Netzleitstellen sind das Herzstück der Energieinfrastruktur. Von dort aus werden die Strom-, Gas-, Was-ser- und Wärmenetze gesteuert. Hochspezialisierte Mitarbeiter überwachen alle Prozesse und greifen ein, wenn es zu Unregelmäßigkeiten kommt. Mit der Vereinheitlichung der Software, die in den Netzleit-stellen zum Einsatz kommt, gehen die Netzgesellschaften von Duisburg und Düsseldorf mit deren Mut-tergesellschaften Stadtwerke Duisburg und Stadtwerke Düsseldorf sowie die RheinEnergie einen weite-ren konsequenten Schritt in die Zukunft.
Ziel ist, den Leitstellenbetrieb langfristig abzusichern und zudem flexibler und effizienter zu gestalten. Dies gelingt etwa, wenn die Leitstellen über eine sichere Datenleitung miteinander verbunden sind, denn dann können die drei Netzleitstellen in Duisburg, Düsseldorf und Köln jeweils gegenseitig als Ersatzleit-stelle einspringen. Personal der jeweiligen Gesellschaften könnte dann vor Ort auch in den Leitstellen der anderen Unternehmen die Netzführungsaufgaben für den eigenen Bereich übernehmen.
„Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind die technischen Möglichkeiten unserer Zeit“, sagt Dr. Udo Brockmeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Düsseldorf. Er ergänzt: „Digitalisierung und Ver-netzung eröffnen den Netzgesellschaften ein erhebliches Entwicklungspotenzial, das sowohl mit Blick auf die unternehmerischen Anforderungen als auch auf die Bedürfnisse unseres Umfeldes sehr großen Wert hat – man denke etwa die Anforderungen wachsender Städte an die urbanen Infrastrukturen oder die Klimaschutzziele.“ Und er ergänzt: „Erst unsere regionale Kooperation ermöglicht es, die Potenziale der Digitalisierung weitreichend zu nutzen – auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht. Wir werden zu-künftig viel Geld in unsere Verteilnetze stecken müssen, um sie für die Energiewende zu ertüchtigen. Da kommen Kostensynergien durch Kooperationen gerade recht.“
Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie mit Sitz in Köln, erläutert den übergeord-neten Rahmen der engen Kooperation, die unter dem Arbeitstitel „RheinSchiene“ zwischen den Unter-nehmen aus Duisburg, Düsseldorf und Köln schon seit dem Jahr 2013 besteht: „Mit der RheinSchiene set-zen wir bereits heute Impulse für die Weiterentwicklung der Unternehmen wie auch der technischen An-lagen. Regionale Kooperation ist der Schlüssel zur Bewältigung der Zukunftstaufgaben – allem voran die Gewährleistung einer umfassenden Versorgungssicherheit, denn davon hängt unser aller Wohlergehen in einem hochindustrialisierten Land ab. Die Arbeitsfelder sind über die technische Verzahnung hinaus breit gefächert: unter anderem gegenseitige Unterstützung in Krisensituationen und bei Engpässen, Standardisierung der jeweiligen Arbeitsprozesse, Regulierungsmanagement, Netzstrategie sowie Ar-beitssicherheit und Umgang mit Gefahrstoffen.“
„Ein wichtiges Ziel ist auch die Nutzung von Synergie-Effekten in der Materialwirtschaft“, betont Dr. Steinkamp. Beispiel Einkauf: Im Fokus stehen teure Materialien. Die drei Partner arbeiten an einer Verein-heitlichung ihrer Planungsrichtlinien und Bauarten, um das gleiche Material bestellen und so Mengenra-batte erzielen zu können. „Erste Erfolge haben wir bereits erreichen können.“ Beispiel so genannte „Stör-Reserven“: Eine Vereinbarung regelt, welche Netzgesellschaft welche Teile oder Spezialgeräte vorhält und im Bedarfsfall an die Partner ausleiht. „Die Harmonisierung der Software in den Netzleitstellen ist nun der nächste logische Schritt, weil die Kosten für die Anschaffung und Wartung des Systems geteilt werden können“, erläutert Dr. Steinkamp.
Die Kooperation betrifft im Übrigen nicht nur die jeweiligen Netzgesellschaften, sondern zieht sich auch quer durch die Muttergesellschaften – und zwar schon seit Jahrzehnten: „Erste Ideen für eine Zusam-menarbeit gab es bereits in den 70er Jahren“, sagt Marcus Wittig, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Duisburg. „Netzbetrieb ist aufwändig und mit hohen Kosten sowie Investitionen verbunden. Insbeson-dere seit der Regulierung der Netzentgelte sind die Unternehmen gefordert, ihre Effizienz und Wirt-schaftlichkeit zu steigern. So haben wir die Idee schließlich wieder aufgegriffen und uns vorgenommen, Möglichkeiten und Modelle zur Kooperation zu prüfen.“
Die Unternehmen begegnen mit dem Projekt RheinSchiene auch dem zunehmenden Fachkräftemangel. Wittig: „In Zeiten, in denen hochspezialisierte Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt immer schwieriger zu bekommen sind, zumal für einen 24/7-Schichtbetrieb, schafft ein vernetztes und flexibles System wich-tige Spielräume, um einen sicheren Betrieb dauerhaft zu gewährleisten.“ Insgesamt bilanziert Marcus Wittig: „Das Projekt RheinSchiene – mit all seinen Anforderungen im Bereich der Technik, der Prozesse und der Einbindung der Mitarbeiter – hat Vorbildcharakter dafür, wie Kooperationen von Netzbetreibern gelingen können.“
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