„Es geht jetzt um Existenzen, das ist verheerend“, sagt HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann angesichts der aktuellen Situation. Die Politik dürfe den Einzelhandel jetzt nicht alleine lassen. Sowohl, was finanzielle Hilfen betreffe als auch die Ausgestaltung neuer Verordnungen. Unklare und späte Verordnungen verunsichern und verärgern Kunden und vor allem auch HBW-Mitgliedsbetriebe, die rechtzeitige, korrekte und planbare Informationen benötigen. Großes Unverständnis bestehe im gesamten Einzelhandel auch wegen des Verbots von „Click and Collect. Hunderte von bestellten Geschenken müssten nun verpackt und ausgefahren werden, obwohl kontaktloses Abholen durch den Kunden selbst möglich wäre, weil er sich schon aufgrund eines möglichen Apotheken- oder Drogeriebesuchs sowieso in der Stadt aufhält.
„Damit wird dem mittelständischen Händler in der eh schon schwierigen Situation das Leben nochmals schwerer gemacht und Kosten verursacht oder Geschäfte unmöglich gemacht, unabhängig davon, dass dies ökologisch auch nicht sinnvoll ist. In fast allen Bundesländern ist das möglich, bei uns nicht“, so Hagmann.
Auch versammelten sich vor den Apotheken Massen vulnerabler Menschen, um FFP-2-Masken abzuholen.
„Das verstehe wer will, wieso das nicht anders organisiert wurde.“
Auch frage man sich, weshalb die Ausgangssperren in Baden-Württemberg bei 20.00 Uhr liegt, in anderen Bundesländern bei 21.00.Uhr.
„Auch hier werden ohne Not Schlangen vor den Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels provoziert. In anderen Ländern ist eine Stunde länger der Einkauf möglich. Dies entzerrt den Kundenstrom vermeidet Schlangenbildung.“
Hier fordert der Verband die Politik auf, dies dringend und schnell zu korrigieren.
Für die betroffene Branche insgesamt in Baden-Württemberg sieht der Verband schwarz. Noch vor dem harten Lockdown war er von 6000 Geschäftsschließungen und Insolvenzen in den kommenden zwei Jahren ausgegangen. „Doch der Lockdown nun steigert die wirtschaftliche Notsituation in der Branche ins Unermessliche“, so Hagmann.
Sie rechnet nun mit einer Verdopplung von Schließungen und Insolvenzen auf rund 12 000 in den nächsten zwei Jahren. Daher sei es dringend notwendig, dass die Branche schnell und unkompliziert ausreichende staatliche Hilfen bekomme.
Der HBW drängte erneut auf Zuschüsse nach dem Vorbild der außerordentlichen November- und Dezemberhilfen, von denen beispielsweise das bereits seit längerem weitgehend geschlossene Gastrogewerbe profitiert.
Dass die Landesregierung in Baden-Württemberg die Abholung von Waren bei stationären Einzelhändlern nun ebenfalls verboten hat, nennt Hagmann einen „weiteren Nackenschlag“, der umso mehr schmerze, weil nun Kunden zum Shopping in die Grenzregionen – beispielsweise in die Schweiz oder nach Frankreich – abwandern könnten oder schlicht online bestellen.
Sie verwies auf einen verkaufsoffenen Sonntag, der kurz vor Weihnachten im benachbarten Elsass stattfindet. „Wir sympathisieren hier mit der Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder nach einer Quarantänepflicht auch für Tagesausflügler.“ Denn es geht nicht, dass auf diesem Wege die Maßnahmen, die durch den Lockdwon beabsichtigt worden, konterkariert werden.
Allgemein beschrieb sie die Situation für den Einzelhandel wie folgt: „Manche Branche stehen vor dem Aus. Die Innenstädte werden erodieren. Nicht nur der Handel, auch unser gesamtes Umfeld, in dem wir wohnen, wird sich ändern, wenn nicht bald eine gerechte, schnelle finanzielle Hilfe für den betroffenen Handel kommt.“
Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg. Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro.
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