Erst vor wenigen Wochen fand der „Ride Of Silence“ statt, die alljährliche Gedenkfahrt für getötete Radfahrerinnen und Radfahrer. Da sah die Bilanz für 2020 noch gut aus – keine Toten. Mit dem schweren Unglück auf der Oskar-von-Miller-Straße hat sich das geändert. Der Fahrer eines tonnenschweren, hochmotorisierten Autos verlor nach übermäßiger Beschleunigung die Kontrolle und tötete mit seinem SUV einen Radfahrer und einen Fußgänger, eine Fußgängerin wurde schwer verletzt.
Dieser Unfall ist tragisch, aber leider keine Seltenheit. 2019 sind vier Rad oder Pedelec Fahrende und vier zu Fuß Gehende auf Frankfurter Straßen getötet worden, zudem wurden 214 von ihnen schwer verletzt. Insgesamt starben auf Deutschlands Straßen täglich rund neun Menschen. Die Zahl sinkt zwar über die Jahre, aber der Anteil derer, die mit dem Rad unterwegs sind und dabei getötet werden, die steigt.
Darum verlangen wir vom Gesetzgeber, und den für die Verkehrssicherheit in unserer Stadt Zuständigen, nunmehr konsequentes Handeln für mehr Sicherheit:
Rad- und Gehwege müssen stadtweit ein durchgängiges, breit ausgebautes Netz bieten und an kritischen Stellen vor Falschparkern baulich geschützt werden.
Es ist kein Kavaliersdelikt, Radwege oder Gehwege zu versperren oder den sicheren Übergang der Straße zu behindern! Intensivere Kontrollen und härtere Sanktionen gegen Falschparker, besonders auf Wegen zum Kindergarten oder der Schule, im Umfeld von Senioren-, Kranken- oder Pflegeeinrichtungen und an Kreuzungen, Straßenmündungen oder Zebrastreifen.
Tempo 30 rettet Leben! Die Kollision mit einem Auto ist hier vergleichbar mit einem Sturz aus 3,60 Metern Höhe. Bei Tempo 50 ist es wie ein Sturz aus 10 Metern Höhe! Deshalb stadtweit 30, mit mehr Kontrollen durch die Verkehrs- und Landespolizei, sowie deutlich mehr verkehrsberuhigte Bereiche.
Technische Einschränkungen für übermäßig motorisierte PKW! Mit Hilfe der Elektronik kann für Neufahrzeuge die Beschleunigung und die Geschwindigkeit begrenzt und mit Geofencing das Befahren von gesperrten Bereichen wie beispielsweise Fußgängerzonen verhindert werden. All das senkt die direkte Bedrohung von Menschen ohne Auto erheblich und vermeidet unnötigen Lärm, Luftverschmutzung und CO2-Ausstoß durch unverhältnismäßiges Beschleunigen.
Die Veranstaltung und die Forderungen werden unterstützt von den regionalen Gruppen des ADFC, des FUSS e.V., Greenpeace, Lieferando Deutschland, des Radentscheids, Riders United und des VCD.
Wir sammeln uns am Samstag ab 14:15 Uhr auf dem Goetheplatz. Von dort starten wir um 14:45 Uhr in Richtung Junghofstraße. An den Kreuzungen Taunusanlage/Junghofstraße und Battonstraße/Kurt-Schumacher-Straße findet eine Schweigeminute mit kurzer Rede statt. An beiden Orten steht bereits ein Ghostbike, ein weiß lackiertes Fahrrad, zum Gedenken an die dort Getöteten. Der Unglücksort in der Oskar-von-Miller-Straße wird etwa um 15:45 Uhr erreicht. Um 15:57 Uhr, dem Zeitpunkt des Unfalls, soll auch dort mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht und ein neues Ghostbike aufgestellt werden.
Link auf die gesamte Route: https://t1p.de/Mahnfahrt-05-12-20
Es wird erwartet, dass die Frankfurter Radkurierdienst-Szene und sehr viele Teilnehmer aus etlichen Initiativen an diesem Rad-Korso teilnehmen werden. Es gelten spezielle Corona-Regeln für Radkorsos, auf deren Einhaltung zu Beginn hingewiesen wird.
Wir bitten die Presse und das Fernsehen, Interviews nur bis zur Abfahrt auf dem Goetheplatz, 14:45 Uhr und nach der Schlusskundgabe (ca. 16:15 Uhr) vorzunehmen. Im zeitlichen Rahmen der Kundgebungen während und nach den Schweigeminuten bitten wir, darauf zu verzichten. Es wird in diesen Phasen der komplette Verkehr auf allen Spuren angehalten, um diesen Momenten eine, wenn auch kurze, aber doch besondere Prägung zu geben. Film- und Fotoaufnahmen in dieser Zeit steht jedoch nichts im Wege.
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