Wirtschaftliche Perspektiven für die Unternehmen und die Unternehmensnachfolge müssen verbessert werden

Der Thüringer Bauernverband (TBV) zeigt sich über den Verkauf der Agrargesellschaft ADIB in Bad Langensalza an die Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH, die zur ALDI-nahen Stiftung Lucas gehört, enttäuscht. „Als Thüringer Bauernverband hätten wir uns gewünscht, dass das Unternehmen in den Händen von Thüringer Landwirt*innen verbleibt.“, so Dr. Klaus Wagner, Präsident des TBV.

Ein Einstieg großer und branchenfremder Investoren in die Landwirtschaft wird innerhalb des Berufsstandes kritisch diskutiert. Letztlich handelt es sich aber um eine freie unternehmerische Entscheidung, die durch einen Beschluss der Mehrheit der Gesellschafter der ADIB GmbH herbeigeführt worden ist. „In unserem Land hat jeder Mensch das Recht, sein Eigentum zu verkaufen, wann und an wen er möchte. Dieses Recht haben die Gesellschafter der ADIB ausgeübt. “, so Wagner.

Der TBV steht dem geplanten Thüringer Agrarstrukturgesetz aufgeschlossen gegenüber, wenn es dazu führt, die wirtschaftlichen Perspektiven für die Unternehmen und die Unternehmensnachfolge zu verbessern. Allerdings sieht der TBV noch erhebliche rechtliche Hindernisse auf dem Weg dahin. So besteht aus Sicht des Verbandes nach wie vor keine verfassungsrechtliche Basis für eine Genehmigungspflicht für den Handel mit Gesellschaftsanteilen oder ganzen Gesellschaften. Schwerpunkt der landeseigenen Agrarpolitik sollte es daher vorrangig sein, die Rahmenbedingungen für die Landwirt*innen so zu gestalten, dass diese stabil wirtschaften können und Nachfolgeregelungen innerhalb der Landwirtschaft möglich sind.

Unbenommen der heutigen unternehmerischen Entscheidung ist die Leistung von Klaus Kliem, die dieser für den Berufsstand und die Landwirtschaft in Thüringen erbracht hat, anzuerkennen: „Klaus Kliem hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Bäuerinnen und Bauern – gleich welcher Betriebsgröße und Rechtsform – mit dem TBV eine geeinte und damit starke Stimme in Thüringen bekommen haben. Als Gründungsmitglied und Präsident des TBV hat Klaus Kliem jahrzehntelang für die Interessen der Thüringer Landwirt*innen gekämpft, hat für die Attraktivität und die Menschen im ländlichen Raum gestritten. Damit hat er sich bleibende Verdienste erworben.“ so Wagner weiter.

Hintergrund

Landwirtschaft steht, wie andere Wirtschaftszweige auch, vor dem Problem der Unternehmensnachfolge. Ein Einstieg ist für junge Menschen häufig nicht ausreichend attraktiv genug, damit diese sich hier auf eigenes wirtschaftliches Risiko engagieren. Grund dafür ist, dass die Landwirtschaft heute auf weitgehend offenen Märkten agiert, unter freiem Himmel (Stichwort: Dürre, Klimawandel usw.) arbeitet und in Deutschland zunehmender, kurzfristiger staatlicher Regulierung ausgesetzt ist. Hinzu kommt die öffentliche Debatte, die sich weitgehend in Vorwürfen erschöpft und keine Problemlösungen aufzeigt.

Stagnierende Preise für landwirtschaftliche Produkte haben zudem zu einem erheblichen Kapitalbedarf in der Landwirtschaft geführt und die Entwicklung der Unternehmen zum Stillstand gebracht. Unter diesen Bedingungen ermöglicht das Engagement von Investoren den Fortbestand erfolgreicher landwirtschaftlicher Unternehmen. Der Thüringer Bauernverband steht in diesem Zusammenhang einem Agrarstrukturgesetz durchaus aufgeschlossen gegenüber, wenn es dazu führt, die wirtschaftlichen Perspektiven für die Unternehmen und die Unternehmensnachfolge zu verbessern.

 

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