Als „sehr schlecht“ bezeichnet Mischak zudem die allgemeine Stimmung in der Landwirtschaft, da die Milch- und Fleischpreise derzeit fallen. „Immer mehr Betriebe wollen aufgeben. Darunter auch Milchviehbetriebe, da sie keine Perspektiven mehr sehen.“
Und dann noch die Trockenheit. Schon jetzt wirkt sie sich beim Wintergetreide aus. Im Bereich Gemünden etwa haben die Bestände zunächst unter dem langen Regen gelitten, dann unter der Trockenheit. Die Böden sind extrem verkrustet. Der Roggen ist nicht genügend gewachsen, sonst steht er in dieser Zeit etwa 30 bis 40 Zentimeter höher. In der Schlitzer Gegend hingegen steht die Gerste schlecht da, sie schiebt – zwei Wochen früher als üblich – bereits Grannenspitzen.
Bei Sommergetreide und Leguminosen ist, ebenfalls in Gemünden, die Hälfte noch gar nicht aufgegangen, die Ackerbohnen sind zu 30 Prozent vertrocknet. Beim Ackerfutter wird teilweise ein verzögertes Wachstum beobachtet, es gibt Sommerungen, die sind gut aufgelaufen, allerdings benötigen sie Wasser. „Vermutlich wird dieses Jahr vermehrt Ganzpflanzen-Silage von Roggen und Gerste gemacht, um dem Grundfuttermangel vorzubeugen“, kann sich Dr. Mischak vorstellen.
Denn: Dem Gras auf den Wiesen fehlt das Wasser, Ertragseinbußen von 20 bis 30 Prozent werden erwartet, in manchen Regionen sogar noch mehr. Gerade im hohen Vogelsberg ist die Entwicklung „mäßig bis schlecht“. Dort werden schon jetzt Flächen beweidet, die eigentlich für die Mahd vorgesehen waren. Auch aus Kirtorf meldet eine Landwirtin, dass die Wiesen zu trocken und zu staubig sind. Eigentlich wären ihre Tiere längst draußen auf den Weiden, jetzt treibt sie sie nur nachmittags für ein paar Stunden raus, weil nicht genügend Futter vorhanden ist.
Ein ähnliches Bild auch in Gemünden. „Normalerweise kommen in der zweiten Aprilwoche die Kühe raus“, erzählt ein betroffener Landwirt, aber noch kann er nicht alle für die Weidehaltung gedachten Flächen nutzen, „weil einfach nichts da ist beziehungsweise das Gras schon wieder braun wird“.
Fazit für das Grünland in den höheren Lagen des Vogelsberges: Der Winter 2019/20 war zwar gut nass und konnte viel von den beiden trockenen Sommern 2018 und 2019 kompensieren. Aber dennoch regnet es aktuell zu selten, um einen guten Bestand für die Grundfutterversorgung zu gewährleisten und den Weidegang der Milchvieh- und Mutterkuhherden in den Betrieben zu ermöglichen.
„Erschwerend kommt in dieser Situation hinzu, dass in den Futterbaubetrieben aufgrund der beiden trockenen Sommer in den Vorjahren kaum noch Vorräte vorhanden sind“, so Dr. Mischak, der abschließend dafür plädiert, sämtliche Möglichkeiten der Futternutzung und –gewinnung zu unterstützen, so sollten beispielsweise die Greeningflächen rechtzeitig freigegeben werden.
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