Wir brauchen Zoos und Aquarien

Vom 12.-15. Oktober 2020 hielt der Weltzooverband (WAZA) seine 75. Jahreskonferenz ab. Über 700 Teilnehmer aus 48 Ländern/Regionen rund um den Globus waren dabei. Die Konferenz unter der Leitung von Prof. Theo B. Pagel, dem amtierenden WAZA-Präsidenten und Direktor des Kölner Zoos, lief diesmal rein virtuell ab. Eigentlich hätten sich die Konferenzteilnehmer in San Diego (USA) treffen wollen, doch Corona hatte dies verhindert. Inhalte der Konferenz waren u. a. Naturschutz, Nachhaltigkeit und Krisenmanagement.

Allein die Liste der Festredner machte deutlich, welch hohen Stellenwert wissenschaftlich geleitete Zoologische Gärten heute im Naturschutz haben. Wie wichtig diese Einrichtungen sind, wurde von allen Rednern deutlich betont.

Eröffnungsredner Sahil Merchant, Partner bei der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey & Company, hielt einen inspirierenden Vortrag über das Führen in einer komplexen Welt. Er forderte dazu auf, nicht mehr zu tun, sondern Dinge anders zu tun.

James Gomme, Direktor des Weltwirtschaftsrates für Nachhaltige Entwicklung erörterte die Bedeutung von Zoos und Aquarien zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung. Hier haben Zoos ein großes Potential.

Elizabeth Maruma Mrema, Exekutivsekretärin der Biodiversitätskonvention (CBD), lobte die wertvolle Rolle von Zoos und Aquarien im Naturschutz und in der Naturschutzbildung sowie deren Beitrag zu den Zielen der CBD. Sie erläuterte, wie Zoos dazu beitragen können, das globale Rahmenwerk für die biologische Vielfalt nach 2020 zu unterstützen. Sie unterstrich zudem die Bedeutung und die langfristige Zusammenarbeit von Zoos und Aquarien.

Ivonne Higuero, Generalsekretärin von CITES, dem Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen, erläuterte die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Zoos und Aquarien mit CITES und wie sie sich weiter mit CITES und deren Ausschüssen auseinandersetzen können. Higuero forderte die WAZA-Mitgliedszoos und -aquarien auf, sich noch stärker an der Bereitstellung ihres wissenschaftlichen Fachwissens für CITES-Aktivitäten zu beteiligen. Seit Jahren gibt es eine Absichtserklärung, ein sogenanntes Memorandum of Understanding (MoU), zwischen CITES und WAZA.

Während der viertägigen Konferenz gab es eine Vielzahl fantastischer Präsentationen und Podiumsdiskussionen zu unterschiedlichen Themen. Auf einer globalen Podiumsdiskussion zu COVID-19 tauschten sich die Diskussionsteilnehmer über ihre unterschiedlichen Ansätze zur Überwindung und Bewältigung der Krisen aus, die die Pandemie in ihren jeweiligen Ländern darstellt. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die Wege zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen in Zoos und Aquarien“ befasste sich mit den Themen Dekarbonisierung, Entwaldung und Wiederaufforstung anhand von Beispielen der Wildlife Conservation Society (WCS), des Zoos Helsinki und des Taronga Zoos. Vorgestellt wurden auch die Aktualisierungen der Reverse the Red-Kampagne – eine soziale Bewegung zur Umkehrung der negativen Trends des Artensterbens, die zu strategischem Handeln und kooperativen Partnerschaften aufruft. Corina Newsome hielt einen zum Nachdenken anregenden Vortrag über die Störung der Homogenität und darüber, wie Zoos und Aquarien Integration und Gleichberechtigung fördern und erreichen können.

Darüber hinaus wurden Updates über die WAZA-Aktivitäten der letzten 12 Monate ausgetauscht, darunter die Fortschritte bei der Erreichung des WAZA-Tierschutzziels 2023, die kürzlich eingeführten WAZA-Interaktionsrichtlinien für Tierbesucher, Expedias Tierschutzrichtlinie und die Arbeit der WAZA mit der Internationalen Luftverkehrs-Vereinigung (IATA). Es wurde über Fortschritte bei den WAZA-Nachhaltigkeitsverpflichtungen mit dem Forest Stewardship Council (FSC) und dem Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) sowie mehr über die WAZA-Kurzbroschüre zum Thema Einwegplastik berichtet.

Neue Strategien

Zwei neue Strategien wurden vorgestellt. Karen Fifield, Mitglied des WAZA Council und Vorsitzende des Ethik- und Tierschutzausschusses, stellte die Strategie „Unseren Planeten schützen – die WAZA-Nachhaltigkeitsstrategie“ vor.

Dr. Sarah Thomas vom Auckland Zoo stellte die neue Strategie „Sozialer Wandel zur Erhaltung – Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie“ vor. Die Strategie ist eine Gemeinschaftsarbeit der WAZA und des Verbands internationaler Zoopädagogen (IZE) und die erste einheitliche globale Strategie zur Bildung im Naturschutz.

WAZA Ehrungen

Die WAZA gab anlässlich der Konferenz auch die Gewinner der WAZA Awards 2020 bekannt. Die höchste Auszeichnung des Jahres, der Heini Hediger Award, wurde Prof. Dr. Jörg Junhold, Direktor im Zoo Leipzig, in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste und seines Engagements für die Zoogemeinschaft verliehen.

Die Detroit Zoological Society wurde am zweiten Tag der WAZA-Jahreskonferenz mit dem WAZA-Preis für ökologische Nachhaltigkeit und damit für ihre nachhaltigen Anstrengungen zur Verringerung der ökologischen Auswirkungen durch ihr Programm einschließlich klarer und erreichbarer Ziele zur Abfallreduzierung und -vermeidung ausgezeichnet.

Der WAZA-Naturschutzpreis wurde dem Georgia Aquarium (USA) für seinen ganzheitlichen Ansatz zum Schutz des Walhais verliehen, der ein Gleichgewicht zwischen wissenschaftlichem Lernen, Habitatschutz, Bildung, Kapazitätsaufbau und Fürsprachearbeit zur Verbesserung der Ergebnisse für diese charismatische Art seit 2004 herstellt.

Resumee

Die Konferenz ging am Donnerstagabend mit der Jahreshauptversammlung zu Ende. WAZA-Präsident Prof. Theo B. Pagel berichtete ausführlich über die letzten 12 Monate der WAZA und das Budget für das nächste Jahr wurde beschlossen. Unterm Strich war es wieder beeindruckend, was der Weltzooverband auf die Beine gestellt hat. Prof. Pagel sagt: „Jetzt gibt es neben der Welt-Zoo-und-Aquarium-Naturschutzstrategie und der WAZA Tierschutzstrategie auch eine über Nachhaltigkeit und über Naturschutz-Biologie – das kann sie sehen lassen. Es verdeutlicht, dass die Mitgliedzoos ihre Aufgabe ernst nehmen und einen wesentlichen Beitrag zum Natur- und Artenschutz, aber auch in der Bildung erfüllen. Moderne Zoologische Gärten und Aquarien sind wichtiger denn je.“

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