Seit 2017 gehen die Goethe-Institute in Europa zusammen mit über 50 Partner*innen in dem Projekt „Freiraum“ der Frage nach, was Freiheit heute in Europa bedeutet. Wo ist sie in Gefahr, wie lässt sie sich stärken? Freiräume werden eingeschränkt durch wachsende nationalistische und populistische Strömungen. Aktuell beeinträchtigen Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und Grenzschließungen im Zuge der Corona-Pandemie persönliche und öffentliche Freiheiten in Europa.
Mit dem hybriden „Freiraum Festival“ stiftet das Goethe-Institut nun anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft gemeinsam mit den Partner*innen der Freiraum-Plattform offene Dialoge über den neuen, pandemischen Realitäten in Europa und zu solidarischem Handeln für eine widerständige und inklusive Gesellschaft. Das Programm vom 30. Oktober bis 1. November versammelt eine Vielzahl europäischer Stimmen und Perspektiven. Es besteht aus einem europaweit zugänglichen Online-Programm mit Voraufzeichnungen und Live-Diskussionen, Vorträgen und Performances sowie physischen lokalen Veranstaltungen in 20 europäischen Städten von Brüssel, Berlin über Athen, Turin und Prag. Eine digitale Pressekonferenz am 15. Oktober informiert vorab über das Programm.
Die Eröffnung des Festivals am Abend des 30. Oktobers wird live auf der Festival Webseite (www.freiraumfestival.eu) in ganz Europa übertragen. Nach der Begrüßung durch Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, verliest die Slam-Poetin Samira Saleh in Brüssel das „Freiraum Manifest“ und überreicht es offiziell an Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend – ein Parteiergreifen für gelebte Diversität in Europa. Im Anschluss folgt die Keynote „,Start worrying. Details to follow…‘ – Überlegungen zum Stand der Freiheit in Europa“ des bulgarischen Politologen Ivan Krastev. In einer Podiumsdiskussion spricht Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, mit der Soziologin Eva Illouz und Ivan Krastev über eine neue Normalität nach dem Lockdown. Im Zentrum stehen dabei die Fragen: Welche neuen Geschichten von Europa können wir gemeinsam entwickeln und uns gegenseitig erzählen? Wer wollen wir sein, und wo wollen wir gemeinsam hin? Was benötigen wir, um die Europäische Union und Europa insgesamt als politisches, wirtschaftliches, kulturelles und gesellschaftliches Projekt voranzubringen? Die Debatte findet statt im Rahmen der Reihe „Neue Wir-Erzählungen“, die das Goethe-Institut mit dem ARD-Verbindungsbüro Brüssel und der Wochenzeitung „Die Zeit“ veranstaltet.
Am zweiten Festivaltag (31. Oktober) eröffnet Eva Illouz das europaweite Online-Programm mit ihrem Vortrag „Kann das Zuhause in einer krisengeschüttelten Welt einen sicheren Hafen bieten? Gedanken zu den politischen Folgen von Covid19“. Die Soziologin und Schriftstellerin beleuchtet darin die vielbeschworenen „eigenen vier Wände“ als Zufluchtsort und Gefängnis gleichermaßen. Im Anschluss an die Keynote widmen sich zwei Diskussionsrunden mit Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen wie etwa dem italienischen Schriftsteller und Medientheoretiker Franco Bifo Berardi, der italienischen Professorin für Kulturwissenschaften und Digitale Medien an der Universität Neapel „L’Orientale“ Tiziana Terranova, und dem in New York lebenden britischen Künstler Liam Gillick unter anderem der Rolle sozialer Bewegungen und der Frage, wie sich in Europa neue Solidaritäten und Allianzen stiften lassen. Die Podien werden ergänzt durch künstlerische Interventionen, experimentelle Performances und Live-Verbindungen mit den lokalen Veranstaltungen der Freiraum-Partner*innen. Ein Moderator*innen-Duo führt im Live-Studio als „Master of ceremonies“ durch das Festivalprogramm.
