Der US-Dollar – Drei Fragen an Jean-Baptiste Berthon, Cross-Asset Stratege bei Lyxor Asset Management

Der Safe-Hafen-Status des US-Dollars während der Pandemie erreichte im April seinen Höhepunkt, aber seitdem hat er sich deutlich abgeschwächt. Doch wie sind die Aussichten für den Dollar? Könnte der Druck auf die US-Währung kurzfristig nachlassen oder sieht es eher ungünstig aus? Und welche Auswirkungen hat dies auf andere Finanzwerte? 

Jean-Baptiste Berthon, Senior Cross-Asset-Stratege bei Lyxor AM, steht Rede und Antwort.

Wie hat sich der US-Dollar in diesem Jahr bisher entwickelt?

Der Dollar steht seit einiger Zeit unter Druck, aber seine Entwicklung gegenüber anderen Währungen war uneinheitlich. Während er gegenüber dem Euro und anderen Safe-Hafen-Währungen wie dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken an Wert verlor, zeigte sich der Dollar gegenüber dem britischen Pfund und den Währungen des Rohstoffblocks widerstandsfähiger. Gegenüber Schwellenländer-Währungen ist er jedoch stark gestiegen.

Rückblickend erlebte der Dollar ab 2018 eine Hausse, die zunächst durch fiskalische Anreize angekurbelt und dann durch den eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China im Jahr 2019 weiter gefördert wurde. Währenddessen war Europa in die Brexit-Saga verstrickt und spürte die Auswirkungen von Trumps Handelskrieg.

Als die Pandemie Anfang 2020 ausbrach, schnellte der Dollar aufgrund der starken Liquiditätsnachfrage in die Höhe, wobei die Währungsswaps der Fed die Dollar-Finanzierungsprobleme milderten. Seitdem befindet er sich auf einem stetigen Abwärtstrend, und etwa die Hälfte der Hausse des Dollars seit 2018 wurde allein in den letzten drei Monaten eingebüßt.

Die dramatische Verschlechterung der außenwirtschaftlichen Position der Vereinigten Staaten – mit rekordverdächtigen fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen, die durch eine massive Bilanzausweitung der Fed finanziert wurden – sowie das schrumpfende Wirtschaftswachstum und die geringeren Zinsunterschiede gegenüber dem Rest der Welt – ausgelöst durch die Covid-Politik Washingtons – stellte den Status des US-Dollars als Weltreservewährung in Frage. Zugleich trieb dies den Goldpreis auf fast historische Höchststände.

Wird sich der Abwärtstrend des Dollars fortsetzen?

Kurzfristig könnte der Dollar durchaus eine Atempause genießen, da einige dieser negativen Faktoren wahrscheinlich etwas nachlassen werden. Die Covid-Fälle tendieren in den USA – wenn auch von einem Hochpunkt aus – nach unten, während sie in anderen Ländern wieder zunehmen. Die relative Underperformance der US-Wirtschaft wird sich wahrscheinlich ebenfalls abschwächen, da andere Volkswirtschaften derzeit ihre eigenen Virusbeschränkungen verschärfen. Der, wenn auch mühsame, Fortschritt der US-Gesetzgeber bei der Einigung auf ein neues Paket zur Vermeidung einer Fiskalklippe (Cares 2.0) ist ebenfalls kurzfristig positiv für den Dollar und mildert die Befürchtungen, dass die öffentlichen Finanzen der USA außer Kontrolle geraten könnten. Das britische Pfund könnte ebenfalls schwächeln, wenn die Brexit-Verhandlungen sich bis zur Deadline hin intensivieren. Und zuletzt wird die Dollarschwäche technisch ausgeweitet, da Sentiment und Positionierung eine Konsolidierung nahelegen.

Längerfristig erwarten wir jedoch eine weitere Abschwächung des Dollars. Eine anhaltende Erholung der Weltwirtschaft würde die Nachfrage nach US-Dollar-Liquidität weiter untergraben. Die US-Notenbank signalisierte, dass sie bereit ist, ein Überschreiten der Inflationsrate mithilfe von durchschnittlichen Inflationszielen zuzulassen. Dies würde die Zinsunterschiede geringhalten, während ein sich verschlechterndes Doppeldefizit der USA in den kommenden Monaten für nicht abreißende negative Nachrichten sorgen würde. Schließlich könnte die politische Unsicherheit rund um die US-Wahlen im November, die den Wählern die Wahl lassen zwischen höheren inländischen Steuern oder mehr Handelszöllen, die Dollarnachfrage dämpfen.

