder betreibt ADRA Therapiezentren im Norden des Landes. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen eine schwere Arbeit und begeben sich nahezu täglich in Lebensgefahr. Sie tun dies aus Mitgefühl für das Leid der Jemenit*innen, und um schlimmeres zu verhindern. Nur ein Ende des Krieges kann langfristig das Leid minimieren und gibt den Menschen wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft“, appelliert Christian Molke abschließend an die internationale Gemeinschaft.
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