Mobilitätsstudie: Ruhrgebiet ist Autoland

Im Ruhrgebiet spielt das Auto eine größere Rolle als in allen anderen deutschen Ballungsräumen. Egal, ob im Berufs- oder Freizeitverkehr, die Menschen nutzen in Duisburg, Dortmund und Essen das Auto deutlich stärker als in den anderen deutschen Großstädten. Das geht aus der Mobilitätsstudie „Mythos Mobilitätswende – die Disruption steht noch bevor“ der Marktforschung der Motor Presse Stuttgart und des Beratungsunternehmen MHP hervor, aus der die Zeitschrift auto motor und sport in ihrer am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet. Die Stuttgarter Forscher befragten im Februar noch vor der Coronakrise 3000 Einwohner der 15 größten Städten Deutschlands wie beispielsweise Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und Dresden.

Das Auto und der ÖPNV sind zwar mit Abstand die meistgenutzten Fortbewegungsmittel in Großstädten, aber mit starken Unterschieden. Wie stark das Auto zum Pendeln, Einkaufen oder in der Freizeit genutzt wird, hängt dabei stark vom ÖPNV-Angebot und den Entfernungen ab. Allerdings wird das Angebot in den Großstädten stark unterschiedlich bewertet, die Städte im Ruhrgebiet schneiden dabei am schlechtesten ab. So stufen nur 33 % der Befragten in Duisburg die ÖPNV-Anbindung ihres Wohnortes als sehr gut ein, in Dortmund und Essen sind es 52 %. Damit bilden die drei Städte das Schlusslicht der 15 größten Städte in Deutschland. In Dresden bezeichnen dagegen 77 % die Anbindung durch den ÖPNV als sehr gut, 74 % sind es in Hannover. Es folgen Stuttgart (70 %), Frankfurt am Main (69 %), München (68 %) und Berlin (65 %). Diese Bewertung schlägt sich entsprechend in der Autonutzung wieder. So nutzen 45 % der Duisburger für ihre häufigste Strecke in der Freizeit ausschließlich das Auto, in Dresden sind es nur 21 %. Dagegen nutzen für diese Strecke Duisburger in 6 % der Fälle den ÖPNV, in Dresden sind es jedoch 18 %, in Berlin als Spitzenreiter sogar 22 %.

Ähnlich schlägt sich die ÖPNV-Anbindung auf die Nutzung des Autos für den Weg zur Arbeit nieder. Im Schnitt fahren in den 15 Großstädten 33 % der berufstätigen Befragten nur mit dem Auto zur Arbeit, 30 % kombinieren mehrere Verkehrsmittel wie Auto und ÖPNV oder Fahrrad und ÖPNV. Allein auf den ÖPNV verlassen sich 25 %, nur mit dem Rad fahren 6 % und ausschließlich zu Fuß gehen 4 %. Dass das Auto immer noch die Nr. 1 im Berufsverkehr ist, liegt an der Zeitersparnis. Im Schnitt aller Städte spart die Fahrt mit dem Auto 40 % Zeit im Vergleich zum ÖPNV. Am größten ist die Zeitersparnis mit 64 % in Köln, gefolgt von Hannover (55 %), Dortmund (52 %) und Duisburg (48 %).

Entsprechend pendeln besonders viele mit dem Auto, je länger der Weg zur Arbeit ist und das ÖPNV-Angebot als nicht leistungsfähig angesehen wird. So fahren im Ruhrgebiet so viele mit dem Auto zur Arbeit wie in keiner anderen der untersuchten Städte. In Duisburg pendeln 58 % der Befragten mit dem Auto, in Essen sind es 51 %, in Dortmund 48%. Dagegen liegt der Anteil der Autofahrer in Leipzig, Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin, Dresden, Hannover und München unter 30 %. In München ist er mit 21 % am niedrigsten.

Kein Wunder, dass auf die Frage, wie wichtig den Befragten der Besitz eines eigenen Autos ist, im Ruhrgebiet die meisten mit „sehr wichtig“ antworten. In Duisburg ist 62 % der Autobesitz sehr wichtig, gefolgt von den Befragten in Essen (51 %) und Dortmund (48 %). In Berlin ist das eigene Auto dagegen nur noch 28 % der Befragten sehr wichtig, in München und Frankfurt am Main jeweils 31 %. Im Schnitt der 15 Großstädte ist für 35 % das eigene Auto sehr wichtig.

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