Unserer Meinung nach sind die Bedenken hinsichtlich des Status des Dollars als Reservewährung jedoch übertrieben. Dollarbestände und -transaktionen dominieren nach wie vor gegenüber den beiden denkbaren Alternativen: dem Euro und Gold. Darüber hinaus wird die geringe Attraktivität des Dollars für Treasuries durch Zuflüsse in Aktien und Anleihen von US-Unternehmen ausgeglichen. Russland und China versuchen, ihre Abhängigkeit vom Dollar zu begrenzen, aber eine völlige Loslösung wäre äußerst problematisch. Darüber hinaus werden sich die Zentralbanken bemühen, jede nennenswerte Devisenaufwertung zu verhindern, die ihre eigenen Volkswirtschaften belasten und den Deflationsdruck verschärfen würde.

Was sind die Auswirkungen auf andere Vermögenswerte?

Wir sehen das Potenzial für einen weiteren Rückgang des Dollars um höchstens 5% bis 10%, was die Lücke zu den Bewertungen der Kaufkraftparitäten (KKP) weitgehend schließen würde. In Verbindung mit massiven globalen Liquiditätsspritzen würde ein schwächerer Dollar die finanziellen Bedingungen weiter entspannen, insbesondere für EM-Volkswirtschaften, die einer Auslandsverschuldung ausgesetzt sind.

Auch die Rohstoffpreise würden steigen, und die Einnahmen der US-Exporteure würden sich erhöhen, da sie ihre Produkte zu wettbewerbsfähigeren Preisen anbieten können. Ja, die USA würden zwar Inflation importieren, aber vorerst nicht annähernd genug, um Alarmglocken auszulösen.

LinkedIn
Twitter

Über Lyxor International Asset Management S.A.S Deutschland

Lyxor Asset Management1 und Lyxor International Asset Management2 (Lyxor Gruppe) gehören direkt bzw. indirekt zu 100 Prozent zur Société Générale. Die Lyxor Gruppe ist ein europäischer Asset Management Spezialist für alle Anlagestile – aktiv, passiv oder alternativ. Von ETFs bis hin zu Multi-Management, mit Assets under Management sowie Assets under Advisory in Höhe von 145,5 Milliarden Euro* entwickelt Lyxor innovative Anlagelösungen, um langfristigen Herausforderungen in der Vermögensverwaltung gerecht zu werden. Dank ihrer Experten sowie ihres Researchs und langjähriger quantitativer Erfahrung kombiniert Lyxor die Suche nach Performance und Risikomanagement.
1 Lyxor Asset Management S.A.S. ist von der „Autorité des marchés financiers" (französische Aufsichtsbehörde) unter der Nummer GP98019 zugelassen.
2 Lyxor International Asset Management S.A.S. ist von der „Autorité des marchés financiers" (französische Aufsichtsbehörde) unter der Nummer GP04024 zugelassen.
* Einschließlich 13,1 Mrd. EUR Assets under Advisory. Äquivalent zu 162,9 Mrd. USD an Assets under Management und Advisory (einschließlich 14,6 Mrd. USD an Assets under Advisory) per Ende Juni 2020.

Lyxor International Asset Management: Der erste Pionier
Lyxor bietet seit 2001 ETFs an, länger als jeder andere europäische Emittent. Mit unserem Pioniergeist haben wir den Markt mitgestaltet, den Sie heute kennen. Wir zählen heute zu den größten1 und liquidesten ETF-Anbietern Europas. Unser weitreichendes Angebot umfasst alle Anlageklassen sowie einige der kostengünstigsten, effizientesten und größten ETFs in Europa2.

Wir bieten über 200 Möglichkeiten, die Märkte zu entdecken und zu erschließen. Egal, ob Sie nach einer wesentlichen Kernanlage oder nach taktischeren Möglichkeiten für einzelne Branchen oder Märkte Ausschau halten – wir haben das passende Produkt. Ganz im Sinne eines Pioniers verschieben wir mit renditesteigernden Strategien und innovativen Lösungen die Grenzen in den Bereichen Anleihen, Smart Beta sowie nachhaltigen und themenbasierten Investments.

Auf welche Pfade Sie sich auch begeben, unsere Qualitäts-Charta gibt Ihnen die Gewissheit, dass jeder ETF dieselben strengen Anforderungen hinsichtlich Performance, Risikokontrolle, Liquidität und Transparenz erfüllt.
1 Lyxor International Asset Management, Stand 31.12.2019.
2 Bloomberg. Daten stammen aus dem Zeitraum 31.12.2018 bis 31.12.2019.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Lyxor International Asset Management S.A.S Deutschland
Neue Mainzer Strasse 46-50
60311 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (69) 7174444
http://www.lyxoretf.de

Ansprechpartner:
Stefanie Henn
Edelman Deutschland
Telefon: +49 (221) 82828-127
E-Mail: teamlyxor@edelman.com
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel