Wieso ist ein Pflegenetzwerk so wichtig für den Vogelsbergkreis?
Landrat Manfred Görig: Der Pflegeberuf steht bei uns im ländlichen Raum vor einigen Herausforderungen: Auch wir haben mit Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel zu kämpfen. Das Pflegenetzwerk soll eine Initialzündung für mehr Kooperation und kürzere Wege zwischen den Akteuren im Gesundheits- und Pflegesektor sein. Es gibt ein gemeinsames Ziel: Dass die Bürgerinnen und Bürger auch im Alter gut im Vogelsbergkreis leben können. Um das zu erreichen, müssen wir neue Ideen entwickeln und pragmatische Lösungen finden.
Rund 30 Partner sollen dem Pflegenetzwerk künftig angehören. Wie setzen diese sich zusammen?
Dr. Jens Mischak: Mit dabei sind Vertreter von ambulanten Pflegediensten, Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern, Pflegeakademie, der Agentur für Arbeit, der Fachstelle Gesundheitliche Versorgung des Vogelsbergkreises und des Pflegestützpunktes. Das Pflegenetzwerk wurde initiiert und soll koordiniert werden von der Arbeitsgruppe „Pflege im Vogelsbergkreis“, die im Handlungsfeld Pflege des Bündnisses für Familie angesiedelt ist. Diese Arbeitsgruppe ist sozusagen der Vorreiter des Netzwerkes: Hier arbeiten seit sechs Jahren Akteure der bereits erwähnten verschiedenen Gruppen zum Beispiel an dem Thema Fachkräftemangel in der Pflege. Diese Gruppe soll aufgrund der gelungenen Zusammenarbeit auch weiterhin eine zentrale Stellung haben, indem sie das Netzwerk koordiniert.
Den Pflegestützpunkt gibt es seit 2010 im Vogelsbergkreis und er ist bereits sehr gut vernetzt. Es wird dort rund um das Thema Pflege beraten und Angehörige sowie Pflegebedürftige werden dabei unterstützt, die für sie notwendigen und gewünschten Hilfestrukturen zu finden, zu planen und umzusetzen. Inwiefern profitiert der Pflegestützpunkt von einem Pflegenetzwerk?
Landrat Manfred Görig: Eine gute Beratung der Klienten ist nur mit einem aktuellen und detaillierten Wissen zu regionalen Anbietern möglich. Deshalb stehen die Mitarbeiterinnen der beiden Standorte des Pflegestützpunktes in Alsfeld und Lauterbach in regelmäßigem Kontakt zu den unterschiedlichen Akteuren im Pflegesektor und nehmen auch an Arbeitsgruppentreffen teil. Die Anzahl und Vielfalt der Akteure und Themen ist groß und es kommen stetig neue dazu. Im geplanten Pflegenetzwerk Vogelsbergkreis könnte der Pflegestützpunkt seine bestehenden Kontakte vertiefen, neue knüpfen und für aktuelle Herausforderungen im Bereich Pflege gemeinsam nach Lösungen suchen. Dabei könnten alle Netzwerker, beispielsweise Krankenhäuser, ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder Kostenträger ihr Wissen einbringen und somit zur Weiterentwicklung der bestehenden Versorgungsstrukturen im Vogelsbergkreis beitragen.
Wie könnte eine Kooperation innerhalb des Netzwerkes konkret aussehen?
Dr. Jens Mischak: Im Rahmen des Netzwerks könnten die Partner beispielsweise den Expertenstandard Entlassungsmanagement für den Vogelsberg konkretisieren, in dem zum Beispiel ein einheitlicher Entlass- und Überleitungsbogen entwickelt wird. Denkbar wären zudem gemeinsame Maßnahmen für die Öffentlichkeit, um zum Beispiel für die Attraktivität von Berufen in der Pflege zu werben oder die Region Vogelsberg als Wohn- und Arbeitsplatz nach außen zu vertreten. Auch eine vertiefte Kooperation bei der Ausbildung von neuen Fachkräften soll angestrebt werden. Gerade hier liegt durch das in diesem Jahr in Kraft getretene neue Pflegeberufegesetz noch viel Abstimmungs- und Koordinationsbedarf. Zudem kann man im Verbund besser agieren und Konkurrenzdenken zurückstellen.
Wann das Pflegenetzwerk Vogelsbergkreis formell gegründet werden kann, steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass das Netzwerk demnächst seine Arbeit aufnehmen soll.
Den Internationalen Tag der Pflegenden möchten Landrat Manfred Görig und Gesundheitsdezernent Dr. Jens Mischak zum Anlass nehmen, um einen großen Dank auszusprechen: „In der aktuellen Situation wird ganz deutlich, dass das in Deutschland gut aufgestellte Gesundheitswesen ohne die Berufsgruppe der Pflegenden nicht funktioniert. Danke für Ihre Leistung und Ihren unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft! Sie verdienen Respekt, Wertschätzung und Anerkennung. Unser besonderer Dank gilt aber nicht nur dem medizinischen Pflegepersonal: Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behinderteneinrichtungen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kinder- und Jugendeinrichtungen möchten wir ,Danke‘ sagen. Denn gerade in diesen Bereichen ist es schwierig bis unmöglich, Abstandsregeln einzuhalten. Kinder und auch viele Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf brauchen körperlichen Kontakt – trotz der Corona-Pandemie. Vielen Dank, für Ihre Arbeit und Ihr Engagement!“
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