Darin liefert der Rat auch Veränderungsvorschläge für Indikatoren zu Ernährungssystemen in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und Anregungen für die im Herbst anstehenden GAP-Verhandlungen (Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union). Beispielsweise sollten Preissignale gesetzt werden, um Nachfrageimpulse zu geben sowie ökologische und soziale Kosten in Preisen berücksichtigt werden. Zudem sei die Finanzierung der erforderlichen Maßnahmen auch außerhalb von Steuereinnahmen zu sichern.
„Unserem Ernährungssystem kommt eine Schlüsselrolle zu, um uns gesund und vielfältig zu ernähren, die Biodiversität zu erhalten und das Klima zu schützen. Wir brauchen daher eine systemische Zusammenschau der einzelnen Dimensionen des Ernährungssystems, um eine kohärente Anpassung der Prozesse und Institutionen für ein nachhaltiges Ernährungssystem in, mit und durch Deutschland voranzubringen. Eine bilanzierende Perspektive aller relevanten Indikatoren und kohärente Umsetzung über Sektoren hinweg sind dafür essentiell“, so stellvertretende Ratsvorsitzende Prof. Dr. Imme Scholz.
Der Rat fordert in den Empfehlungen eine Transformation hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen, die den Grundsätzen von Ernährungssouveränität, dem Recht auf Nahrung und dem Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen verpflichtet sind. Nachhaltig seien dabei nur Systeme, die die Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks, wie dem Klimawandel oder Pandemien gewährleisten, ohne dabei die sozialen, ökonomischen und ökologischen Grundlagen der Nahrungsmittelproduktion für zukünftige Generationen zu gefährden.
Prof. Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Ratsmitglied und Präsidentin von Brot für die Welt, erklärte dazu: „Die COVID-19 Pandemie kann eine globale Ernährungskrise auslösen, wird in jedem Fall aber – laut Welternährungsprogramm – die Zahl derer, die unter extremem Hunger leiden, verdoppeln. Deshalb muss bereits jetzt ein regulativer Rahmen gesetzt werden, der die Ernährungssicherheit und –souveränität stärkt, Bauern weltweit Planungssicherheit bietet und Lebensmittelspekulationen verhindert. Die Bundesregierung muss darauf einen Fokus ihrer EU-Ratspräsidentschaft legen.“
Eine aktive Gestaltung der Vernetzung sowohl in Deutschland und der Europäischen Union als auch in anderen Weltregionen, aus denen wir Rohstoffe und Güter beziehen und in die wir Ernährungsprodukte exportieren, sei nötig. Eine konsequente Weichenstellung für ein nachhaltiges Ernährungssystem müsse jetzt erfolgen. Hierfür müssten Transformations- und Kohärenzprozesse entschlossen und umgehend durch die gesamte Bundesregierung eingeleitet werden.
Die gesamte Stellungnahme finden Sie hier.
Dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) gehören 15 Personen des öffentlichen Lebens an. Er wird jeweils für eine dreijährige Amtsperiode von Bundeskanzlerin Angela Merkel berufen. Den Vorsitz führt Dr. Werner Schnappauf, langjähriger bayerischer Umweltminister, stellvertreten von Prof. Dr. Imme Scholz, stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE). Der Rat berät die Bundesregierung zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, benennt dringende Handlungsfelder und trägt vielfältig dazu bei, Nachhaltigkeit zu einem wichtigen öffentlichen Anliegen zu machen.
Inhaltlich und in seinen Aktionsformen ist der Rat unabhängig. Ergebnisse seiner Arbeit sind zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, diverse politische Stellungnahmen zur nationalen und internationalen Nachhaltigkeitspolitik sowie zu Themen wie Digitalisierung, Klima, Rohstoffe, Plastik, Landwirtschaft. Der Rat bringt Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister zum Dialog "Nachhaltige Stadt" zusammen, hat den Peer Review 2018 zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie organisiert und moderiert, er vernetzt Akteure durch die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) und fördert Projekte zur Alltagskultur mit diversen Ideenwettbewerben sowie den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit. Die Mitglieder des Rates werden durch eine Geschäftsstelle unterstützt.
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