Die meisten Bürgerinnen und Bürger kommen demnach nicht nur überraschend gut durch die Krise, auch die Zufriedenheit mit den Entscheidungen der Politik ist hoch. Außerdem haben die Befragten den Eindruck, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei etwas besser geworden.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bielefeld und des DIW Berlin befragen in der Langzeitstudie regelmäßig seit April eine repräsentative Auswahl an Menschen in Deutschland, wie die Corona-Pandemie ihr Leben und ihre Einstellungen zu Politik und Demokratie beeinflusst.
In der aktuellen Befragung sollten die Menschen auf einer Skala mit elf Stufen angeben, wie zufrieden sie mit dem Krisenmanagement von Bund und Ländern und auf kommunaler Ebene sind. Null stand für "ganz und gar unzufrieden" und Zehn für "ganz und gar zufrieden". Demnach lag der durchschnittliche Wert im April und Mai bei 6,7 und damit im oberen Drittel der Antwortskala.
Allerdings sind die Zustimmungswerte zur Regierung auf Landesebene nicht überall gleich hoch. Die Studie zeigt deutliche regionale Unterschiede. So sind die Menschen in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern mit Zustimmungswerten von 7,2 bzw. 7,0 auf der Skala ziemlich zufrieden mit ihren Landesregierungen und der Arbeit von Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten. Die geringste Zustimmung bekommt das Krisenmanagement in Sachsen-Anhalt und Brandenburg: Hier rangiert die Zustimmung bei mittleren Werten von 6,0 bzw. 5,0. Die Werte in Nordrhein-Westfalen liegen zwar mit 6,3 höher, aber dort genießt die Politik der Landesregierung laut Studie bei der Bevölkerung weniger Beliebtheit als die Politik auf Bundesebene. Nur unwesentlich höher und immer noch unter dem Durchschnitt sind die Zustimmungswerte in Thüringen für das Krisenmanagement von Ministerpräsident Bodo Ramelow.
Auffällig ist aber, dass die Zustimmungswerte in den ostdeutschen Bundesländern generell niedriger sind, obwohl es im Osten weniger registrierte Infektionen mit dem Coronavirus gegeben hat. Außerdem zeigt die Studie, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt wieder zu wachsen scheint. Grundlage ist ein Index, den die SOEP-Forscherinnen und -Forscher aus der Zustimmung oder Ablehnung auf mehrere Aussagen berechnen. Das sind Sätze wie: "Im Allgemeinen kann man den Menschen vertrauen" oder "Heutzutage kann man sich auf niemanden mehr verlassen". Die Forscher führen dies auf den Erfolg der Corona-Maßnahmen zurück. Hier hätten viele Menschen gesehen, dass mit gemeinsamer Anstrengung ein mittelfristiges gesellschaftliches Ziel erreicht werden könne.
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