Die federführenden Vereine Ärzte gegen Tierversuche und der Bundesverband Menschen für Tierrechte fordern gemeinsam mit einem Bündnis von 12 weiteren Tierschutzorganisationen von der Bundesregierung, jetzt die Weichen zu stellen für eine moderne humanbasierte Forschung. Im Rahmen der am 1. Juli beginnenden EU-Ratspräsidentschaft hat Deutschland die Möglichkeit, diesen Prozess auch auf EU-Ebene voranzubringen.
„Bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff fließt derzeit viel Geld in die tierexperimentelle Forschung. Doch Tierversuche leisten nicht, was Wissenschaft und Bevölkerung sich davon versprechen. Ein künstlich krank gemachtes, genmanipuliertes Tier kann die Situation eines erkrankten Menschen nicht widerspiegeln. Die Pandemie müsste stattdessen ein Weckruf sein. Angesichts der Bedrohung und des Zeitdrucks darf es kein ‚Weiter so‘ geben“, fordert Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
In dem Offenen Brief äußern die Vereine die Befürchtung, dass es in absehbarer Zukunft keinen Impfstoff gegen COVID-19 geben wird, wenn weiter am Tierversuch festgehalten wird. Dies zeige die Forschung am verwandten SARS-Virus. Nach 10 Jahren erfolgloser Tierversuchs-Forschung hatte man die Versuche, einen SARS-Impfstoff zu entwickeln, aufgegeben. Fakt sei zudem, dass allgemein rund 95% der neuen Medikamente, die im Tier für wirksam und sicher befunden wurden, keine Marktreife erreichen – entweder zeigten sie beim Menschen nicht die erwünschte Wirkung oder sie hätten erhebliche Nebenwirkungen.
Humanbasierte Methoden, die gezielt für den Menschen entwickelt werden, böten stattdessen ein enormes Entwicklungspotenzial. Dieses müsse endlich angemessen gefördert werden. „Was die Bundesregierung in den letzten Jahren diesbezüglich getan hat, ist nicht einmal ansatzweise zufriedenstellend. Eine Förderung der sogenannten 3R-Forschung von unter 1% verglichen mit der Finanzierung der tierexperimentellen Forschung ist ein Armutszeugnis. Und dabei geht dieses Geld nicht einmal in tatsächlichen ‚Ersatz‘, sondern auch in ‚Verbesserung‘ und ‚Reduzierung‘ von Tierversuchen“, erklärt Dipl.-Biol. Julia Radzwill, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.
Für die Vereine ist eine Umschichtung der Forschungsgelder als Teil eines umfassenden Ausstiegs-Konzepts dringend erforderlich. Zudem bedarf es konkreter Sofortverbote, Zielvereinbarungen, Ausstiegsdaten und schneller Anerkennungsverfahren für tierversuchsfreie Systeme. Die Niederlande handelten mit ihrem Ausstiegskonzept beispielgebend. Deutschland soll sich nicht nur im eigenen Land, sondern auch auf EU-Ebene für diese Ziele einsetzen. Am 01. Juli übernimmt Deutschland den Vorsitz des EU-Rats – ein guter Zeitpunkt, dieses immens wichtige Thema einzubringen.
Weitere Infos:
Offener Brief an Bundesministerinnen Julia Klöckner und Anja Karliczek als PDF >>
Kampagnen-Seite www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Die Vereinigung Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. ist seit seiner Gründung 1982 ein wichtiger Teil der Tierrechtsbewegung in Deutschland. Etwa 60 Vereine sowie natürliche Personen sind als Fördermitglieder angeschlossen. Der Verein setzt sich für die Anerkennung und Umsetzung von Tierrechten ein; zu den Schwerpunkten zählen die Bereiche Tierversuche und Nutztierhaltung.
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz tierversuchsfreier Forschungsmethoden im Vordergrund stehen.
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