Am 1. November 2020 wird das Online-Programm in Zusammenarbeit mit dem Projekt Common Lab des Goethe-Instituts weitergeführt. Unter dem Motto „State of the Arts – Neue Formate und ein neues Publikum“ diskutieren Kunst- und Kulturschaffende aus ganz Europa und aus den Vereinigten Staaten wie etwa Thomas Oberender, Helgard Haug, Daria Mille, Julieta Aranda oder Mark Titchner die durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen neuen Herausforderungen für die Kunstwelt in den Bereichen Produktion, Verbreitung, Vertrieb und Rezeption von Kunstwerken. Gleichzeitig blicken sie auch auf Möglichkeiten für neue Formate, die Einbeziehung des Publikums und die Repräsentation von Widerstand.
Lokale Events vor Ort
Neben dem Online-Programm finden in 20 europäischen Städten zahlreiche physische Veranstaltungen unter Einhaltung coronabedingter Hygienemaßnahmen statt. So wird in Berlin Yasser Almaamoun von der Plattform Nachwuchsarchitekten zusammen mit dem Büro für Klimakultur eine Finissage zur Ausstellung über den Inselrundweg auf dem Mierendorffplatz organisieren und einen „pop-up“ Treffpunkt anbieten, wo Bürger*innen sich live vor Ort zur Frage austauschen können: „Wie verändert der Klimawandel unsere Städte und welche Auswirkung hat dies auf kollektive und individuelle Freiheit?“. In Dresden widmet sich das Kunsthaus Dresden Fragen der „Empathie“. Ein*e lokale*r Künstler*in wird eingeladen, um im Kunsthaus zu arbeiten und individuelle, künstlerische Arbeitsprozesse sichtbar zu machen. Ein Gespräch des*r Künstler*in mit der Künstlerin Fatma Bucak ergänzt das Dresdener Freiraum-Programm.
Digitaler europäischer Presselunch zum Freiraum Festival
Datum: 15. Oktober 2020, 12.30 Uhr (MESZ)
Anmeldeformular zum Presselunch via Zoom:
Vorstellung des Programms und Highlights durch die Projektleitung des Goethe-Instituts. Künstlerische Intervention von Jane Dudman (Künstlerin, Kuratorin, Forscherin) und Edit Pula (Künstlerin, Kuratorin, Musikproduzentin, künstlerische Leiterin, Produzentin des Cloud Festivals)
Detailliertes Festival-Programm (EN)
Medieninformationen (EN/DE)
Freiraum-Projekt (EN/DE)
Weitere Informationen zu den deutschen Freiraum-Partner*innen:
www.plattformnachwuchsarchitekten.de
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„Freiraum“ ist ein Projekt des Goethe-Instituts und geht seit 2017 gemeinsam mit 53 Akteur*innen aus Kultur, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in 42 Ländern Fragen zum Stand der Freiheit in Europa nach. Das Freiraum Festival wird in Zusammenarbeit mit einem Kurator*innenteam aus dem Partnernetzwerk und unter der künstlerischen Leitung von ArtBOX Creative Arts Management organisiert. Der letzte Tag findet in Zusammenarbeit mit Common Lab statt, einem Exzellenzprojekt des Goethe-Instituts Thessaloniki & ArtBOX und TIF-Helexpo (GR).
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 157 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. Als nationales und europäisches Kulturinstitut setzt sich das Goethe-Institut ein für die Vision einer fortschreitenden europäischen Integration und plädiert in seinen Aktivitäten kontinuierlich für die weitere Stärkung der Werte der Europäischen Union – Freiheit, Gleichheit und Offenheit. In Europa unterhält es insgesamt 52 Institute.
Weitere Projekte des Goethe-Instituts im Rahmen der Deutschen EU-Ratspräsidentschaft:
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