Schon heute ist Nigeria mit mehr als 200 Millionen Einwohnern das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas. In den kommenden 30 Jahren rechnen die Vereinten Nationen mit einer Verdoppelung dieser Zahl, sodass hier 2050 circa 410 Millionen Menschen leben werden. Nigeria wird dann nach Indien und China das Land mit der drittgrößten Bevölkerung der Welt sein. Die Trinkwasserversorgung ist unzureichend: Bis vor einigen Jahren hatte nur jeder Zweite Zugang zu sauberem Wasser. Auch heute steckt die Infrastruktur noch in den Kinderschuhen, und so bleibt vielen Nigerianern nach wie vor nichts anderes übrig, als abgefülltes Wasser zu kaufen – rund 45 Milliarden Liter im Jahr 2019.
Großes Wachstumspotenzial
Demgegenüber ist das Segment der karbonisierten Softdrinks mit einem Volumen von rund 2 Milliarden Liter im weltweiten Vergleich eher bescheiden. Entsprechend groß ist jedoch das Wachstumspotenzial in diesem umkämpften Markt, der im Wesentlichen die zwar überschaubare, aber ebenfalls schnell wachsende Mittelschicht anspricht. Dominiert wird er von den multinationalen Konzernen. Neben einigen mittelgroßen Anbietern mit jeweils drei oder vier Abfülllinien gibt es eine enorme Zahl an kleinen Betrieben, die schnell weiterwächst.
In der „zweiten Liga“ spielt bisher die Big Bottling Company (BBC) Nigeria Limited, die 2015 als nigerianische Tochtergesellschaft der peruanischen AJE Group startete. Dieses vor mehr als 28 Jahren gegründete Familienunternehmen ist mit Standorten in mehr als 28 Ländern heute einer der größten internationalen Getränkekonzerne. Gemessen am Verkaufsvolumen ist AJE weltweit der viertgrößte Hersteller von alkoholfreien Getränken. Der Abfüllbetrieb von BBC befindet sich in Agbara, an der Peripherie von Lagos, der bevölkerungsreichsten Stadt sowohl Nigerias als auch von ganz Afrika. Zu den Produkten, die BBC herstellt, zählen die überaus beliebte BIG Cola sowie BIG Orange, BIG Lemon & Lime und BIG Water.
Dank einer klugen Strategie wurde der Markteintritt zu einem vollen Erfolg: Anstelle der beim Wettbewerb üblichen 500-Milliliter-Flasche führte BBC seine Produkte im 650-Milliiter-Format ein – zum gleichen Preis. Mit diesem Schachzug konnte das Unternehmen bei den überaus kostenbewussten Konsumenten punkten und sich von Anfang an einen respektablen Marktanteil sichern. Und BBC nutzte den Überraschungseffekt für sich, denn bis die Konkurrenz nachzog, dauerte es einige Zeit.
Investition in PET-Linie von KHS
Seitdem 2018 die britische Beteiligungsgesellschaft Duet Group bei BBC eingestiegen ist, wird kräftig investiert, um den Betrieb für das erwartete exponentielle Nachfragewachstum sowie für die Expansion in Nachbarländer fit zu machen. Zu den Neuanschaffungen zählt insbesondere eine PET-Linie mit einer Leistungsfähigkeit von bis zu 48.000 Flaschen pro Stunde des Dortmunder Systemanbieters KHS. Herzstück der Linie ist der Streckblas-Füllerblock InnoPET BloFill. Um die Nachhaltigkeitsziele von BBC umzusetzen, wurde die Streckblasmaschine mit dem Luftrückgewinnungssystem AirBackPlus ausgerüstet. Es recycelt die für den Streckblasvorgang gebrauchte Druckluft, verwendet sie teilweise wieder und reduziert damit den Druckluftverbrauch. Der Energiebedarf für die Drucklufterzeugung wird um bis zu 36 Prozent gesenkt.
Der volumetrische Füller Innofill PET DRV punktet dank sehr kurzer Umstellzeiten beim Produkt- und Flaschenwechsel. Das sorgt angesichts der zahlreichen SKUs für die nötige Flexibilität und bietet gleichzeitig eine äußerst hohe Anlagenverfügbarkeit. Ergänzt wird die Linie unter anderem durch den Trockenteil aus Etikettierung, Verpackungsmaschine und Palettierung.
