Kritik an unzureichenden Hilfen von Bund und Ländern
Staatliche Hilfen, von denen Brauwirtschaft und Gastronomie profitieren könnten, werden von der Branche überwiegend als nicht ausreichend bewertet. Mehr als die Hälfte der Brauereien (54 Prozent) wünscht sich mehr Hilfe von Bund und Ländern. Nur ein Viertel (25 Prozent) gab an, dass die Unterstützung des Staates ausreichend sei.
Viele der befragten Brauereien fordern eine Beibehaltung der bis 31. Dezember 2020 befristeten Mehrwertsteuersenkung und analog zu Speisen eine Ausweitung auf Getränke in der Gastronomie. Eine zentrale Forderung an die Länder ist es, Außengastronomie auch im Herbst und Winter zu ermöglichen. Alle Betriebe mit reiner Schankgastronomie sollten die Möglichkeit erhalten, den Betrieb mit reduzierter Besucherzahl unter bestimmten Auflagen wiederaufzunehmen. Für die Braubetriebe wird mehr Flexibilität bei den Genehmigungen staatlicher Hilfsanträge bei gleichzeitig weniger Bürokratie eingefordert. Ein wichtiges Anliegen ist auch die Verlängerung von Insolvenzmeldepflichten. Viele Betriebe sprechen sich explizit für eine Aufhebung der Stundungsregelung für die Biersteuer aus bzw. einen Erlass bis zum Ende der Corona-Einschränkungen. Ein häufig geäußerter Wunsch ist auch die Rückkehr zur alten Biersteuermengenstaffel.
Kritische Situation in der Gastronomie – Leergutversorgung bleibt angespannt
Die wirtschaftliche Lage der Gastronomiebetriebe in ihrem jeweiligen Kundenkreis stufen die befragten Brauereien überwiegend als kritisch ein. Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 für eine eher entspannte und 10 für eine sehr kritische Lage steht, gaben sie durchschnittlich einen Wert von 7 an.
Die Leergutsituation in der deutschen Brauwirtschaft bleibt angespannt, immer wieder kommt es regional zu Engpässen bei Flaschen und Kästen. Die Brauereien schätzen die Leergut-Versorgung ihrer Brauerei gegenwärtig mit einem Wert von 4 ein, wobei auf der Skala 1 für „keine Engpässe“ und 10 für „gravierende Engpässe“ steht.
Knapp 70 Prozent der Brauereien kürzen ihre Werbeetats
So wie zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft bereits angekündigt haben, ihre Werbeaktivitäten und Budgets in diesem Jahr zu reduzieren, wollen auch mehr als Zweidrittel (69 Prozent) der befragten Brauereien in 2020 die Werbeausgaben im Vergleich zum Vorjahr kürzen. Nur eine Minderheit von 23 Prozent der Brauereien kündigt an, die Werbeausgaben nicht zu verändern. Acht Prozent der Unternehmen wollen ihre Werbeaktivitäten ausweiten.
DBB-Präsident Dr. Jörg Lehmann warnt vor Pleitewelle
„Die Umfrage unterstreicht: Für die deutsche Brauwirtschaft ist 2020 eines der schwierigsten Jahre ihrer Geschichte“, sagte der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, anlässlich der Vorstellung der aktuellen Branchenumfrage in Berlin. Auch wenn sich der Handelsabsatz in Teilen erholt habe und sich die Situation in manchen Exportmärkten entspanne, bleibe der Fassbierabsatz im Keller. „Der stark eingeschränkte Betrieb der Gastronomie und die Absage zehntausender Veranstaltungen und Feste schlägt direkt auf die Brauereien durch“, so Lehmann. Je höher der Gastronomie-Anteil einer Brauerei, desto massiver seien die Umsatzeinbrüche. „Einzelne Braubetriebe mussten in den zurückliegenden Monaten Umsatzrückgänge von mehr als 70 Prozent verkraften – und die Durststrecke ist noch lange nicht zu Ende.“
DBB-Präsident Dr. Jörg Lehmann und Hauptgeschäftsführer Holger Eichele betonten, der Deutsche Brauer-Bund stehe solidarisch an der Seite der Hotel- und Gaststättenverbände sowie der Veranstaltungsbranche und fordere von der Politik ein klares Bekenntnis zum Erhalt der gastronomischen Strukturen in Städten und Gemeinden. „Die Gastronomie und die Veranstaltungswirtschaft befinden sich in akuter Not. Für die einen war der Neustart bislang wegen der niedrigen Gästezahlen wenig rentabel, die anderen werden noch auf Monate hinaus nicht öffnen dürfen“, sagte Lehmann. Noch sei völlig unklar, wie die Branchen den Herbst und den Winter durchstehen sollen. Brauer-Präsident Lehmann: „Viele Hotels, Kneipen, Bars, Clubs, Restaurants, Konzerthallen und Messen stehen am Abgrund. Wir brauchen eine Politik mit Augenmaß, die bereit ist zu einer ehrlichen Analyse und einer offenen Diskussion. Ziel muss es sein, wirksame Strategien und Hilfen auf den Weg zu bringen, die dem in Not geratenen Gast- und Veranstaltungsgewerbe ein Überleben sichern. Wenn nichts geschieht, droht spätestens im nächsten Frühjahr eine Pleitewelle, wie wir sie nie zuvor erlebt haben.“
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