„Naturschutzerfolge sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Manchmal versteckt sich die Sensation in einem nur wenige Zentimeter großen, unscheinbaren Moos“ schmunzelt die Leiterin des NABU-Naturschutzzentrums Federsee, Dr. Katrin Fritzsch. Nichtsdestotrotz sei der aktuelle Nachweis des Dreizeiligen Bruchmooses (Meesia triquetra) eine kleine Erfolgsgeschichte des ausgeklügelten Landschaftspflegemanagements am Federsee, das über gezielte Bewirtschaftung ganz bestimmte Standortbedingungen für ehemals häufige, heute sehr selten gewordene Moorarten schaffen soll.
Überraschung für Moosexperten
Aufgespürt wurde das seltene Gewächs im Spätsommer durch die Botanikerin Dr. Astrid Grüttner, die als Gutachterin für Naturschutz und Landschaftsökologie seit über 30 Jahren jedes Jahr im Federseeried Pflanzenbestände dokumentiert und auch in diesem Sommer mit detaillierten botanischen Erhebungen die Pflegemaßnahmen auf den Riedwiesen begleitet hat. Der Fund des Winzlings war umso überraschender, da die Art in Baden-Württemberg als ausgestorben galt. Auch am Federsee ist der letzte Nachweis über 40 Jahre her. Aufgrund der Seltenheit wurde der Fund vor Ort durch den namhaften baden-württembergischen Mooskundler Michael Sauer vom Naturkundemuseum in Stuttgart verifiziert.
In Deutschland vom Aussterben bedroht
„Das Dreizeilige Bruchmoos benötigt nasse, nährstoffarme, jedoch basenreiche Standorte“ schildert die Wissenschaftlerin. Solche speziellen Bedingungen seien durch die Entwässerung von Mooren und die allgegenwärtige Nährstoffanreicherung ehemals nährstoffarmer Moorlebensräume kaum mehr zu finden. Mit ihnen verschwänden die spezialisierten konkurrenzschwachen Pflanzenarten. Und so sei das an eine winzige Wendeltreppe erinnernde, ehemals in Mooren weit verbreitete Moos nicht nur in Baden-Württemberg, sondern deutschlandweit sehr stark zurückgegangen und heute vom Aussterben bedroht.
Erfolg des Pflegemanagements
Der Fundort liegt in einem Teilgebiet des Federseerieds, das in den letzten Jahren im Fokus des Naturschutzes stand. „Die vegetationskundlichen Aufnahmen zeigen, dass durch den gezielten Einsatz eines zehnfach bereiften Traktors wieder nährstoffarme, nasse und kalkreiche Bedingungen geschaffen werden können. Zum Nutzen nicht nur für die Moosart Meesia triquetra, sondern auch für andere stark gefährdete Pflanzen wie das Zierliche Wollgras“ betont Grüttner.
Warum die Fahrspuren des zur Schilfmahd genutzten Traktors für den botanischen Artenschutz hochinteressant sind, ist laut Grüttner so zu erklären: „Durch den Druck bekommt die obere Bodenschicht wieder Kontakt zum kalkreichen Bodenwasser, so dass Arten der Kalkquellmoorvegetation gefördert werden.“ Solche Arten basenreicher Standorte könnten sich gegen ausbreitungsstarke Arten wie beispielsweise Schilf nicht durchsetzen und benötigten daher lückige Bereiche, wie sie durch die Fahrspuren entstünden, weiß die Expertin.
„Es besteht die Hoffnung, dass bei Fortführung des gezielten Pflegemanagements das Dreizeilige Bruchmoos und andere gefährdete Arten mit ähnlich speziellen Standortansprüchen wieder tragfähige Populationen ausbilden können“ resümiert die Leiterin des NABU-Zentrums.
i: Exklusive Artenvielfalt
Mit über 30 km² ist das Federseemoor das größte Moor in Südwestdeutschland. Hier befinden sich auf fast 3.000 Hektar eng verzahnt besonders schutzwürdige Lebensräume wie kalkreiche Sümpfe, Hochmoore, Übergangsmoore und Moorwälder. In Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Arten wie der Goldene Scheckenfalter, der Fisch Schlammpeitzger, die Große Moosjungferlibelle, die Vierzähnige Windelschnecke und das Schlanke Wollgras kommen hier noch vor.
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