„Dass sich der Erdüberlastungstag dieses Jahr nach hinten verschiebt, ist allein Folge der Corona-Pandemie und noch keine Trendumkehr", sagt Steffen Vogel von Germanwatch. "Wenn dies kein Einmal-Effekt bleiben soll, müssen die Investitionen zur ökonomischen Erholung nach der Pandemie konsequent an Nachhaltigkeit gekoppelt werden. Unsere Wirtschaft darf nicht länger an Profit ausgerichtet sein, der Klimaziele und Menschenrechte untergräbt. Der Ressourcenverbrauch muss sinken."
„Wir stehen bei der Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise weltweit an einem Scheideweg", so Jan Göldner von der NAJU (Naturschutzjugend im NABU). "Entweder wir nutzen die aktuell notwendige Unterstützung der Wirtschaft für Anreize und zukunftsfähige Investitionen in Klima- und Ressourcenschutz oder wir verpassen diese Chance und machen einen riesigen Schritt rückwärts." Mit einem sogenannten Rebound-Effekt würden positive Auswirkungen auf das Klima und die Biodiversität zunichte gemacht, weil zum Beispiel wieder erheblich mehr CO2 ausgestoßen wird, wenn die Wirtschaft sich weltweit erholt hat.
„Wenn wir jetzt nicht ambitioniert umsteuern, wird sich weltweit auch die Kluft zwischen Arm und Reich weiter verschärfen, die Abfallmengen werden weiter zunehmen und es wird teurer werden, diese Krisen abzuwenden – alles auf dem Rücken unserer und künftiger Generationen", sagt Constantin Kuhn aus dem Vorstand der BUNDjugend.
„Unsere auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft geht nach wie vor auf Kosten der Menschen in Ländern des Globalen Südens“, ergänzt Julius Neu von FairBindung. „Ein gutes Leben für alle wird nur möglich, wenn wir unsere Art zu produzieren und zu konsumieren grundlegend verändern.“
Hintergrundinformationen zum globalen Erdüberlastungstag
Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht ist (Earth Overshoot Day). Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenüber gestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch 1,6 Planeten. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären sogar drei Erden nötig (bezogen auf das Jahr 2019). Bei einer Lebensweise wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,2 Erden; würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA bräuchten sie fünf Erden. Während der Erdüberlastungstag in den Siebzigerjahren wegen des geringeren Ressourcenverbrauchs noch in den Dezember fiel, lag er im vergangenen Jahr bereits auf dem 29. Juli.
Daten des Global Footprint Network: www.footprintnetwork.org/resources/data
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