PET auf dem Vormarsch
Für KHS ist die Big Bottling-Linie die erste PET-Referenz in diesem Leistungsbereich in Nigeria. Hier wurde bisher wie in weiten Teilen Afrikas bevorzugt in Glasflaschen abgefüllt. Seit einigen Jahren jedoch sind PET-Behälter auf dem Vormarsch. „Die Plastikdiskussion hat Nigeria bis dato weniger erfasst als andere Länder Afrikas“, erklärt Alexander Fuchs, Managing Director von KHS Machines Nigeria. Die politische Priorität des Themas sei noch gering, es gebe keine Abfallgesetze und angesichts des niedrigen Ölpreises sei das Klima für Infrastrukturinvestitionen in der Müllwirtschaft schlecht. „Trotzdem hat sich unternehmensübergreifend eine Initiative von großen Softdrinkherstellern und Brauereien formiert, die schon heute an einem gemeinsamem Recycling-Programm arbeiten.“
Strenge Verbote, wie sie etwa in Kenia und Ruanda für Plastiktüten erlassen wurden, erwartet hier niemand. Aber für den Fall, dass die Regierung mittelfristig aktiv wird und zum Beispiel Regeln für PET-Flaschen aufstellt, möchte man einen Schritt voraus sein. Vor diesem Hintergrund hat die neue KHS-Referenz fast so etwas wie Signalwirkung für die gesamte Region: Nicht nur aus Nigeria, auch von den Nachbarn in Ghana und Kamerun sind bereits Aufträge für weitere PET-Linien bei KHS eingegangen. Und BBC selbst plant den Ausbau des Standortes in Agbara, da man es auch künftig mit den großen Softdrinkherstellern in Nigeria aufnehmen will.
Starke Präsenz
Maßgeblich für die wachsende Nachfrage bei KHS ist nicht nur die überlegene Technologie „Made in Germany“, sondern vor allem die lokale Präsenz: In seiner Niederlassung in Lagos beschäftigt das Unternehmen mehr als 90 Mitarbeiter. Mehr als 70 von ihnen arbeiten im After-Sales-Bereich, davon rund 40 Elektroniker, Mechaniker und Automatisierungsingenieure. „Im Fokus unserer Servicestrategie steht seit Jahren die Regionalisierung“, betont Fuchs. „Die Niederlassungen vor Ort sind deutlich ausgebaut worden. Und mit intensiven Trainings haben wir die Maschinenkompetenz in Nigeria auf ein mehr als wettbewerbsfähiges Niveau gebracht.“
In den vergangenen Jahren waren die lokalen Servicemitarbeiter verstärkt mit der Instandhaltung von Bestandsanlagen betraut. Das hat sich angesichts zunehmender Verkaufserfolge im Neumaschinengeschäft verändert: Aktuell beschäftigen sie sich insbesondere mit der Montage, Installation und Inbetriebnahme von Anlagen – ein Novum in der Region.
Lokale Installation
So auch im Fall von BBC: Anders als der Wettbewerb, bei dem üblicherweise Fremdfirmen zum Einsatz kommen, hat KHS die komplette Installation mit seinen lokalen Mitarbeitern realisiert. „Wir führen diese Arbeiten eigenständig durch und geben das nicht an Dritte ab“, berichtet Fuchs stolz. „Unser Team umfasste 22 Mitarbeiter und rekrutierte sich teils aus KHS-Kollegen aus Nigeria und Kenia.“ Schließlich gilt das Prinzip der Regionalität für ganz Afrika, und die beiden Regional Centers Ost- und Zentralafrika arbeiten engmaschig zusammen. Sie unterstützen sich gegenseitig, indem sie ihr Know-how im Bedarfsfall bündeln. „Nur der Baustellenleiter war ein Deutscher“, räumt Fuchs ein.
Glaubt man Prahlad K. Gangadharan, seit Anfang 2020 CEO von BBC, war die Regionalität sogar der ausschlaggebende Faktor bei der Entscheidung zugunsten des Dortmunder Maschinen- und Anlagenbauers: „Für KHS sprechen die unkomplizierte Kommunikation mit dem Team hier vor Ort sowie die Zusicherung der kontinuierlichen Unterstützung im laufenden Betrieb. Das sind für uns unabdingbare Voraussetzungen für die Zusammenarbeit“, betont Gangadharan.
Entsprechend reibungslos ist das Projekt abgelaufen – trotz der kurzen Zeit, die für die Installation und Inbetriebnahme zur Verfügung stand. „Wir haben den vereinbarten Zeitrahmen exakt eingehalten und den Abnahmetest auf Anhieb bestanden“, sagt Fuchs. „Schon bei der Übergabe wurde die geforderte Maschinenleistung von 93 Prozent deutlich übertroffen.“ Das bestätigt auch BBC-Chef Gangadharan und erklärt: „Das Installationsteam war äußerst effizient und kooperativ. Wir wurden in jeder Hinsicht durch KHS uneingeschränkt unterstützt und haben jegliche Herausforderungen als Team gemeinsam gelöst. Entsprechend haben wir uns als Kunde über die fertiggestellte Linie mindestens genauso enthusiastisch gefreut wie die Kollegen von KHS als Lieferant – das war ein verbindendes Erlebnis.“
Afrikanischer Schulterschluss
Teil der Zusammenarbeit war das Bedienungs- und Wartungstraining der BBC-Techniker durch KHS. Auch dieses erfolgte weitgehend durch afrikanische KHS-Servicemitarbeiter – sowohl aus Nigeria als auch Kenia, ein weiteres Beispiel für die reibungslose Kooperation der beiden Service-Hubs. Aber auch wenn sein eigenes Personal am Ende der Schulung gründlich eingewiesen und auf mögliche Eventualitäten gut vorbereitet ist, wird Gangadharan nicht müde zu betonen, welche Rolle die lokalen KHS-Servicetechniker für sein Unternehmen spielen: „Sie sind unsere erste und äußerst reaktionsschnelle Anlaufstelle – das ist für uns essenziell.“
Gut, dass dieser Anspruch durch das kompetente und hochqualifizierte Team von KHS Nigeria jederzeit erfüllt wird. Dazu trägt auch ein umfassendes Ersatzteillager bei, das speziell mit Blick auf PET-Zubehör aufgestockt wurde und für jeden Bedarf gerüstet ist: „Im After Sales sind wir inzwischen weitestgehend unabhängig von Deutschland oder anderen Niederlassungen und können alles lokal abdecken“, berichtet Alexander Fuchs. „Gerade während der Corona-Krise mit ihren weltweiten Reisebeschränkungen und Grenzschließungen hat sich diese Strategie bewährt. Wir waren jederzeit für unsere Kunden verfügbar und – so gut es ging – handlungsfähig.“
Das Benchmarking-Programm von KHS
Seit 2016 gibt es bei KHS ein Benchmarking-Programm, dessen Ziele die Stärkung des lokalen Servicegeschäfts der KHS-Tochtergesellschaften in den Regionen und die Förderung des internationalen Austauschs von Best Practices sind. Wurde eine Niederlassung erstmalig bewertet, erfolgt jährlich ein Update des Leistungsvergleichs, um den Entwicklungsverlauf zu dokumentieren. Im Jahr 2019 schnitt KHS Nigeria weltweit am besten ab und erreichte das sogenannte „Champion“-Level – ein Status, mit dem seitdem abwechselnd der afrikanische Standort und KHS Brasilien ausgezeichnet wurden. Das Benchmarking ist ein Schlüssel zum Erfolg bei der Entwicklung und notwendigen Veränderung in der Kultur, lokalen Prozessen sowie der gruppenübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb von KHS.
Die KHS Gruppe ist einer der führenden Hersteller von Abfüll- und Verpackungsanlagen in den Bereichen Getränke und flüssige Lebensmittel. Zu der Unternehmensgruppe zählen neben der Muttergesellschaft (KHS GmbH) noch die KHS Corpoplast GmbH sowie zahlreiche Tochtergesellschaften im Ausland mit Standorten in Ahmedabad (Indien), Waukesha (USA), Zinacantepec (Mexiko), São Paulo (Brasilien) und Suzhou (China).
Am Stammsitz in Dortmund sowie in ihren weiteren Werken in Bad Kreuznach, Kleve, Worms und am Standort in Hamburg, der die PET-Kompetenz der Gruppe bildet, stellt die KHS moderne Abfüll- und Verpackungsanlagen für den Hochleistungsbereich her. Die KHS Gruppe ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der im SDAX notierten Salzgitter AG. 2019 realisierte die Gruppe mit 5.149 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,260 Milliarden Euro.
KHS GmbH
Juchostr. 20
44143 Dortmund
Telefon: +49 (231) 569-0
Telefax: +49 (231) 569-1541
http://www.khs.com
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (251) 625561-243
E-Mail: deppe@sputnik-agentur.de